Schoppershof

  • Herrensitz
  • Elbinger Straße 16-20
  • Stadt Nürnberg


Der Nürnberger Stadtteil Schoppershof hat seinen Namen von dem Geschlecht Schopper, das 1267 erstmals aufscheint. 1308 verkaufte Bigenot Ebner dem Götz Schopper Äcker vor dem Laufer Tor, die Lehen der Marschälle von Biberbach (= Pappenheim) waren. Vermutlich entstand auf diesen Grundstücken nicht lange danach der später so genannte Schoppershof, der noch bis ins 16. Jahrhundert Pappenheimer Lehen war. 1356 erhielt nämlich Götz Schoppers Sohn Fritz von Kaiser Karl IV. Waldrechte im Reichswald für das Haus, geheißen der „Durrenhof“. Noch im selben Jahr wurde das Anwesen als „Schoppershof“ bezeichnet, doch hielt sich der alte Name noch längere Zeit.

1370 räumten Fritz Schoppers Söhne Heinrich, Christian, Jakob und Fritz Schopper der Reichsstadt das Öffnungsrecht im Kriegsfall über „das hawse zu dem Dürrenhof, genant zu dem Schübelspühel“ ein. Damals befand sich also bereits ein befestigter Sitz (worauf schon die Bezeichnung „Haus“ 1356 hindeutet) in Schoppershof. Der alte Ortsname „Durrenhof“ (nicht zu verwechseln mit dem Dürrenhof bei Gleißhammer) muss sich daher nicht vom wenig fruchtbaren Sandboden ableiten, vielleicht erinnerte er stattdessen an einen „Thurn“, wie das auch in Dörnhof deutlich wurde [vgl. Dörnhof].

In der Mitte des 15. Jahrhunderts war Schoppershof im Besitz der Brüder Hans und Christian Deichsler, deren Söhne Hans und Berthold 1453 von Marschall Heinrich von Pappenheim mit dem Schoppershof belehnt wurden, nämlich mit dem „hoch haus“ samt dem Garten, der Ziegelhütte und weiterem Zubehör. Diese Bezeichnung dürfte ebenfalls auf ein mittelalterliches Turmhaus hindeuten. Allerdings war Schoppershof bereits im Juli 1449 gleich zu Beginn des Ersten Markgrafenkriegs verbrannt worden. Dementsprechend erhielt Hieronymus Kreß, der den Besitz um 1.100 Gulden von Berthold Deichsler erworben hatte, 1468 in Schoppershof nur ein „purckstall, das man nennt das Hochhaus“ zu Lehen.

1497 wurden die Söhne Anton und Hans Kreß wieder mit dem Hochhaus, Garten, Ziegelhütte usw. belehnt, doch übergeht der Bericht zur Erkundung der Landschaft, vor Ausbruch des Landshuter Erbfolgekrieges 1504 angeordnet, den Sitz zum Schoppershof mit Stillschweigen.

Beim Verkauf des Schoppershofs im Januar 1531 durch Antons Söhne Georg und Christoph Kreß wurde ein dazugehöriger Garten ausdrücklich „Burgstall“ genannt, in dem sich ein Hofhäuslein und eine Sommer­laube befanden. Käufer war der reiche Handelsmann und Güterhändler Bonaventura Furtenbach [vgl. Reichenschwand], der den Sitz diesmal nicht sofort wieder gewinnbringend abstieß [vgl. Oberbürg], sondern über längere Zeit behielt und auch die Lehenschaft der Pappenheimer ablöste. So musste er auch im Zweiten Markgrafenkrieg am 17. Mai 1552 hinnehmen, dass sein Schoppershof von den Nürnbergern niedergebrannt wurde, damit dem Feind im Vorfeld der Stadt kein Stützpunkt geboten würde. Bereits 1557 schritt Furtenbach zum Wiederaufbau von Herrenhaus und Stallung, wozu er im März des Jahres 270 Stämme Bauholz aus dem Reichswald erhielt. 1558 folgten das Voithaus und der Stadel.

Der erneuerte Sitz des vom Kaiser geadelten Bonaventura von Furtenbach entsprach dem typischen Bild eines Nürnberger Weiherhauses, das aus einem massiven Wohnturm bestand, der mit einem beidseitig mit Quadermauerwerk gefütterten Wassergraben befestigt worden war. Auch die vier Ecktürmchen gehen bereits auf den Wiederaufbau zurück. Doch nicht lange danach veräußerte der Bauherr das Schloss zusammen mit dem Sitz Thumenberg 1561 an den reichen Goldschmied Jacob Hofmann, der aber schon 1564 verstarb [vgl. Rummelsberg]. Die Hofmannsche Erbengemeinschaft verkaufte Schoppershof 1569 an Georg Gößwein. Schon im Winter 1569/70 plante dieser einen Anbau an das Weiherhaus, über dessen Ausführung jedoch nichts verlautet wurde. Ein weiteres Baugesuch im Jahr 1572 wurde abgelehnt. 1582 gelangte der Sitz auf dem Erbwege an Gößweins Bruder Carl, der um 1588 in Zahlungsschwierigkeiten geriet und nach seinem Konkurs den Sitz Schoppershof 1589 für 8.500 Gulden an Bartholomäus Viatis veräußern musste.

