Lichtenhof

  • Herrensitz, „Petzenschloss“
  • Wirthstraße 74-76
  • Stadt Nürnberg


Lichtenhof wird erstmals 1358 erwähnt, als Kaiser Karl IV. seinen Kammermeister Swinko Has von Hasenburg mit dem Dorf Lichtenhof belehnte, und zwar als Burglehen zu dem Haus auf der Nürnberger Burg, das er Swinko bereits 1349 gegeben hatte [vgl. Fischbach, Einleitung]. Das Dorf scheint aber zuvor im Besitz der Waldstromer gewesen zu sein, denn am 30. Mai 1377 erhielt Conrad Pfinzing von König Wenzel das Gut, das Haus und die Höfe zu dem Lichtenhof nebst weiteren Reichslehen bei Laufamholz, Mögeldorf usw., die alle von seinem (nach 1355) verstorbenen Großvater Conrad III. Waldstromer herrührten. Dessen Tochter Katharina war nämlich mit Heinrich Pfinzing vermählt, dem Vater Conrads, während der Sohn Conrad IV. Waldstromer mit Anna Has von Hasenburg verheiratet gewesen sein soll, wohl einer nahen Verwandten Swinkos.

Bereits am 21. Mai 1377 hatte Conrad Pfinzing sein „hause zu dem Lichtenhof“ dem Nürnberger Rat geöffnet. Auch sollte die Stadt das Recht haben, dasselbe niederzureißen, sollte dies aus strategischen Gründen nötig sein. Nachdem der Sitz 1358 noch nicht erwähnt wird, dürfte Friedrich August Nagels Annahme zutreffen, erst Swinko Has von Hasenburg habe ihn erbaut.

1405 empfing Sebald I. Pfinzing von König Ruprecht „ein hus mit dem graben und garten“ sowie die Fürreuth und mehrere Güter zu Lichtenhof. 1413 erneuerte König Sigmund die Belehnung, ebenso 1434 für die Söhne Ludwig und Sebald II. Im Ersten Markgrafenkrieg 1449 wurde der Pfinzingsche Sitz mit Nürnberger Kriegsknechten besetzt, die mehrmals Angriffe von Truppen des Markgrafen Albrecht Achilles und des mit ihm verbündeten Pfalzgrafen Otto von Pfalz-Mosbach abwehren konnten.

Nur kurze Zeit nach Kriegsende kam die Lichtenhofer Linie der Pfinzing in einen ernsten Konflikt mit dem Rat der Reichsstadt. Sebalds gleichnamiger Sohn hatte 1452 einen Totschlag begangen und sich in die Freiung des Deutschen Ordens gerettet. Auch der Vater, der sein Nürnberger Bürgerrecht aufgegeben hatte, wurde als „Mörder“ verrufen, verhaftet und zeitweise nach Rothenburg verbannt. Erst Ende 1454 erhielt er durch einen Schiedsspruch 500 Gulden Schadensersatz. Schließlich söhnte sich auf Intervention des Kaisers und des Papstes der Rat 1459 auch mit Sebald II. Pfinzing wieder aus.

Der Versuch des Vaters, im Jahr 1465 „sein hauß zu Liechtenhof mit neuen Gebäuen [zu] befestigen“, wurde durch den Protest der Reichsstadt beim Kaiser verhindert. Der Streit verschäfte sich auch deshalb, weil Sebald Pfinzing inzwischen in den Dienst des „Erbfeindes“ der Reichsstadt, des Markgrafen Albrecht Achilles, getreten war. Kaiser Friedrich III. gebot daraufhin 1471 den unverzüglichen Abbruch dieser unerlaubten Bauten. Ob es dazu kam, ist nicht bekannt; dass aber, wie verschiedentlich behauptet, der Herrensitz von der Reichsstadt zerstört worden sei und dann „mehrere Jahrzehnte in Ruinen lag“, erscheint durchaus fraglich. Möglicherweise betraf der gewaltsame Abbruch nur Gebäude im Vorhof, beispielsweise ein Wirtshaus, das ohne Genehmigung des Rates errichtet worden war. 1504 wird jedenfalls ein „sitzlein“ zu Lichtenhof genannt.

