Pillenreuth II

  • Ehemaliger Herrensitz, zuvor Pröpstinnenhaus
  • Zum Klösterle 14
  • Stadt Nürnberg

Auf einer Ansicht des Klosters Pillenreuth aus dem Jahre 1609 erkennt man ganz am Rand des Klosterareals ein wohl erhaltenes, massives zweistöckiges Gebäude, das in der Literatur als ehemaliges Pröpstinnenhaus des 1345 gegründeten Klosters bezeichnet wird. Hier soll sich der Sitz der Pröpstin, die Klosterbibliothek und das Scriptorium (Schreibstube) befunden haben, angeblich errichtet im frühen 15. Jahrhundert.

Nach der schweren Beschädigung des Klosters im Zweiten Markgrafenkrieg 1552 blieb das Pröpstinnenhaus mehrere Jahrzehnte ungenutzt Wind und Wetter ausgesetzt, da die Nonnen ihren Zufluchtsort im Nürnberger Klarakloster nicht mehr verließen. Als Johann Georg Gwandschneider 1604 den Klosterökonomiehof erwarb, wurde ihm erlaubt, die „gewelbten Keller zu bedachen“. Diese Nachricht bezieht sich mit hoher Wahrscheinlichkeit auf das ehemalige „Pröpstinnenhaus“, das nach einer Beschreibung von ca. 1650 ausdrücklich über „schöne gewölbte“ Keller verfügte. Namentlich die Dreistigkeit, mit der Gwandschneider die Nutzungsbestimmungen mißachtete und das Gebäude mit den Kellern zu einem Herrenhaus ausbaute, hatte 1607 den Rat zu energischen Maßnahmen veranlasst [vgl. Pillenreuth I]. In diesem Zusammenhang ließ der Rat kurzerhand den inneren Klosterbereich sperren und ausdrücklich die Nutzung als Herrenhaus verbieten. Noch 1616 wurde Gwandschneiders Erben die Nutzung des Gebäudes untersagt.

Im weiteren Verlauf des 17. und 18. Jahrhunderts blieb das Pröpstinnenhaus (einschließlich der sonstigen Gebäude an der östlichen Seite des Klosterhofs) dem jeweiligen Pfleger des Klarenamtes, das die Güter beider Klöster verwaltete, überlassen. Die Nutzung der Gebäude war ausdrücklich Teil seiner Besoldung. Kurz nach der Inbesitznahme der Reichsstadt Nürnberg durch das Königreich Bayern 1806 wurde das Herrenhaus, „zweystöckig massiv von Stein“, von der neuen Stiftungsadministration als „unnütz und kostspieliges“ Gebäude an Private verkauft. 1813 war es im Besitz von Adam Lohbauer, der es 1817 für 2.000 Gulden an Johann Rühl verkaufte. Von dem gelangte es 1862 an die Familie Meßthaler (bis 1886), die eine Gastwirtschaft einrichtete. Sie besteht als Gasthaus „Zum Klösterle“ bis heute fort, wobei das Baudenkmal wie auch die benachbarten Reste des Klosterhofs im späten 20. Jahrhundert in denkbar unsensibler Weise durch An- und Umbauten völlig verunstaltet worden sind.

Quellen

StAN Rst. Nbg., Karten und Pläne Nr. 320. Kataster Steuergemeinde Worzeldorf 1.

StadtAN A 21 Nr. 193 2°.

 Literatur

Alberti, Volker: Bausteine zur frühen Ortsgeschichte Pillenreuths. Existierte in klösterlicher Zeit ein Castellum in Pillenreuth? In: MANL 53 (2004), Heft 2, S. 805-813.

Alberti, Volker / Boesch, Anton / Holz, Horst: Burgen und Schlösser in Kornburg und Umgebung (= Adelssitze in Franken Bd. 5). Kornburg 2005, S. 77-81.

KDM Stadt Nürnberg, S. 397.

Schieber, Martin: Geschichte des Klosters Pillenreuth. In: MVGN 80 (1993), S. 53 f.

Stadtlexikon Nürnberg, S. 826.

Wich, Heinrich: Geschichte von Kloster Pillenreut


Abbildung

Ansicht des ehemaligen Klosters aus dem Jahre 1603 mit dem „Alten Herrensitz“ rechts (Nr. 3 und 4) und dem ehemaligen Pröpstinnenhaus links (mit dem Buchstaben E gekennzeichnet) (StAN)

Lageplan

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