Schübelsberg

  • Herrensitz
  • Bismarckstraße 36
  • Stadt Nürnberg


Schübelsberg ist die ältere Bezeichnung des Rechenberges, an dessen Fuß der so genannte Rennweg, die älteste Straßenverbindung von der Nürnberger Burg nach Osten verlief. Am Straßenzug lagen mehrere Höfe mit Herrensitzen [vgl. Weigelshof, Schoppershof]. Auf dem alten Schübelsberg soll eine alte, jedoch weder urkundlich noch archäologisch nachgewiesene Burg der Bamberger Bischöfe gestanden haben [vgl. Winzelbürg], auf deren Fundamenten 1524/27 Sebald Rech angeblich seinen mächtigen Wohnturm errichtete [vgl. Rechenberg].

1533 verkauften die Vormünder des Hans Heilmann dessen vom gleichnamigen Vater ererbten Hof „zum Schübelsberg genannt“ an Sebald Rech. Ob dieser Hof an der Stelle des späteren Herrensitzes stand, ist nicht geklärt. Das „bürgerßheusle zu Schübelsberg“, auf 300 Gulden geschätzt, wurde im Mai 1552 im Zuge des Zweiten Markgrafenkrieges zerstört und blieb offenbar jahrzehntelang wüst liegen, da erst 1582 Augustin Fürnberger Bauholz zum Wiederaufbau seines Hauses am Schübelsberg auf altem Grund genehmigt wurde.

Im Jahre 1597 war der Hof am Schübelsberg in der Hand von Andreas Imhoff (1562–1637). Aus seinem Baugesuch aus diesem Jahre erfahren wir erste Details zum Herrenhaus, das eine Größe von etwa 14,5 auf 7,5 Metern hatte, ein massives Sockelgeschoss von 3,5 Metern Höhe besaß und darüber ein Fachwerk­obergeschoss etwa gleicher Höhe. Ecktürmchen und Gauben gliederten das Dach. Bereits 15 Jahre nach dem Wiederaufbau beantragte der neue Besitzer einen umfangreichen Umbau, der die Fachwerkkonstruktion durch ein massives Obergeschoss ersetzen sollte. Zur Begründung gab er „sehr verfaulte und bußwürdige“ Balken des Fachwerks an der Westseite an. Nach erfolgter Genehmigung durch das Waldamt Sebaldi erhielt das Gebäude bis 1602 sein heutiges Erscheinungsbild.

Der Sandsteinbau mit zwei vorkragenden Obergeschossen hat ein steiles Satteldach, das durch ein jeweils in der Traufenmitte angeordnetes, zierliches Zwerchhaus und kleine Schleppgauben geprägt wird, und ein bemerkenswertes Renaissanceportal auf der Ostseite. Von der Straße war das Gut durch eine hohe Mauer getrennt, an die westlich der Einfahrt ein schmales Nebengebäude sowie nach Osten das Voithaus mit Halbwalmdach angebaut waren. Dieser Zustand wird durch eine Federzeichnung um 1614 im Cnopfschen Skizzenbuch detailliert überliefert; sogar die seltene, heute noch erhaltene Nord-Sonnenuhr ist darauf zu erkennen.

Die weiteren Aus- und Umbaumaßnahmen sollten das Aussehen des Schlosses nicht mehr wesentlich verändern. 1644 stellte Georg Imhoff (1601–1659) einen Antrag auf Bau eines Wagenschupfens, 1674 bat sein Sohn Georg Endres Imhoff (1640–1713) um die Genehmigung zum Ausbau seiner Wohnung und zur Errichtung eines Stalles. 1678 wollte er auf ein Feuerrecht im Gärtnerhaus gänzlich verzichten, um es in ein Gebäude beim gegenüberliegenden Kuhstall zu transferieren; schließlich ersuchte er 1711 um ein weiteres Feuerrecht „zur heizung und auswinterung eines stübleins“.

Im Besitz folgte 1728 die Nürnberger Patrzierfamilie Ebner, die sich sofort um einen weiteren Ausbau des Herrensitzes bemühte. Johann Wilhelm Ebner (1676–1730), ein Schwiegersohn des Georg Endres Imhof, stellte daher den Antrag, „in seinem frey lauter eigenen Garten auf dem Schübelsberg über der Gärtnerwohnung, ... noch einen Gaden stellen zu dürfen“, um dort einen Saal und 3 Kammern einzurichten. Das Gesuch bezog sich auf den westlich der Einfahrt an die Gartenmauer angelehnten, langgestreckten Bau, der immerhin drei Feuerrechte (Ofen- und Herdstellen) besaß. Das Verlangen wurde vom Rat abgelehnt. Um 1910 war das Gebäude mit Ausnahme des Sommerhäusleins an der Einfahrt immer noch eingeschossig und wurde im Lauf des 20. Jahrhunderts abgebrochen.

Auf die Ebner folgte der Marktvorgeher Paul Döbrich, dessen Tochter Sibylla Barbara 1719 den Rechtskonsulenten Dr. Paul Jakob Marperger (1686–1767) heiratete. Dieser erscheint 1750 als Besitzer, um 1790 eine Familie Zeltner. Trotz seiner Nähe zur Stadt lag der Schübelsberg noch zu Beginn des 20. Jahrhunderts mit seinen landwirtschaftlichen Nebengebäuden inmitten von Feldern und Wiesen. Um 1960 jedoch befanden sich die beiden zum Schloss gehörenden Bauernhäuser Bismarckstraße 38/40 „in trostlosem Verfall“ und wurden später abgebrochen. Erhalten haben sich dagegen im Garten ein Brunnenbassin sowie eine barocke Figurengruppe (Diana mit Hund und Reh) aus dem 18. Jahrhundert.

Quellen


StAN Rst. Nbg., Handschriften Nr. 81. Rst. Nbg., Salbücher Nr. 297. Rst. Nbg., Waldamt Sebaldi Nr. 362.

Literatur


HAB Nürnberg-Fürth, S. 170, 242.

KDM Stadt Nürnberg, S. 402.

Mittenhuber, Martina / Schmidt, Alexander / Windsheimer, Bernd: Arbeiterwohnungen, Villen und Herrensitze. Der Nürnberger Nordosten (= Nürnberger Stadtteilbücher Nr. 4). Nürnberg 1998, S. 15, 19-21, mit Fotos aus der Zeit um 1910.

Mulzer, Vorstädte, S. 91.

Mummenhoff, Ernst: Der Rechenberg und der unterirdische Gang daselbst. In: MVGN 16 (1904), S. 199-201.

Stadtlexikon Nürnberg, S. 952.

Vogt, Gerhard: Historische und moderne Sonnenuhren in Franken. In: Erlanger Bausteine zur fränkischen Heimatforschung 45 (1997), S. 31.

Will, Georg Andreas: Nürnbergisches Gelehrten-Lexicon, Bd. 2. Nürnberg 1756, S. 583.

Zahn, Anton: Heimatkunde zwischen Erlenstegen und Stadtpark Nürnberg. Nürnberg 1968, S. 6-9, 18-20.


Abbildung

Teilweise kolorierte Skizze von J. C. Bankel aus dem Jahre 1903 (StadtA Lauf)

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