Unter den nachfolgenden Besitzern entspannte sich das Verhältnis zum Rat wieder. 1490 wurde Sebald III. mit Lichtenhof belehnt, nach seinem Tod im Jahre 1511 erbte der gleichnamige Sohn. Der spätere Landpfleger und oberste Hauptmann der Reichsstadt, Sebald IV. Pfinzing, ließ den baufälligen Sitz, den er 1517 dem Rat öffnete, zwei Jahre später „widerumb von stainwerck“ erneuern. Bis dahin war es vielleicht noch ein Fachwerkbau auf steinernem Sockelgeschoss. Dabei wurde der Sitz offenbar noch stärker befestigt: Der Rat bestätigte dem Bauherrn im September 1519, dass dieser mit einem Aufwand von über 500 Gulden nicht nur einen beidseitig gefütterten Wassergraben gebaut habe, sondern auch einen Zwinger und an den Ecken der annähernd rechteckigen Befestigungsanlage überdachte Basteien oder turmartige Streichwehren, die jeweils die Sicherung der Flanken mit Schusswaffen gewährleisten konnten. Prompt folgte 1526 im so genannten „Neugebäuprozess“ eine Beschwerde des Markgrafen gegen den Bau des wohnturmartigen Herrenhauses, das eine Grundfläche von etwa 13½ auf 11 Metern und eine Höhe von 12 Metern einnahm.

Sebald IV. Pfinzing starb 1543 und vererbte Lichtenhof seinen vier Söhnen; die Witwe Katharina, eine geborene von Ploben, erhielt Wohnrecht im Sommer zu Lichtenhof und auf dem Sitz in Fischbach [vgl. Fischbach]. Die Brüder wurden 1544 belehnt. Sebald V. starb 1551 kinderlos und musste daher nicht mehr erleben, wie im Zweiten Markgrafenkrieg am 24. Mai 1552 der Sitz in Flammen aufging. Das Weiherhaus brannte mitsamt der so genannten Marienkapelle unter den Linden, den Nebengebäuden und vier Zinshäuslein im Vorhof ab. 1557 übernahmen die Brüder Konrad und Bertold Pfinzing die Ruine, wobei der wohnturmartige Hauptbau, die „steinen behaussung“, vorerst nicht wiederaufgebaut wurde.

Konrad Pfinzing, nach dem Tod seines Bruders Bertold (1571) Alleinbesitzer, geriet jedoch spätestens um 1575 in Zahlungsschwierigkeiten und schließlich in Konkurs, sodass er sich vor seinen Gläubigern ins markgräfliche Roth retten musste, wo er 1598 unvermählt starb. Die Reichsstadt zog den noch immer weitgehend zerstörten Sitz Lichtenhof (der Nürnberger Rundprospekt von 1577/81 zeigt ihn als ausgebrannte Ruine ohne Dach) für die Gläubiger ein und verkaufte ihn „kommissionsweise“ an den Nürnberger Bürger und Kaufmann Valentin Schönborn, der als Meistbietender 3.800 Gulden geboten hatte und im August 1577 von Kaiser Rudolf II. mit Lichtenhof belehnt wurde. Er brachte den ausgebrannten Hauptbau wieder unter Dach. Nach dem Tod Schönborns fiel der Sitz um 1590 an dessen Tochter Maria, die mit Pius Petz verheiratet war. 1594 plante Petz eine gründliche Renovierung und Instandsetzung vor allem der Nebengebäude. Auf den Resten eines quadratischen Baukörpers, „einem thürnlein gleich antzusehen“, sollte eine Gärtnerwohnung aufgebaut werden. Aus der ruinierten Marienkapelle entstand ein Hirtenhaus. Ein neues Stallgebäude war auch nötig, da der provisorische Stalleinbau im Stadel größere Bauschäden verursacht hatte.

Nach dem Tod des Pius Petz im Jahre 1604 heiratete Maria um 1612 den Kaufmann Hieronymus Hofmann, wobei der Sitz später an die Kinder aus erster Ehe überging. 1620 wurde die Erbengemeinschaft Petz von Kaiser Ferdinand II. belehnt. Möglicherweise war das Hauptgebäude unter Hofmann ab 1614 erneut in Stand gesetzt oder doch zumindest erheblich modernisiert worden. Vielleicht gehört das 1941 noch in Schwarzenbruck erhaltene, zerlegbare Modell dieser Zeit an, das auch die Inneneinrichtung des Schlosses zeigt. Eine Auswertung der mit dem Jahr 1614 beginnenden Rechnungsbücher der Familie Petz ist offenbar noch nicht erfolgt. 1632 soll König Gustav Adolf von Schweden sein Hauptquartier im Schloss eingerichtet haben, als neben dem Herrensitz das schwedische Heerlager aufgeschlagen wurde. Bei einem Überfall kaiserlicher Truppen im 30-jährigen Krieg, vermutlich noch 1632, wurden jedoch verschiedene Nebengebäude niedergebrannt, u.a. die zum Hirtenhaus umgebaute ehemalige Schlosskapelle.

