Uttenreuth

  • Herrensitz
  • Esperstraße 22
  • Gemeinde Uttenreuth
  • Landkreis Erlangen-Höchstadt


Im Alten Reich beanspruchte das Markgraftum Brandenburg-Bayreuth die Landeshoheit über Uttenreuth. Dessen Hofstellen verfügten jedoch über Waldrechte im Sebalder Reichsforst, den 1427 die Stadt Nürnberg erworben hatte. Über die Waldnutzung wachte daher das reichsstädtische Waldamt Sebaldi, das auch über Bauanträge zu entscheiden hatte, und zwar unabhängig von der grundherrschaftlichen Zugehörigkeit. Diese Situation hat natürlich zu mancherlei Streitigkeiten geführt.

Auch der Herrensitz zu Uttenreuth verfügte über Waldrechte. Er lässt sich bereits für die erste Hälfte des 14. Jahrhunderts in der Hand der Strobel annehmen. Diese zählten zu den Gefolgsleuten der Reichsministerialen von Gründlach und dann der Hohenlohe-Brauneck und saßen u.a. in Marloffstein, Adlitz, Atzelsberg und Spardorf. Ulrich Strobel, der sich 1345 nach Uttenreuth nannte, stiftete hier eine Frühmesse, die von seinen Söhnen 1348 bestätigt wurde. Noch vor 1400 dürfte Walther Schütz von Hagenbach den Sitz erworben haben, der erstmals für das Jahr 1408 als burggräfliches Lehen in der Hand seiner Erben erscheint. Später waren auch die Reck [vgl. Röckenhof] und Motter [vgl. Eibach] zeitweise im Besitz. 1525 mussten die Schütz erleben, wie ihr Gut ebenso wie der Stammsitz in Hagenbach im Bauernkrieg niedergebrannt wurde.

Das Rittergut wurde schließlich um 1550 dem Markgrafen abgetreten und kurz darauf an den markgräflichen Rentmeister Veit Zick verpfändet. 1575 wurde dessen Schwiegersohn Lorenz Hofmann Pfandinhaber. Der Sitz war im Zweiten Markgrafenkrieg 1552/53 abermals verbrannt und 1576 noch nicht wieder hergestellt. Dies muss aber wenig später erfolgt sein, denn im 1581 begonnenen Uttenreuther Salbuch wird erstmals das neue Herrenhaus bezeugt. 1601 besaß Georg Hofmann, der auch zu Atzelsberg saß, das Pfand. 1616 wurde es wieder eingelöst und danach als Sitz des mark­gräflichen Amtsvogts eingerichtet. Um 1670 bewohnte Andreas Merg als markgräflicher Vogt das nach der Zerstörung im 30-jährigen Krieg wiederhergestellte Herrenhaus.

Im Jahre 1700 wurde das Rittergut Uttenreuth ein­schließlich der Vogteirechte an das Nürnberger Ge­schlecht der Rieter von Kornburg und 1708 an die Winkler von Mohrenfels verpfändet, während die hoheitlichen Befugnisse – Blutgerichtsbarkeit, Hohe Jagd, Jus episcopale (Kirchenregiment) und Steuerhoheit – bei dem Oberamt Baiersdorf verblieben. Erst 1731 wurde Uttenreuth wieder eingelöst und dort erneut ein Verwalter- oder Vogtamt eingerichtet, das dem Oberamt Baiersdorf unterstellt war und seinen Sitz im Schloss hatte. Die neue Behörde wurde 1732 vom brandenburg-bayreuthischen Kommissionsrat und Kriegskommissar Johann Adam Rößler abgelöst, dem 1735 Johann Jacob Wiedemann folgte. 1766 bis 1772 wurde dieser von seinem Schwiegersohn Wilhelm Jacob Friedrich Lips abgelöst. Ab 1772 saß dann der Amtmann Georg Adam Brendel im Schloss.

