Schönberg

  • Abgegangene Burg, ehemals markgräfliches Amtsschloss (abgebrochen 1899)
  • Jakobusweg 2
  • Stadt Lauf an der Pegnitz
  • Landkreis Nürnberger Land


Noch bis zum Ende des 19. Jahrhunderts stand in Schönberg eine der größeren Burganlagen des Nürnberger Landes. Auf der Burgstelle befinden sich heute die 1900/01 gebaute ev.-luth. Pfarrkirche St. Jakob und ein begrünter Kirchhof, von der Burg haben sich nur ein runder, spätmittelalterlicher Eckturm, die Sockelmauern und Reste des Burggrabens erhalten.

Seine früheste Erwähnung findet Schönberg – allerdings ohne die ausdrückliche Nennung einer Burg – 1052, als Kaiser Heinrich III. den Ort seinem Ministerialen Berthold übergab. Vom Eichstätter Bischoff Gundekar II. (1057–1075) ist überliefert, dass er in „Sconenberc“ eine Weihehandlung vollzogen habe. Ob sich dies auf eine etwa schon vorhandene Burgkapelle bezieht, muss offenbleiben.

Ausdrücklich erwähnt wird die Burg erst im 13. Jahrhundert. Wie aus einer Urkunde König Rudolfs von 1274 hervorgeht, befand sich das „castrum Schönnenberch“ im Besitz des staufischen Königshauses und wurde von König Konrad IV. seiner Gemahlin Elisabeth, der Schwester Herzog Ludwigs II. von Bayern, anlässlich der Hochzeit (1246) übertragen. Ihr Sohn Konradin erbte die Burg und vermachte sie vor seinem unglücklichen Italienzug seinem Onkel, dem Bayernherzog Ludwig II. Diese Schenkung wurde 1274 von König Rudolf bestätigt.

Auf der Burg saßen damals vermutlich die Brüder Lupold und Eberhard von „Schonberg“ als ehemalige Reichsministeriale, die sich 1255, Lupold auch 1265 bis 1268 und 1282 bis 1288 (falls es sich immer noch um dieselbe Person handelte) nachweisen lassen. Von 1305 bis 1345 nannte sich ein Zweig der bedeutenden Reichsministerialen von Rindsmaul nach Schönberg, nämlich zunächst Albrecht IV., dann seine Söhne Albrecht V. und Heinrich I. sowie schließlich Albrechts V. Söhne Ludwig und Johann I. Erst 1357 wird Schönberg als (offenbar schon länger andauernder) Besitz der Burggrafen genannt. Wann und auf welchem Wege die Burg von den bayerischen Herzögen an die Burggrafen überging, ist nicht bekannt.

Um 1360 erscheint Schönberg erstmals als eigenes Amt im burggräflichen Urbar. Aber bereits 1374 wurden „Feste und Haus“ Schönberg mit Hohenstadt und weiteren Besitzungen an Ulrich III. und Peter III. Haller als Leibgeding verkauft, doch sollte Schönberg „Offenhaus“ des Burggrafen sein, ihm also im Kriegsfall zur Verfügung stehen. Offenbar übernahmen die Haller das Personal des Burggrafen, denn zwischen 1367 und 1375 trat Heinrich III. Strobel als Vogt und im Januar 1379 wieder als burggräflicher Amtmann zu Schönberg auf, wo er auch einen Hof besaß. Im März 1379 ist bereits von einer weiteren Verpfändung an Jörg Auer von Luppurg die Rede. Dies zeigt, dass das weit ab von den anderen burggräflichen Ämtern gelegene Schönberg ein beliebtes Pfandobjekt war, wenn die Burggrafen in Geldverlegenheit waren. Andererseits bestätigte Markgraf Friedrich I. 1417 die von seinem Vater Burggraf Friedrich V. für die Burgkapelle St. Jakobus gestiftete Frühmesse. 1493 wurde von Markgraf Friedrich dem Älteren ein Flügelaltar gestiftet, der bis zum Abbruch 1899 in der Burg verblieb und sich heute in der katholischen Pfarrkirche in Feucht befindet. Außerdem haben sich drei auf den Zeitraum 1475 bis 1525 datierte Kirchenglocken erhalten.

