Altdorf

  • Ehemals reichsstädtisches Pflegschloss
  • Schlossplatz 7
  • Stadt Altdorf  
  • Landkreis Nürnberger Land


Schon im 12. Jahrhundert scheinen königliche Amtmänner zu Altdorf auf: 1129 ein Marquard, 1154 einer aus dem Geschlecht der von Thann, 1284 ein Ritter Ludwig zu Altdorf als Urkundenzeuge in einem Rechtsgeschäft der Reichsministerialen von Thann. Auch in den 1290-er Jahren sitzt dieser Amtmann zu Altdorf, das Mittelpunkt eines Reichsgutkomplexes war, der 1299 von König Albrecht I. an Emicho Graf von Nassau verpfändet wurde. 1324 saß Konrad II. von Rohrenstadt als Richter in Altdorf. Ihm folgten 1352 Georg von Strahlenfels, 1358 Volkolt von Thann, 1374 Georg Knauer und 1396 Wilhelm von Raitenbuch. Seit 1399 war dann die Amtsbezeichnung Pfleger üblich: 1399 siegelten Bertold Ratz von Eismannsberg, 1447 Ulrich von Freudenberg und 1500 Jörg von Mistelbach zu Lintach und Egensbach als Altdorfer Pfleger.

Als Amtshof erscheint der Sitz des landesherrschaftlichen Richters erstmals im Kaufvertrag, mit dem Johann Graf von Nassau das frühere Reichsgut Altdorf mit Zubehör 1360 an den Nürnberger Burggrafen Albrecht veräußerte. Aus der Hand des burggräflichen Schwiegersohns Swantibor Herzog von Stettin gelangte Altdorf schließlich 1393 an Kurfürst Ruprecht II. von der Pfalz. Die Pfalz verlor Altdorf 1505 in Folge des Landshuter Erbfolgekrieges an Nürnberg, wobei es 1504 zu einer Belagerung und Beschießung durch Nürnberger Truppen gekommen war, nachdem der pfälzische Pfleger Jörg von Mistelbeck zuerst die Übergabe verweigert hatte.

Der alte pfälzische Amtshof wurde nicht bis 1552 genutzt und lag auch nicht, wie Gustav Voit meinte, an der Stelle des Nürnberger Pflegschlosses. Als 1522/23  die Planungen des Nürnberger Stadtbauamtes zum Bau eines neuen Amtsschlosses anliefen, war der Standort zunächst noch nicht endgültig geklärt. Schließlich wünschte der Rat den Ankauf einiger bürgerlicher Grundstücke, darunter ein Grund hinter dem  „alten ampthof“. Die Planung des neuen Schlosses war dem Nürnberger Baumeister Hanns, demnach wohl Hanns Beheim d. J., übertragen. Im Mai 1522 legte er eine Materialliste vor, die einen dreigeschossigen, ca. 30 Meter langen Massivbau mit einem gewölbten Erdgeschoss vorsah. Die Obergeschosse sollten Spunddecken erhalten.

Im Frühjahr 1523 war der Neubau beschlossene Sache, wobei das Landpflegamt bekannt gab, dass man auf eine aufwändige Grabenanlage verzichten müsse, um eine kostspielige tiefe Fundamentierung des Neubaus zu vermeiden. Gleichwohl sollte die Anlage mit einer Mauer, einem Türmlein und einer Zugbrücke gesichert werden. Die Baumaßnahme zog sich offenbar einige Zeit hin, weil Nürnbergs oberster Werkmeister Paulus Beheim noch 1530 einen Ratschlag zur Pflasterung vor dem Schloss abgab. 1531 wurde eine Übersicht über das zur Baustelle gelieferte Bauholz erstellt. Auch in den Jahren bis 1542 wurden noch bauliche Nachbesserungen durchgeführt.

Der Zweite Markgrafenkrieg ließ die Mühen der vergangenen Jahrzehnte jedoch in Rauch aufgehen. Schon am 28. Mai 1552 wurde Altdorf ein erstes Mal eingenommen. An der anschließenden Plünderung  des Schlosses sollen sich sogar Altdorfer Bürger beteiligt haben, was nach der Rückeroberung der Stadt durch Nürnberger Truppen am 22. Juni 1552 gerichtlich untersucht werden sollte. Der zweite markgräfliche Angriff auf Altdorf am 2. Juni 1553 verlief weniger glimpflich: Bei der fast völligen Einäscherung der Stadt brannte auch das Pflegschloss aus.

Die Planung zur Wiederherstellung des Schlosses waren bereits 1558 angelaufen, sodass die Bauarbeiten wohl unmittelbar folgten. Das Datum 1558 ist auch inschriftlich bezeugt. Eine jüngere Baunachricht betrifft die Zugbrücke des Schlosses, die 1600 erheblich baufällig war und erneuert werden musste. Der Anschicker des Stadtbauamtes und spätere Nürnberger Zeugmeister Matthes Pfeffer plante 1604 dann den Bau der Amtsknechts- und Torwartswohnung, die unmittelbar beim Schlosstor errichtet werden sollte.

Das Pflegschloss, ein dreigeschossiger, mit einem Krüppelwalmdach überspannter Quaderbau, blieb bis heute Amtsgebäude. Nach der Mediatisierung des reichsstädtischen Territoriums 1806 und der Eingliederung ins Königreich Bayern wurde es zunächst Sitz des Landgerichts. Mit der gesetzlichen Trennung von Justiz und Administration und der Einrichtung des Bezirksamtes Nürnberg 1862 zog für einige Jahre das Amtsgericht ein. Nach der Zerstörung des Bezirksamtes und späteren Landratsamtes in der Nürnberger Zeltnerstraße 1945 wurde das Schloss von 1946 bis 1965 wieder für die Verwaltung des Landkreises Nürnberg genutzt. Seit 1971 dient es als Polizeiwache. Nachdem das Schloss von der Staatsbauverwaltung mehrfach veränderten Nutzungen angepasst wurde, ist davon auszugehen, dass sich im Innern kaum noch Bestand aus reichsstädtischer Zeit erhalten hat.  

Quellen


StAAm OPf Registraturbücher Nr. 13, fol. 49, 382.

StAN Rst. Nbg., Landpflegamt Pflegamt Altdorf, S I, L 302, Nr. 93, 94, 98; L 305,  Nr. 20, 74. Rst. Nbg., Handschriften Nr. 198. Rst. Nbg., Rechnungen des Markgräflichen Krieges Nr. 95, 96.

NUB Nr. 15, 685, 745, 866.

Giersch, Robert: Quellenzusammenstellung zur Baugeschichte der Nürnberger Pflegschlösser Altdorf, Lauf und Velden. Unveröff. Manuskript für das BLfD 1989/90.


Abbildung

Ansicht des Pflegschlosses auf einer Darstellung der Stadt Altdorf in Schrägaufsicht von Norden 1575 (StAN)

Lageplan

Klicken Sie auf [+] um die Ansicht zu vergrößern, [-] zum Verkleinern. Mit Hilfe der Pfeil-Schaltflächen können Sie die Karte verschieben.