Artelshofen

  • Herrensitz
  • Am Schloss 1
  • Gemeinde Vorra
  • Landkreis Nürnberger Land


Der Herrensitz Artelshofen dürfte spätestens im frühen 14.  Jahrhundert in der Gestalt eines in einem Wassergraben stehenden Wohnturms errichtet worden sein. Erst 1361 wird er mit Heinrich von Sittenbach, zu Artelshofen sitzend, urkundlich bezeugt [vgl. Kirchensittenbach I, Hohenstein]. Der Abkömmling eines vermutlich einst bedeutenden Sulzbacher Ministerialengeschlechts siegelte und bürgte damals für die Schenken von Reicheneck, die in Artelshofen Lehen- und Zehntrechte genossen. Auch sein Nachfahre Conrad von Sittenbach saß 1408 noch zu Artelshofen. 1434 verkaufte Margaretha, Witwe des Dietrich von Rüssenbach, möglicherweise eine geborene Sittenbach, mit Einverständnis ihrer Söhne den Sitz mit dem Herrenhaus, dem Graben und dem Ökonomiehof an Erhart Holdolt und dessen Gemahlin Clara. Holdolt, der einem erstmals in Offenhausen feststellbaren Reichenecker Ministerialengeschlecht entstammte, veräußerte die Turmburg offenbar bald weiter: 1452 war sie Besitz der Herren von Freudenberg, die sie verpfändeten. Um Schulden tilgen zu können, gab Albrecht von Freudenberg 1453 seine Rechte an die Egloffsteiner auf. Dabei hatte er angeblich die seines Bruders Christoph übergangen, was zu einem Rechtsstreit über den Umfang der Zugehörungen führte. 1457 siegelte Wolfram von Egloffstein zu Artelshofen. 1476 war der Sitz in der Hand seines Sohnes Hans, der ihn 1508 seinem Vetter Jobst von Egloffstein von der Bärnfelser Linie veräußerte.

Auf nicht näher bekanntem Erbweg brachte schließlich die Jungfer Amaley Groß den Sitz an sich, vererbte ihn aber ihrem Vormund Leonhard von Ploben, der 1522 für eine Kapitalaufnahme das Eigen an den Nürnberger Patrizier Anton Tucher verkaufte. Der Familie von Ploben blieb das Besitzrecht, das dann 1535 von der mit Jörg Holzschuher verheirateten Tochter Margaretha an Hans Ebner [vgl. Eschenbach] veräußert wurde. Dieser hatte schon 1531 das Eigenrecht der Tucher erworben. Unter Hans Ebner soll das jetzt wieder freieigene Weiherhaus um 1550 umgebaut, dabei südlich verlängert und mit einem dritten, vorkragenden Obergeschoss versehen worden sein. Die möglicherweise nicht unbeträchtlichen Bauausgaben der Ebner werden aber angesichts der Ereignisse im Zweiten Markgrafenkrieg vergebens gewesen sein: Am 27. Mai 1552 wurde der Sitz von den markgräflichen Truppen niedergebrannt.

