Laufamholz

  • Herrenhaus
  • Moritzbergstraße 50, 52
  • Stadt Nürnberg


In der älteren Literatur wurde behauptet, dass die Familie Praun um 1685 das zweigeschossige Herrenhaus aus Werksteinen erbaut habe. Dies dürfte ein Irrtum sein. Noch um die Mitte des 17. Jahrhunderts war das Zeidelgut, über das das Waldamt Lorenzi die Grundherrschaft ausübte, nur mit einer bäuerlichen Hofstelle ausgestattet. Bis 1645 wurde es von der Familie Kißkalt bewirtschaftet. Margaretha, Witwe des Konrad Kißkalt, musste es damals Schulden halber für 210 Gulden an Hanns Hunger veräußern. Der Käufer übergab den Hof schon 1651 seinem Sohn Michael Hunger. Noch in der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts geriet das Zeidelgut an den Lederhändler und Genannten des Größeren Rates Cornelius Künzel, der es im Januar 1699 für nun schon 2.500 Gulden an Johann Jakob Imhoff (1627–1702), Pfleger des Stadtalmosens, verkaufte.

Leider spricht nur die Höhe des Kaufpreises für die Existenz des Herrenhauses zu diesem Zeitpunkt, da der Wortlaut des Vertrags keinen Hinweis darauf liefert. Das Herrenhaus scheint als zweigeschossiges, steinernes Wohnhaus erst 1702 auf, als der Käufer bereits verstorben war und die Liegenschaft an seine Töchter Charlotte Katharina und Louise Maria Imhoff vererbt hatte. Die erste Tochter wollte seinerzeit einen zusätzlichen Ofen im Obergeschoss aufstellen, wo sie Räume an Tagelöhner vermietet hatte.

1709 verkauften die beiden Schwestern ihr Erbe an den Wundarzt Johann Pfann und dessen Ehefrau Anna. 1718 erbat sich der Käufer, dessen Bruder Georg ein Herrenhaus in Bruck bei Erlangen erworben hatte [vgl. Bruck IV], die Aufstellung eines Ofens in einer Kammer, wo er im Winter Arzneien aufbewahren wollte. Ende 1723 beantragte Pfann einen Umbau, für den sich sogar der Eingabeplan an das Waldamt erhalten hat. Er überliefert die schon 1709 beschriebene Situation: Der jüngere zweigeschossige Massivbau war südöstlich direkt an das alte Bauernhaus angebaut worden. Der Altbau sollte aufgestockt werden, auch um eine einheitliche Firstlinie zu erreichen. Das genehmigte Vorhaben wurde 1724, wie eine bauseitige Inschrift bezeugt, auch ausgeführt.

Unmittelbar nach der Baumaßnahme wurden 1725 und 1726 größere Darlehn aufgenommen. Dies wurde den Kindern zum Verhängnis, als der Wundarzt um 1730 verstarb. Die Erben mussten, um die Schulden tilgen zu können, 1731 an den Förster Johann Leonhard Zitzmann verkaufen. Der trat den Besitz jedoch schon wenige Monate später, im Januar 1732, für 4.025 Gulden an den Syndikus und Nürnberger Landschreiber Johann Adam Herold ab, der selbst wenige Jahre später starb. Nach einer vertraglichen Einigung mit den Miterben übernahm dessen Witwe Susanna Barbara 1737 den Alleinbesitz. Von ihr ging der Zeidelhof später an die Tochter Maria Sabina, die den Juristen Dr. Johann Kaspar Birkner geheiratet hatte. 1777 trat der Sohn Johann Paul Birkner das Erbe an.