Im Städtekrieg 1387/88 war Schönberg angeblich „durch Verrat“ an die Stadt Nürnberg gekommen, welche die Burg niederbrannte und erst nach einem Vergleich mit den Burggrafen 1389 zurückgab. 1446 wurde Schönberg an Georg und Stefan Hüttenbeck auf 12 Jahre verpfändet, drei Jahre später aber im Ersten Markgrafenkrieg 1449 erneut durch reichsstädtische Söldner erobert, die den Burghauptmann Stefan Hüttenbeck erschossen und die Feste in Brand steckten. Sein Bruder Georg gab dann 1458 nach Zahlung der Pfandsumme das inzwischen vermutlich wiederaufgebaute Schloss an den Markgrafen zurück. Schon 1460 wurde es freilich von Herzog Ludwig IX. (dem Reichen) von Bayern-Landshut eingenommen und geplündert, zuletzt brannten abermals die Nürnberger 1502 Schönberg nieder.

Ungeachtet dieser Turbulenzen bauten die Burggrafen die jeweils wiederhergestellte Burg zum Mittelpunkt einer Vogtei aus, die bis zur Vereinigung mit Burgthann im Jahre 1662 ein eigenes Oberamt bildete [vgl. Burgthann]. Von hier aus beanspruchten die Burggrafen, dann Markgrafen von Brandenburg-Ansbach einen weiten Hochgerichts- und Wildbannbezirk, der den Südteil des nürnbergischen Pflegamts Lauf umfasste und bis an die Nürnberger Stadtmauer reichte – eine Quelle nicht enden wollender Auseinandersetzungen mit der Reichsstadt, welche diese konkurrierenden Ansprüche stets zurückwies und seit der Übernahme von Lauf 1504 ihrerseits diese Rechte auch in Schönberg auszuüben versuchte. Faktisch konnten die Markgrafen lediglich die Hochgerichtsbarkeit rund um Schönberg sowie die Grundherrschaft im Dorf mit Splitterbesitz in 11 Ortschaften behaupten.

Zusätzlichen Zündstoff im Konflikt mit der Reichsstadt bot die mit der Burg verbundene kaiserliche Freiung, möglicherweise ein Relikt aus der Zeit ihrer Zugehörigkeit zum Königsgut. Die Freiung stellte eine Art Asylrecht dar, das noch im 17. Jahrhundert von Nürnberger Bürgern genutzt wurde, um sich der städtischen Gerichtsbarkeit zu entziehen. Um die Konflikte zu beenden, wurde mehrmals an eine Bereinigung der sich überschneidenden Gerechtsame gedacht [vgl. Lichtenau]. Ein Angebot von 1662, Schönberg an die Reichsstadt Nürnberg zu verkaufen, zerschlug sich wegen zu hoher Geldforderung des Markgrafen. Erst das Königreich Preußen, das 1791 die Nachfolge der Markgrafen angetreten hatte, setzte die alten Ansprüche dann mit militärischer Gewalt durch.