Als Georg Ebner 1570 verstorben war, veräußerte seine Witwe Barbara zwei Jahre später den mittlerweile wiederaufgebauten Sitz an Lazarus Harsdorfer (1511–1598). Erstmals werden nun neben dem Wassergraben auch Türme und Tore bezeugt. Bereits zu Lebzeiten des Vaters (1590) verwaltete der ältere Sohn Wolf Harsdorfer Artelshofen, einen Halbteil übergab er 1623 dem jüngeren Bruder Hans Christoph. Die Erben verkauften den Sitz schon 1626 an Hans Jakob Tetzel [vgl. Kirchensittenbach]. Dieser vererbte das Gut Artelshofen 1646 seinem Sohn Philipp Jakob, der es vor 1660 an die Witwe des Engelthaler Pflegers Wolf Albrecht Pömer verpachtete. 1665 zwangen Schulden den Eigner, den Sitz seinem Bruder Gustav Philipp Tetzel zu veräußern, der ihn aber 1691 an die Nachfahren seines Bruders zurückgab. 1722 wurde das Schloss Bestandteil einer Familienstiftung, die seit 1728 – noch vor dem Tod des letzten Artelshofener Tetzel – von Hieronymus Wilhelm Ebner [vgl. Erlenstegen II, Grünreuth, Guttenberg, Hirschbach] verwaltet wurde. Dieser erlangte nach einem längeren Prozess 1748 das Eigentum an Artelshofen, löste den Tetzelschen Fideikommiss auf und begründete stattdessen zwei Jahre später einen eigenen, dem auch Artelshofen einverleibt wurde. Nach dem Aussterben der Artelshofen-Hirschbacher Linie der Ebner 1793 wurde er bis zu seiner Auflösung (bald nach 1810) von den Haller von Hallerstein verwaltet. 1816 verkaufte die Erbengemeinschaft Haller/Kreß die beiden Rittergüter Artelshofen und Hirschbach dann an den Nürnberger Unternehmer Karl Benedikt Schwarz [vgl. Henfenfeld, Hirschbach], der, um die Grundherrschaft auf seinen Gütern auch ausüben zu können, noch in diesem Jahr vom bayerischen König geadelt wurde. Artelshofen wurde wenig später der Schwarzschen Familienstiftung zugeführt, deren Eigentumsrechte erst mit der gesetzlichen Aufhebung der Fideikommisse 1919 erloschen. Nun wurde das ehemalige Stiftungsgut in der Familie aufgeteilt: Paul August Benedikt von Schwarz erhielt Artelshofen, während sein Bruder Benedikt Gottlieb Henfenfeld übernahm. Paul August Benedikt veräußerte das Schloss schließlich 1932 an die Freiherren von Holzschuher. Sie blieben bis zum Verkauf an die Familie Bischof im frühen 21. Jahrhundert Eigentümer.

Das Artelshofener Herrenhaus besteht im Wesentlichen aus einem wahrscheinlich auf einem Pfahlrost gegründeten mittelalterlichen Weiherhaus. Das heutige Erscheinungsbild des Wohnturms dürfte durch die Erweiterung um 1550 und die Instandsetzung nach dem Brand von 1552 geprägt worden sein. Das Innere des Wohnturms erfuhr jedoch bei der Modernisierung nach 1931 weitgehende Veränderungen. Erhalten sind mehrere Stuckdecken, die einer Renovierung in der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts entstammen. In diesem Jahrhundert wurde auch die bauzeitliche Erdgeschosshalle durch den Einbau von Wirtschaftsräumen verkleinert. Der mit Rondells als Streichwehren verstärkte doppelte Mauerring soll nach Wilhelm Schwemmer auf das 15. Jahrhundert zurückgehen. 1818 wurde von der Familie Schwarz der innere Mauerring abgebrochen, der Wassergraben trocken gelegt und aufgefüllt. Einige Jahre später wurden die südliche Befestigung und ein Teil der Schlossökonomie für den Bau der Fichtelgebirgsbahn abgebrochen.

Quellen


BayHStA Pfalz-Neuburg Auswärtige Staaten 2485/1.

StAN Rst. Nbg., Urkunden Nr. 1093.  Rst. Nbg., Kloster Engelthal Urk. Nr. 25. Rst. Nbg., D-Laden Akten Nr. 1504. Rst. Nbg., Handschriften Nr. 198.

StadtAN E 22/1 U 27.

Literatur


Alberti, Volker: Schloss Artelshofen. In: MANL 50 (2001). Heft 1, S. 564-570.

Hacker, Toby / Schramm, Peter: Chronik von Artelshofen 976–1976. Vorra 1976, S. 61-77.

KDM Hersbruck, S. 47-49, mit Kupferstichen von J. A. Boener 1701 und J. A. Delsenbach 1725, S. 53-55, mit Lageplan, Grundriss und Schnitt.

Rühl, Pegnitztal, S. 114 ff.

Ruthrof, Renaissance, S. 24 ff, zeigt Kupferstich von J. A. Boener von ca. 1700.

Stadtlexikon Nürnberg, S. 87, mit Stahlstich von A. Marx ca. 1844.

Voit, Pegnitz, S. 231 f.


Abbildung

Artelshofen aus südöstlicher Richtung, Fotografie: G. v. Volckamer um 1894 (StadtMN)

Lageplan

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