Um 1800 begannen unruhige Zeiten: Der junge Birkner veräußerte die Liegenschaft 1798 an Jobst Christoph Sigmund von Praun, der sie schon 1802 seinem Bruder Sigmund Friedrich Wilhelm von Praun überließ. Dieser verkaufte 1804 an den Müllermeister Johann Ottmann, der den Besitz bereits 1807 an den Nürnberger Kaufmann Karl Benedikt Schwarz und dessen Ehefrau Maria Regina, geborene Weghorn, weitergab. Schwarz, der im frühen 19. Jahrhundert eine Vielzahl von Immobilien im Nürnberger Land erwarb [vgl. u.a. Artelshofen, Henfenfeld], bestimmte das Anwesen, das mittlerweile „Schloß“ genannt wurde, zum künftigen Witwensitz seiner Ehefrau.

Wenige Jahre später änderte das Ehepaar seine Absichten; nach der Erwerbung von Artelshofen und Henfenfeld sowie der Erhebung in den Adelsstand 1816/17 hatte wohl das Interesse an dem kleinen Herrenhaus ohne eigene Gerichtsbarkeit stark nachgelassen. So ver­kaufte es die Liegenschaft in Laufamholz um 1819 an Albrecht Schertel, der sich jedoch derart verschuldete, dass er diese 1820 an Georg Paul Amberger, den Sohn seines Gläubigers Johann Amberger, abtreten musste. Bei dieser Gelegenheit wurde das Herrenhaus als etwa 15½ Meter langes, gut 10 Meter breites „Schloß“ aus Sandsteinquadern beschrieben. Im Erdgeschoss des Hauses fanden sich 1 Stube, 4 Kammern, 1 Küche, der Tennen und eine Kammer über einen Kellerraum; im Obergeschoss 1 Stube, 1 Alkoven, 2 Kammern, 1 Küche und 1 Speisekammer. Unmittelbar angebaut war noch immer das 1724 mit einem Fachwerkobergeschoss aufgestockte alte Bauernhaus. Zum Anwesen gehörten auch 1 Stadel, 1 Schupfe, 1 Backofen, Schweineställe, 1 Brunnen, der Hofraum und ein „Schloßgarten“.

1825 wurde die Landwirtschaft an Michael Schmidt verpachtet, Amberger behielt sich aber die Nutzung des Herrenhauses vor. 1834 teilte er die Liegenschaft, verkaufte einen Teil seinem Pächter und tauschte den anderen mit dem zweigeschossigen Herrenhaus an den bayerischen Staat weg. Es wurde den Forstbehörden überlassen, die hier ein Forstamt einrichteten. Seit 1973 ist hier der Sitz des Forstamts Nürnberg.

Der knapp 10 Meter lange hintere Teil des Gebäudes, das alte Bauernhaus, wurde zu noch nicht geklärter Zeit im 19. Jahrhundert abgebrochen. Zugesetzte Fassadenöffnungen erinnern an die frühere Situation. Der erhaltene Werksteinbau zeichnet sich durch eine Gliederung mit Gesimsen und Ecklisenen aus. Der Volutengiebel ist mit Vasen bekrönt. Im Inneren soll sich das alte Raumgefüge weitgehend bewahrt haben, auch einfache Rahmenstuckdecken blieben erhalten.

Quellen


StAN Rst. Nbg., Waldamt Lorenzi I Nr. 56, 455, 549a, 1490, 1491, 1492, 1493, 1494, 1496, 1497. LG ä.O. Nürnberg Grundakten Steuergemeinde Laufamholz Nr. 34, 35.

StadtAN E 10/21 Nr. 83 I, 92.

Biedermann, Tab. 251.

Literatur


KDM Stadt Nürnberg, S. 375.

Frdl. Mitteilungen von Herrn Heinrich Rodenhäuser, Laufamholz.

Stadtlexikon Nürnberg, S. 615 f, mit Stich des Ortes von J. Trautner.

Wittek, Ansgar: Vom Zeidelgut zum Bürgerschlößchen. In: Der Nürnberger Vorort Laufamholz. Nürnberg 1984, S. 37 f.


Abbildung

Blick auf das Herrenhaus an der Moritzbergstraße von Norden, Fotografie: F. A. Nagel 1911 (StadtMN)

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