Die Burg war nicht nur Verwaltungssitz, sondern diente den Burg- und Markgrafen auch als Aufenthaltsort bei ihren Jagden. Gleich nördlich der Burg hatten sie am Rande des Forstes Nessenau einen bereits um 1360 erwähnten „Tiergarten“ namentlich für Rotwild angelegt. In den Jahren 1694 bis 1703 wurde Schönberg zur Residenz aufgewertet: Christian Heinrich von Bayreuth-Kulmbach, aufgrund seiner Mesalliance mit der Gräfin Sophie Christine von Wolfstein vom Bayreuther Hof verstoßen, erhielt vom Ansbacher Markgrafen Schönberg als Aufenthaltsort zugewiesen [vgl. Schwarzenbruck I]. Dort wurde im Jahre 1700 Sophia Magdalena geboren, die spätere Königin von Dänemark. Ein ebenfalls 1703 zu Schönberg abgeschlossener Vertrag zwischen dem Königreich Preußen und dem erbberechtigten Christian Heinrich, der Preußen die Nachfolge im Fürstentum Bayreuth gesichert hätte, wurde später vom Kaiser nicht anerkannt. Der Vertrag erlaubte aber dem fürstlichen Paar 1704 den Umzug von Schönberg in das standesgemäße Schloss Weferlingen bei Oschersleben. 1713 wurde die Schlosskapelle in größere Räume verlegt und mit Orgel und Seitenempore ausgestattet. Sie bot nun Platz für knapp 200 Gottesdienstbesucher.

Im Zusammenhang mit dem Aufenthalt der markgräflichen Familie standen sicher die Baumaßnahmen, die für die Jahre 1695/96 in den Akten des Nürnberger Waldamtes Lorenzi verzeichnet sind. 1695 wurden 260 Stämme verbaut „zur unumgänglichen Renovierung des Großen Saals, etlicher Stuben, Kammern und anderer Gemächer“, ohne Zweifel bestimmt für den Markgrafen und sein Gefolge. Im Jahr darauf sollte auch die Vogtwohnung neu erbaut werden, wohl um weiteren Wohnraum zu schaffen. Schönberg hatte – wie auch das markgräfliche Burgthann – Waldrechte im Lorenzer Forst, Neubauten waren aber „ohne Consens und Einwilligung des Nürnbergischen Waldambts“ nicht zulässig. Die Akten belegen im Übrigen kontinuierliche Instandhaltungsmaßnahmen am Schloss, namentlich an der Brücke, dem Pferde-, Kuh- und Schweinestall. 1587/88 hatten die Holzabgaben die exorbitante Höhe von 5.236 Stämmen erreicht, ohne dass der Grund dafür ersichtlich wäre.

Die Burg wurde noch Mitte des 18. Jahrhunderts beschrieben als ein „von Quader-Steinen erbauetes ... Fürstl. Schloß ... mit einem vor- und einem innern Hof  ... und mit einem tiefen Graben umgeben“. Der fast rechteckige Innenhof wurde auf drei Seiten von zweigeschossigen Gebäuden und im Westen von einer hohen Wehrmauer umschlossen. Bis 1861 gelangte man nur über eine Zugbrücke zur Burg, deren Eingang im Südwesten lag und durch einen Torvorbau und Doppeltore geschützt war. Durch eine gewölbte Einfahrt (über ihr erstreckte sich ein großer Saal, die so genannte „Tafelstube“) gelangte man in den Innenhof. Dort waren die Fassaden des Obergeschosses in Fachwerk erbaut und trugen umlaufende Galerien. Der Vogt wohnte im Nordflügel, die Kapelle lag seit 1713 in der Nordost-Ecke, während sich der Glockenturm (ein achteckiger Dachreiter mit Laterne) über der Einfahrt erhob. In der Südostecke stand ein Treppenturm, in dem eine Spindeltreppe in die obere Etage führte. An der Nordwestecke sprang ein Rundturm mit einem achteckigen Zeltdach vor, der so genannte Hungerturm. Er ist heute neben dem Sockel der Umfassungsmauer der einzig erhaltene Teil der Burg.