Nach der Beschreibung des Oberamts Baiersdorf von 1778 soll bereits in den 1760-er Jahren die „vormalige Herrn- oder Beamtenwohnung“, also das „Schloss“, weil sie „auf den Einfall stunde, an den damaligen Amts-Verwalter Lips“ veräußert worden sein, der das Haus „schön repariren lassen, und bei seinem Abgang wiederum verkauft“ habe. Angeblich hat Lips 1768 das baufällige Fachwerkobergeschoss abgebrochen und erneuert. Die östliche Hälfte des Hauses war aber nur eingeschossig, daran schloss sich das heute noch erhaltene schmale Nebengebäude an, damals ebenfalls aus Fachwerk.

1778 befand sich „das ehemalige Amtshaus nebst Stadel und Neben-Gebäu“ im Besitz des Nürnberger Kaufmanns Daniel Kurzmandel, der jedoch in wirtschaftliche Schwierigkeiten geriet, sodass das Anwesen in Uttenreuth zwangsversteigert wurde. Der Gold- und Silberdrahtfabrikant Johann Christoph Brater, Schwager des verstorbenen Amtmannes Brendel, gab das Höchstgebot ab. Beim Waldamt Sebaldi kündigte der Käufer 1780 an, Bauholz für eine dringend erforderliche Instandsetzung und einen Umbau des Herrenhauses zu benötigen. Brater gab auch bekannt, dass seine Schwester, die als Teil ihrer Witwenpension die Uttenreuther Zolleinnahmen beanspruchen durfte, dort wohnen würde. 1785 wurde das Gesuch nochmals vorgetragen, sodass die Baumaßnahme dann um 1785/86 erfolgt sein wird.

Um 1800 ging das Herrenhaus für kurze Zeit an den in Erlangen wohnhaften Freiherrn von Blonay, der in Uttenreuth 1804 auf tragische Weise verstarb. Daraufhin folgten mehrere Besitzwechsel, bis es vom Metzgermeister Johann Endres aus Kalchreuth erworben wurde. Im ehemaligen Herrenhaus wurde nun eine Gastwirtschaft eingerichtet, was aber erst nach einer Erweiterung des Gastbetriebs nach 1955 zu erheblichen Veränderungen am historischen Bestand geführt haben soll. Vermutlich wurde auch erst bei dieser Gelegenheit die Osthälfte des Hauses aufgestockt und so der langrechteckige Zweigeschosser hergestellt, dessen Satteldach nach Westen abgewalmt ist. Heute leidet das Gebäude, in dem nach wie vor eine Speisegaststätte untergebracht ist, unter den Ergebnissen wenig denkmalgerechter Modernisierungen, bei denen auch die schönen geohrten Fensterfaschen verschwanden. Lediglich die Ecklisenen erinnern noch an die einstige repräsentative Funktion des früheren Herrenhauses.

Quellen


StAN Rst. Nbg., Waldamt Sebaldi II Nr. 257, 294. Reg. v. Mfr., Lehenakten Nr. 6005, 6021.

Gelegenhait, Nr. 571.

Memmert, Rudolf: Materialsammlung zur Geschichte des Verwalteramtes Uttenreuth. Mskr. im Besitz des Heimat- und Geschichtsvereins Erlangen.

Literatur


KDM Erlangen, S. 145.

Kunstmann, Südwestliche Fränkische Schweiz, S. 265-268.

Paulus, Erich / Paulus Regina: Uttenreuth. Geschichtsbuch über ein fränkisches Dorf am Rande der Stadt. Uttenreuth 2001, S. 35-52, 63-68, 124-126, 129.

Rhau, Johann Leonhard: Versuch einer topographischen Beschreibung derer in dem Ober- und Jurisdictionsamt Bayersdorf rechtfraischlichen Territorialbezirk gelegener Orthschaften, Dörfer, Wailer, Hoefe, Mühlen ... 1778 (Mskr. im Stadtarchiv Erlangen), S. 466, 473.

Stadtlexikon Erlangen, S. 678, 719.

Vahl, Rittersiegel Bd. 1, S. 416-422.


Abbildung

Ansicht des zum Gasthaus umgenutzten Herrenhauses von Westen, anonyme Ansichtskarte um 1900 (StadtA Er)

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