Prackenfels

  • Abgegangene Burg
  • Stadt Altdorf bei Nürnberg
  • Landkreis Nürnberger Land

Bis ins 19. Jahrhundert waren in Prackenfels beachtliche Mauerreste einer Burg zu sehen, die im Landshuter Erbfolgekrieg 1504 zerstört und anschließend nicht wieder aufgebaut wurde. Die erste urkundliche Erwähnung stammt vom Jahre 1362, als Konrad Harder von Rasch den Hof zu der „Gybelspürg“, ein Gütlein und eine Wiese um 200 Pfund Haller an Kaiser Karl IV. verkaufte. Den Besitz erhielt er umgehend als böhmisches Burghutlehen auf dem Rothenberg zurück [vgl. Rothenberg]. Konrad Harder verpflichtete sich weiter, das Burglehen nur an einen Burgmann auf dem Rothenberg zu verkaufen. Auch um 1366/68 ist noch von dem Hof zu „Goppoltzpürg“, auch „under der Gybelspürge“, die Rede.

Erst ab 1374 unter Konrad Harder und seinem gleichnamigen Sohn erscheint die Burg in Anlehnung an den seit 1350 nachweisbaren Brackenkopf (Hundekopf) im Wappen der Harder unter dem neuen Namen Prackenfels. Die Burg wechselte ab 1387 häufig die Besitzer: Zunächst verpfändeten Ruprecht Harder und seine Frau Anna sie an Ludwig Schenk von Reicheneck und Hans Waldstromer, 1393 verfügte Agnes, die Witwe von Konrad Waldstromer, über den (Pfand-) Besitz. Fast eineinhalb Jahrhunderte blieben Burg und Güter im Besitz dieses Geschlechts. 1434 wurden die Söhne des Hans Waldstromer, der am königlichen Hof gedient hatte, vom Kaiser Sigmund belehnt. Um 1461/67 vermachte ein jüngerer Hans Waldstromer den Besitz seinen Söhnen Lorenz und Franz.

Bei der Erkundung der Nürnberger Landschaft vor Beginn des Landshuter Erbfolgekriegs 1504 war „Prackennfelß, ein schlos, ... des Waltstromers“ noch intakt. Im selben Jahr musste die Familie erleben, wie es „mit sambt einem stadel zu grundt ausgeprennt“ wurde [vgl. Altdorf, Grünsberg]. 1539 verkauften Konrad und Bertold Waldstromer ihre Besitzanteile an der Ruine und dem Zubehör an Sebald Rech. Erst nach einigen Rechtshändeln wurde der Käufer 1542 von König Ferdinand mit dem Prackenfelser Lehnskomplex belehnt, zu dem auch ein Hof, fünf Seldengüter zu Rasch und drei Fischwasser in der Schwarzach gehörten. 1550 war das Lehen angeblich kurzzeitig im Besitz des Nürnberger Rates, im Jahr darauf aber verkaufte Rech Prackenfels mit einigem Zubehör an Paulus Grundherr. Dessen Söhne Leonhard, Paul und Carl Grundherr wurden 1558 vom Kaiser belehnt, veräußerten den Besitz jedoch schon 1564/65 an Andreas Örtel [vgl. Grünsberg, Rasch]. Nach dessen Tod traten die Söhne Christoph und Sigmund Örtel 1579/80 den Gesamtbesitz an ihren Schwager Sigmund Haller von Hallerstein ab. In dessen Familie verblieb das böhmische Lehen, das erst 1818 in freies Eigentum überführt wurde, bis zum Verkauf  im Jahre 1823. In diesem Jahr wurde Prackenfels um 8.000 Gulden an den Nürnberger Unternehmer Karl Benedikt von Schwarz veräußert [vgl. u.a. Artelshofen, Henfenfeld]. 

Ein Ölgemälde von 1738 und eine etwas jüngere Gouachemalerei zeigen Prackenfels als stattliche Ruine mit hoch aufragendem Mauerwerk und den Resten eines Turmes. Noch 1787 war von einem „Burgstall“, von dem „gleichwohl noch ein Gemäuer zu sehen ist“, die Rede. Damals gestattete das Waldamt Lorenzi den Bau einer Bretterremise, in der auch eine Wohnung mit einer Herdstätte für den Holzaufseher eingerichtet werden durfte. Dieses Haus stand unterhalb der ehemaligen Burg.

Letzte Reste der Ruine verschwanden erst in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts. 1888 heißt es dazu: „Von dem Schlosse wurden in den letzten 15 Jahren fast alle Spuren verwischt. Nur die Mulde einer Einfuhr deutet den früheren Schloßgraben an, und auf dem höher liegenden Garten ist noch der gemauerte tiefe Brunnen sichtbar.“


Quellen

StAAm Landsassenregister 1518, fol. 233v.

StAN Rst. Nbg., Waldamt Lorenzi I Nr. 491. Ft. An. Lehenurk. Nr. 3940. StromerA Urkunden Nr. 425, 447.

StadtAN E 13/III Nr. 106.

HallerA Besitz Urk. und Akten Böhmische Lehen/Prackenfels. Henfenfelder Archiv, Urk. Nr. 333, A 3099 und 3104 alt.

Gelegenhait, Nr. 1078.

Müllner II, S. 161; III, S. 377.

Böhmisches Salbuch, S. 26 und 114.

Reg. Imp. Bd. XI, Nr. 10944.

Literatur

Alberti, Volker / Boesch, Anton / Holz, Horst: Burgen und Schlösser in Altdorf und Umgebung. Schwarzachtal (= Adelssitze in Franken 4). Altdorf 2004, S. 37-39.

Böhm, J.: Führer durch Altdorf und Umgebung. Nürnberg 1888, S. 20.

Dannenbauer, S. 206 und 219.

Deliciae II, S. 122.

HAB Nürnberg-Fürth, S. 160.

KDM Landkreis Nürnberg, S. 56.

Vahl, Rittersiegel, Bd. 2, S. 557-560.

Voit, Pegnitz, S. 88-91.

Voit, Reicheneck, S. 118.

Voit, Gustav: Zwei Schadenslisten aus dem Baieris


Abbildung

Blick auf die Burgruine von Süden. Reproduktion eines Gemäldes von 1738  F.A. Nagel (StadtMN)

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