1791 wurde Schönberg mit dem Fürstentum Ansbach dem Königreich Preußen einverleibt, sechs Jahre später das Vogtamt zugunsten des neuen Justiz- und Kammeramtes Burgthann aufgelöst. Das nunmehr als Amtssitz entbehrliche Schloss verkaufte man schon 1798/99 an eine Eigentümergemeinschaft aus Schönberg. Ausgenommen blieben der Kirchentrakt und der Glockenturm, die in das Eigentum der Kirchenstiftung übergingen und als Ortskirche dienten. Die gemeinsame Verwaltung wollte jedoch nicht recht funktionieren; schon 1811/12 wurde die Burg in vier Teile (die Kirche nicht gerechnet) aufgeteilt, wobei bereits völlig neue Besitzernamen auftauchen. Der häufige Eigentümerwechsel sollte das ganze 19. Jahrhundert über anhalten und zu einem stetigen Verfall der Bausubstanz beitragen, lediglich im Kirchenteil wurden die nötigsten Reparaturen durchgeführt. 1861 wurde die Brücke abgebrochen und durch einen Damm ersetzt. 1896/97 war die Burg mit insgesamt 70 Mietern belegt, „kleinen Leuten, die als Fabrikarbeiter oder Tagelöhner ihren Unterhalt suchen und mit Kindern reich gesegnet sind“. Den Hof verstellten „kleinere Remisen, Schweineställe, gegen 8 Düngerstätten, ein höchst primitiver Abort  ... Die im gesamten Schlosse sich ergebenen Abwasser fließen offen über den Hof.“ Im Fall eines Brandes sei eine Katastrophe zu befürchten, da es ja nur einen einzigen Ausgang gab. Der Bericht des zuständigen Bezirksamts Hersbruck charakterisierte die Verhältnisse als so untragbar, dass man dringend den Abriss der maroden Burganlage empfahl. Zuvor sollten die privaten Anteile um 18.600 Mark aufgekauft werden. Beim Abbruch zeigte sich freilich, dass auch der ­Kirchentrakt aufgrund der statischen Probleme nicht mehr zu halten war, sodass er ebenfalls eingelegt werden musste. Schon im Frühjahr 1899 standen von der Burg nur noch der Brunnen, Reste der Umfassungsmauer und der Graben sowie der „Hungerturm“. Bis 1901 ist die heutige Pfarrkirche von German Bestelmeyer als eine Art „Kirchenburg in beherrschender Lage“ neu erbaut worden. Zwei der drei erhaltenen mittelalterlichen Glocken hängen heute im Westgiebel der Kirche und erinnern an die Zeit der markgräflichen Burgkapelle.

Quellen


StAN Rst. Nbg., Waldamt Lorenzi I Nr. 374, 379–382, 679. Rst. Nbg., Differentialakten Nr. 347.

Gelegenhait, Nr. 1122.

Heidingsfelder, Franz: Die Regesten der Bischöfe von Eichstätt. Erlangen 1938, Nr. 251 (56).

Mon. Zoll. III, Nr. 379, 489; IV Nr. 236; V Nr. 14, 26, 160, 220.

Müllner III, S. 229, 331.

NUB Nr. Nr. 363, 408, 428, 437, 442, 668, 674, 674a, 683.

Reg. Boica VIII, S. 34.

Wittmann, Franz Michael (Hg.): Monumenta Wittelsbacensia I. München 1857, Nr. 113.

Literatur


Alberti, Volker / Baumann, Lorenz / Holz, Horst: Burgen und Schlösser in Lauf und Umgebung. Unteres Pegnitztal (= Fränkische Adelssitze Bd. 2). Simmelsdorf-Hüttenbach 1999, S. 58-63.

Glückert, Burgen, S. 22-33.

HAB Lauf-Hersbruck, S. 16.

HAB Nürnberg-Fürth, S. 169.

KDM Lauf, S. 471-475.

Rühl, Pegnitz, S. 147-151.

Stadtlexikon Nürnberg, S. 946 f.

Thurm, Sigrid: Deutscher Glockenatlas, Bd. Mittelfranken. München 1973, Nr. 765-767.

Vahl, Rittersiegel I, S. 417 f.

Voit, Pegnitz, S. 205, 211, 213 f, 228 f.


Abbildung

Das Pflegamtschloss auf einer kolorierten Zeichnung von J. C. Bankel aus den 1890-er Jahren (StadtA Lauf)

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