Neunhof bei Lauf II

  • Herrensitz, „Kolerschloss“
  • Schlossstraße 3
  • Stadt Lauf an der Pegnitz
  • Landkreis Nürnberger Land


Gegenüber der Kirche von Neunhof erhebt sich auf dem zweiten Hügel in beherrschender Spornlage das ehemalige Schloss der Koler. Sein Vorgängerbau wurde erstmals 1438/40  als „behausung“ erwähnt, die mit dem übrigen Besitz der Mendel in Neunhof an die Geuder verkauft wurde. Vermutlich hatten ihn erst die Mendel errichtet, da noch die detaillierte Besitzbeschreibung von 1405 keinen Sitz anführt. Die Befestigungen des Herrensitzes waren stark genug, um im Ersten Markgrafenkrieg 1449 einem Angriff markgräflicher Truppen standzuhalten. Einige Wochen später jedoch musste sich das nur von „etlichen Gesellen“ besetzte „Lusthaus“ überlegenen Truppen mit „viel Volk zu Ross und Fuß“ und einer großen Kanone geschlagen geben. Der Sitz wurde ausgebrannt, aber von Martin Geuder wieder aufgebaut. 1504 sind schließlich in „Newenhoff ein kirch, ein sitz und eygen halsgericht“ nachgewiesen.

Im Jahre 1521 hielt sich Willibald Pirckheimer in Neunhof auf. Der bekannte Humanist war mit Juliane, der Schwester Martins III. Geuder verheiratet und beschrieb bei einem seiner Besuche den Herrensitz seines Schwagers als ein „stattliches Schloss von Quadersteinen“. Es sei „mit mancherlei Gebäulichkeiten versehen, auch mit Graben und Verteidigungswerken ausgerüstet, von denen man nach allen Seiten Ausblick hat“. Zwischen dem Schloss und den Befestigungswerken der Kirche erstrecke sich das unlängst im Krieg (wohl 1504) in Flammen aufgegangene Dorf, das von beiden Seiten mit Geschützen gedeckt werden könne. Pirckheimer berichtete weiter von einem Springbrunnen im Hof des Schlosses, der von dem gegenüber liegenden Berg durch eine hölzerne Rohrleitung gespeist werde, welche auch die mit Fischen besetzte Grabenanlage um das Schloss mit Wasser versorge.

Am 20. Mai 1552 wurde das Schloss, dessen Wert auf 3.000 Gulden veranschlagt wurde, zerstört und blieb zwei Jahrhunderte als Halbruine liegen, von der im Zuge der Neubauplanung 1749 ein Grundriss aufgenommen wurde. Demnach stand ein nahezu quadratischer Wohnturm auf drei Seiten frei innerhalb eines ummauerten Hofes, saß im Westen auf der Außenmauer auf und wurde zusätzlich durch einen „Weyer-Graben“ geschützt. Von dem Gebäude waren zu diesem Zeitpunkt teilweise noch zwei Geschosse erhalten. Im äußeren Schlosshof lagen Garten, Wirtschaftsgebäude und Voithaus, im inneren Hof war innerhalb der Ruine und in Anlehnung an die alte südliche Außenmauer ein in Holz errichtetes Gebäude mit Küche, zwei Stuben und Kammer entstanden. Im Osten und Norden wurden im Bereich zwischen Turm und Außenmauer mehrere Kuh- und Schweineställe eingerichtet. Der Wohnturm verfügte weiter über einen Gewölbekeller, der zumindest teilweise mit einer (provisorischen?) „Kellerbedachung“ geschützt wurde.

Nach dem Tod des Johann Christoph Geuder fielen „der verprennt Herrnsitz zum Neuenhoff mit einem Zwinger und Mauern eingefangen“ an seine Witwe Maria. Diese ehelichte 1582 Paul II. Koler und führte ihm die Hälfte der Herrschaft Neunhof mit der Ruine zu. 1619 ließ sie (mittlerweile wieder Witwe) das Vogthaus im äußeren Schlosshof, dessen Bausubstanz wohl teilweise noch ins 16. Jahrhundert zurückreicht, ausbauen und im Obergeschoss Räume für die Herrschaft einrichten.

1688 fiel die Kolersche Hälfte an Neunhof nach dem Tod des letzten männlichen Familienmitgliedes Georg Seifried Koler an seine Tochter Helene Juliana Jacobine, die mit Johann Michael Welser verheiratet war.

Ihr Sohn Johann Karl Welser errichtete 1749 an der Stelle des alten Schlosses einen standesgemäßen Barockbau. Unter der Leitung des Laufer Zimmermanns Marx Oberst entstand ein dreigeschossiger Bau mit hohem Walmdach, das 1771 durch ein Mansarddach ersetzt wurde. Die Eingangsseite betonte ein schwacher Mittelrisalit; die Mansardgiebel wurden mit Voluten versehen. Im Parterre befanden sich die Wirtschafts-, in den oberen beiden Geschossen die Wohnräume, im zweiten Obergeschoss war an der Ostseite ein Festsaal untergebracht.

Maria Helena, die Witwe Johann Carl Welsers, ver­kaufte 1763 dem Sohn ihrer Stieftochter, Johann Wilhelm Christoph Karl Oelhafen, ihren Anteil an Neunhof. 1799 konnte Hans Karl von Welser das Schloss von dessen Witwe Sara Johanna Sabina um 28.500 Gulden für die Welser zurückerwerben.

Im Gegensatz zu vielen Nürnberger Herrensitzen blieb das Schloss in der Hand der Patrizierfamilie, fiel mit dem gesamten Familienbesitz 1878 an die Ulmer Linie der Welser und wurde 1894 Teil der Welserschen Familienstiftung. Schäden an der Einrichtung, aber auch an der Bausubstanz erlitt das Schloss nach dem Zweiten Weltkrieg, als Besatzungstruppen, dann Vertriebene dort untergebracht wurden. 1978 erwarben Karl Kellner und seine Frau Brigitte Lemke-Kellner das Anwesen und sanierten es unter großem persönlichen Einsatz.

Quellen


StAN Rst. Nbg., Waldamt Sebaldi I Nr. 334. Rst. Nbg., Rechnungen des Markgräflichen Krieges Nr. 96.

Gelegenhait, Nr. 653.

Müllner III, S. 311.

Literatur


Alberti, Volker / Baumann, Lorenz / Holz, Horst: Burgen und Schlösser in Lauf und Umgebung. Unteres Pegnitztal (= Fränkische Adelssitze Bd. 2). Simmelsdorf-Hüttenbach 1999, S. 36-38, 42-47.

Glückert, Burgen, S. 81-87.

Ders.: Das Kolerschloss in Neunhof. In: Neunhofer Land 24 (1999),  S. 20-53.

Ders.: Zwischen Reichsstadt und Reichsritterschaft. Aus der Geschichte der Herrschaft Neunhof bei Lauf. In: MANL 36 (1987), Heft 1, S. 249-263.

HAB Lauf-Hersbruck, S. 85.

KDM Lauf, S. 295 und 311-315.

Welser, Ludwig Frhr. von: Neunhof. Kulturgeschichtliche Blätter aus dem Archive eines patriziatischen Herrensitzes im Gebiet der Reichsstadt Nürnberg. Bamberg 1928, S. 150 f.


Abbildung

Das Herrenhaus aus nordöstlicher Sicht. Fotografie: G. v. Volckamer um 1894 (StadtMN)

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