Viatis stammte aus Venedig, war als 12-jähriger Lehrbub nach Nürnberg gekommen und dort spätestens nach einer lukrativen Heirat und der Gründung einer Handelsgesellschaft zu sehr großem Reichtum gekommen. 1590 erneuerte Viatis nicht nur das Öffnungsrecht und die Verpflichtung, den Sitz nur an Nürnberger Bürger weiter zu veräußern, sondern begann unverzüglich mit baulichen Verbesserungen. Zunächst sollten die Gärtnerwohnung, ein so genanntes Bäckerhaus und die Wohnung des Schlossbauern im Ökonomiehof renoviert werden. Außerdem hatte Viatis vor, aus den bestehenden Gärten einen großen „luest garten zurichten“ zu lassen. 1594 hatte er bereits über 4.000 Gulden verbaut. 1599 beantragte der Kaufmann dann den Anbau eines runden Treppenturms an das Herrenhaus, der alle Geschosse erschließen sollte. Der Ausbau der alten Treppe sollte die Wohnfläche im Wohnturm, der über drei Vollgeschosse und ein zumindest teilausgebautes erstes Dachgeschoss verfügte, erweitern. Womöglich geht auch der Treppengiebel erst auf diesen Umbau zurück.

Da sich Viatis über den zu kleinen und zu feuchten Keller im Haus ärgerte, versuchte man lange vergeblich, den Keller auszubauen. Immer wieder drang jedoch Wasser aus dem Graben ein. 1614 sollte eine völlig neue Kelleranlage mit Hilfe von Isolierschichten aus Lehm eingebaut werden. 1617 bekam der Schlossherr dann einigen Ärger mit der reichsstädtischen Administration, nachdem er ohne Genehmigung einen Mauerturm hatte errichten lassen.

Bereits 1622 verwaltete Martin Peller, der Schwiegersohn des 1624 hochbetagt verstorbenen Bartholomäus Viatis des Älteren, das Schloss. 1642 trat der Sohn Tobias Peller das Erbe an, der auch die Anteile seiner Brüder übernahm. Weil seine Söhne keine männlichen Nachkommen hatten, verkauften sie Schoppershof 1710 an ihre Vettern von der Christoph Pellerschen Linie. Diese bestimmten den Besitz 1723 zu einem Fideikommiss, dessen Nutzung jeweils dem Familienältesten zustand. Dabei werden kaum noch bedeutende Baumaßnahmen überliefert, sieht man von einem Kamineinbau 1671 unter Christoph Peller und dem Anbau eines Chörleins im 19. Jahrhundert ab.

Christoph Gottfried III. Peller von Schoppershof leitete die Familienstiftung bis zu seinem Tod am 30. Oktober 1795; unter ihm wurde nördlich ein eingeschossiger, mit einem Mansarddach überspannter Sandsteinquaderbau errichtet. Die Verwaltung fiel dann an seinen ältesten Sohn Carl Christoph Alexander bis zur Auflösung der Fideikommisse durch die bayerische Gesetzgebung 1808.

Erst nachdem Christoph Carl Friedrich Wilhelm Peller als letzter männlicher Namensträger am 15. August 1870 an den Folgen einer schweren Verwundung im Deutsch-Französischen Krieg gestorben war, verkaufte die Pellersche Erbengemeinschaft 1875 den Herrensitz an die Freiherren von Tucher, die das Gut noch heute besitzen. Die Raumstruktur und die Ausstattung des frühen 17. Jahrhunderts soll weitgehend unverändert geblieben sein. Auch der Ökonomiehof mit seiner eingeschossigen Bebauung ist noch erhalten. Abgänge an den Befestigungsanlagen ereigneten sich im 20. Jahrhundert; ein südwestlicher Eckturm wurde Anfang 1945 im Zweiten Weltkrieg zerstört. Auch die einst beeindruckend großzügige Gartenanlage ist nur noch zum Teil vorhanden, größere Flächen und Teile der Gartenmauer sowie der Gartenbebauung wurden in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts Wohnbebauungen geopfert.

Quellen


StAN Rst. Nbg., Waldamt Sebaldi I Nr. 361.

StadtAN A 1, Nr. 1356 September 27, 1356 Dezember 12.

HallerA Besitz Pappenheimer Lehen, Forschungsakten.

Gatterer, Johann Christoph: Historia genealogica dominorum Holzschuherorum. Nürnberg 1755, Codex diplomatum et documentorum Nr. 16a.

Gelegenhait, Nr. 744, 1956.

Müllner I, S. 328.

NUB Nr. 428.

Literatur


Frank zu Döfering, Karl Friedrich von: Die Kressen. Eine Familiengeschichte. Senftenegg 1936, Sp. 1503-1505.

KDM Stadt Nürnberg, S. 400-402, mit Grundriss des Erdgeschosses und Aufriss der Ostfassade.

Mulzer, Vorstädte, S. 81-83.

Rusam, Herrmann: Schoppershof – das prächtigste Renaissance-Schlößchen vor den Mauern Nürnbergs. In: Frankenland. Zeitschrift für fränkische Landeskunde und Kulturpflege 50 (1998), S. 333-337.

Ruthrof, Renaissance, S. 94.

Schwemmer, Bavaria Ant., S. 18, mit Ölgemälde im Besitz der Familie Tucher des 18. Jahrhunderts, S. 46 f, Ausschnitt aus dem Cnopfschen Skizzenbuch um 1612/14.

Seibold, Gerhard: Die Viatis und Peller. Beiträge zur Geschichte ihrer Handelsgesellschaft. Köln/Wien 1977, S. 74-77, 124-131, 227, 277 f, 399, CXXIV, CXXXIV.

Stadtlexikon Nürnberg, S. 949, mit Sepiazeichnung von J. A. Graff 1685.

Tacke, Andreas: Bartholomäus Viatis im Porträt. In: MVGN 83 (1996), S. 57-59.

Zahn, Anton: Heimatkunde zwischen Erlenstegen und Stadtpark Nürnberg. Nürnberg 1968, S. 6 f, 10-15.


Abbildung

Ansicht des Herrenhauses aus westlicher Richtung, Fotografie: F. A. Nagel 1925 (StadtMN)

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