Schniegling II

  • Herrenhaus, „Hörmannscher Sitz“
  • Schnieglinger Straße 249
  • Stadt Nürnberg


Ob es unter Sebastian Lanzinger schon bald nach der Zerstörung des ehemals Sitzingerschen Hammergutes um 1632 zum Neubau eines Herrenhauses gekommen ist, erscheint fraglich. Noch Jahrzehnte nach dem Kriegsende waren in Schniegling Ruinen zu sehen. Nach dem Tod Lanzingers vermutlich um 1650 fiel der Besitz an eine Erbengemeinschaft, die sich schließlich auf eine Übernahme durch den Miterben Daniel Besserer einigte. Wohl um 1665 starb Besserer, und wiederum nach einer Erbeinung erwarb der mutmaßliche Schwiegersohn Johann Adam Hilling das einstige Hammergut. Um 1690 kam es zur Zerschlagung der großen Liegenschaft, sodass die Wohn- und Betriebsgebäude sowie die Gärten und sonstigen landwirtschaftlichen Flächen an mehrere Kaufinteressenten veräußert wurden.

Ein Teil der Werksanlagen wurde 1692 von dem Kaufmann Johann Daniel van Lierd sowie von Johann Jakob und Johann Gustav Silberrad, den Söhnen des Ratskonsulenten Dr. Stephan Jacob Silberrad, erworben. Sie ließen ab 1698 eine Furnierfabrik errichten, um hier mit Hilfe des berühmten Augsburger Furniersägers Johann Dürsch vor allem Elfenbein-, Edel- und Tropenholzfurniere herzustellen. Nachdem das Projekt offensichtlich gescheitert war, veräußerte das Konsortium den Hammer mit Nebengebäuden und einer „Brandstätte“ 1706 an den Eisenhändler Johann Elias Schöpff. Die Furniersäge wurde vom Besitz abgetrennt und 1712 an Georg Pömer, dann bald darauf an Christoph Löchner verkauft.

In der Zeit der seit 1692 häufigen Besitzwechsel soll das neue Herrenhaus errichtet worden sein. Am 3. Dezember 1722 ging es mit der Furnierfabrik an Petrus Berlin, der das Werk mit Hilfe seines Schwiegervaters Johann Friedrich Schober [vgl. Gleißhammer II] zu einer Spiegelfabrik umbaute. Angeblich veräußerte er aber das Herrenhaus schon um 1733 an den Fabrikanten Wilhelm Gottfried Hörmann, dessen Familie den späteren Namen prägte. Im späten 18. Jahrhundert war Johann Christian Hörmann Besitzer. Ihm folgte der geadelte Karl von Hörmann, der 1817 starb und den Besitz an seine Töchter Maria Katharina von Schmidt und Susanna Martha Bödecker vererbte. Nach einer Einigung in der Familie blieb die Familie von Schmidt bis 1838 Eigentümerin. Vor 1854 war die Liegenschaft dann an Margaretha Barbara Daumer übergegangen.

Das Herrenhaus, ein zweigeschossiger Satteldachbau mit Umfassungen aus Sandsteinquadern und einem Volutengiebel, hat sich bis heute bewahrt und hält die Erinnerung an die Bedeutung Schnieglings für die Nürnberger Wirtschaftsgeschichte wach.

Quellen


StAN Rst. Nbg., Waldamt Sebaldi I Nr. 354. Kataster Schniegling Nr. 1, 4, 9.

StadtAN E 10/21 Nr. 105.

Literatur


Büchert, Gesa: Die mechanische Herstellung von Glasspiegeln im Landgebiet der Reichsstadt Nürnberg. In: MVGN 85 (1998), S. 80-85.

KDM Stadt Nürnberg, S. 477.

Mulzer, Vorstädte, S. 101 f.

Stadtlexikon Nürnberg, S. 944 f, mit koloriertem Stich aus J. G. Volkamers Hesperiden von 1708.


Abbildung

Ansicht der westlichen Traufseite mit der Hofeinfahrt, Fotografie: F. A. Nagel 1935 (StadtMN)

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