Die Familie Petz, die sich seit dem 17. Jahrhundert nach ihrem Sitz Petz von Lichtenhof nennt, bewohnte den Herrensitz nicht nur selbst, sondern vermietete mehrere Zinswohnungen im Vorhof. Hieronymus Petz wollte 1707 deren Zahl sogar erhöhen und eines der Zinshäuser aufstocken. 1722 folgte eine erhebliche Erweiterung der Stallungen. Nach dem Ende des Alten Reichs 1806 ging die Lehnsherrschaft vom Kaiser auf den bayerischen König über. König Max I. Joseph belehnte 1808 die Brüder Hieronymus, Friedrich Hannibal und Georg Friedrich sowie deren Vetter Georg Gustav Wilhelm Petz. Dessen Enkel Karl Friedrich Ludwig August Petz erwarb nach dem Erlöschen der Wolf Paulschen Linie des Geschlechts (1845) den alleinigen Besitz, der 1848 freies Eigentum geworden war. 1851 veräußerte er einen Anteil am Rittergut an die Witwe seines Onkels Georg Christoph Wilhelm Petz, Susanna Maria Wilhelmine geborene Tucher.

Erhebliche Verluste an alter Bausubstanz brachte ein großer Umbau des Schlosses in den Jahren 1910/11, den der Nürnberger Architekt Rudolph Behringer plante und das Baugeschäft Christian Tauber ausführte. Das äußere Erscheinungsbild wurde vor allem durch den Anbau eines „Vorbaus“ und durch den für die Erneuerung des Treppenhauses notwendigen Abbruch von Teilen der Westfassade verändert. Beim Umbau wurden im alten Schloss die Raumstrukturen des zweiten Ober- und des ersten Dachgeschosses grundlegend verändert, alle Kamine, die Treppe und andere historische Konstruktionen und Putze beseitigt sowie alle alten Fußböden, Öfen, Fenster, Türen und Fensterläden entfernt. Zur Modernisierung des Schlosses zählten der Einbau einer  Dampfzentralheizung, wofür auch eine Erweiterung der Kelleranlage nötig wurde. Dies wiederum führte zum Ausbruch von Fensteröffnungen im Sockelgeschoss. Im Jahr 1912 folgte eine Renovierung der zum Schloss gehörigen Wirtschaftsgebäude, die jedoch 1944 einem Bombenangriff zum Opfer fielen. Städtebaulich wenig glücklich wirkte sich der Bau der Gustav-Adolf-Kirche 1930 aus: Er behindert seither die Sicht auf die Schlossanlage erheblich. Diese gehört bis heute der Petz von Lichtenhofschen Familienstiftung.

Quellen


StAN Rst. Nbg., Ratsbücher Nr. 1b, Bl. 355v. Rst. Nbg., Waldamt Lorenzi I  Nr. 459.  Ft. An., Lehenurk. Nr. 2356, 2362, 2386, 2387, 2395.

StadtAN A 1 Nr. 1377 Mai 21. B 14/I LL Bd. 93, Bl. 150. E 10/21 Nr. 82. E 31 Urk. Nr. 24, 25, 26, 27, 28; Akten Nr. 16, 904, 911, 918, 944, 946; Bände Nr. 37, 38.

HallerA Pfinzing Personalia-Urk. 17. April 1542.

Gelegenhait, Nr. 1872.

Müllner I, S. 345 f; II, S. 505.

Pfalzgr. Reg. II, Nr. 4226.

Reg. Imp. XIII,  Heft 19, Nr. 265, 343, 349, 385-387.

Literatur


Deliciae II, S. 100.

KDM Stadt Nürnberg, S. 294 f, mit Aufriss der Ostfassade.

Lehner-Burgstall, S. 31, 299 f, 306 f.

Mulzer, Vorstädte, S. 80 f.

Nagel, Friedrich August: Die Herrensitze Lichtenhof und Hummelstein. In: MVGN 38 (1941), S. 93-125, 160-164 mit Abb. 1-20.

Pfeiffer, Gerhard: Die Offenhäuser der Reichsstadt Nürnberg. In: JffL 14 (1954), S. 171.

Scharr, Adalbert: Die Nürnberger Reichsforstmeisterfamilie Wald­-stromer bis 1400 und Beiträge zur älteren Genealogie der Familien Forstmeister und Stromer von Reichenbach. In: MVGN 52 (1963/64), S. 24.

Schwemmer, Bavaria Ant., S. 9, Aquarell von J. A. Graff von 1688, S. 39.

Stadtlexikon Nürnberg, S. 631, Radierung von J. A. Boener von 1700, S. 817, Fotografie von 1911.


Abbildung

Ansicht des Herrensitzes von J. A. Graff, aquarellierte Federzeichnung von 1688 (StadtMN)

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