Neunhof bei Lauf

Im Gründungsbuch des Kollegiatsstifts St. Jakob in Bamberg wird unter den vielen Gütern, die dem Stift am Tag der Kirchweihe 1109 geschenkt wurden, auch der Zehnt „Cemoniuwenhoue“ (zum neuen Hof) erwähnt. Die „villa dicta zum Newenhove“ befand sich noch 1279 im unmittelbaren Reichsbesitz, als sie (mit Gütern in Günthersbühl, Ober- und Unterschöllenbach, Tauchersreuth und der Gabermühle) von König Rudolf an Ulrich von Schlüsselberg als Dank für die Waffenhilfe in der Entscheidungsschlacht von Dürnkrut gegen den böhmischen König Ottokar II. verpfändet wurde. Nach dem um 1300 angelegten Nürnberger Reichssalbüchlein hatte Neunhof zum Amt Heroldsberg gehört. Mit der Verpfändung stieg der Ort zum Zentrum eines kleinen Gerichts- und Verwaltungsbezirkes auf. Dementsprechend ist seit 1445 ein „Vogthaus“ nachweisbar. Ob das auch zum Bau eines befestigten Ansitzes führte, ist ungewiss. Geeignete Plätze dafür wären sicher das Umfeld der Johanniskirche [vgl. Neunhof I] wie der Bereich des späteren „Kolerschlosses“ [vgl. Neunhof II].

Nach dem Aussterben der Schlüsselberger belehnte 1347 Kaiser Karl IV. die Nürnberger Burggrafen mit deren Rechten „zu den Newenhof“ und an weiteren Orten. 1373 wurden Amt und Gericht auf Lebenszeit an den Nürnberger Reichsschultheißen Heinrich Geuder vergeben. Schließlich veräußerte Burggraf Friedrich VI. 1405 seinen gesamten Besitz in Neunhof, der zugleich von König Ruprecht aus dem Reichslehenverband entlassen und damit freies Eigen wurde, an den Nürnberger Bürger Hans Pirckheimer. Auf dem Erbweg gelangten die Güter an die Mendel, durch Verkauf in den Jahren 1438/40 an die Harsdorfer und 1441 bis 1445 an die Geuder. Der vermutlich von den Mendeln errichtete Sitz blieb nach seiner Zerstörung im Zweiten Markgrafenkrieg fast zwei Jahrhunderte als Halbruine liegen und wurde erst 1749 auf den alten Fundamenten von Johann Karl Welser als Barockschloss neu errichtet [vgl. Neunhof II].

Nach dem Tod Martin Geuders teilten seine beiden Söhne den Besitz in Neunhof auf. Etwa 1570 errichtete Anton Geuder auf seiner Besitzhälfte das sogenannte „Altherrenhäuslein“ [vgl. Neunhof III], das Jakob Geuder 1610 um ein wesentlich repräsentativeres Herrenhaus in der Verlängerung des sogenannten „Steingrabens“ ergänzte [vgl. Neunhof IV]. Bereits kurz nach dessen Fertigstellung ließ Jakob Geuder die Fundamente für einen weiteren, erheblich größeren Sitz aufheben, dessen Bau bis zum Beginn des 30-jährigen Krieges schon weit vorangekommen war, dann aber mit dem neuen Herrensitz am Steingraben in Teilen niederbrannte. Geldnöte zwangen die Erben Jakobs seit 1618 zur Aufnahme von Kapitalien bei den Welsern, die weder verzinst noch zurückgezahlt werden konnten, sodass der Sitz 1660/61 an diese abgetreten werden musste. Nach den alten Plänen stellten die Welser um 1685/95 das „Hauptschloß“ fertig [vgl. Neunhof V]; 1722 ersetzten sie das Altherrenhäuslein durch einen zweigeschossigen barocken Bau [vgl. Neunhof III, „Schloss Nr. 2“ oder „Brille“].

Quellen


Mon. Zoll. Bd. 6, Nr. 270, 284, 294.

NUB Nr. 596, 1073 [17].

Literatur


Glückert, Ewald: Zwischen Reichsstadt und Reichsritterschaft. Aus der Geschichte der Herrschaft Neunhof bei Lauf. In: MANL 36 (1987), Heft 1, S. 249-263.

Voit, Gustav: Die Schlüsselberger in Neunhof. Ein bisher unbekanntes Zinsregister im Staatsarchiv Bamberg. In: MANL 15 (1966), Heft 3, S. 62-66.

Ders.: Die Schlüsselberger (= Schriftenreihe der ANL Bd. 37). Nürnberg 1988, S. 115.

Welser, Ludwig Frhr. von: Neunhof. Kulturgeschichtliche Blätter aus dem Archive eines patrizischen Herrensitzes im Gebiete der Reichsstadt Nürnberg. Bamberg 1928, S. 5-32.


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