Altenthann

  • Abgegangene Burg
  • Ochenbrucker Straße 4
  • Gemeinde Schwarzenbruck
  • Landkreis Nürnberger Land

Die Stelle der heutigen Kirche gilt als Stammsitz der Reichsministerialen von Altenthann. Ähnlich wie Grünsberg [vgl. Grünsberg] verfügte die Burg dank ihrer Spornlage auf dem nach drei Seiten steil abfallenden Hügel über einen teils natürlichen, teils durch Halsgräben künstlich erweiterten Schutz.

Im Jahre 2005 durchgeführte Ausgrabungen in der Kirche und in ihrem engeren Umfeld lassen mehrere Phasen eines bemerkenswert früh einsetzenden Burgenbaus erkennen. Pfostenlöcher und Keramikfunde belegen eine erste, bereits im 11. Jahrhundert aus Holz errichtete Anlage, die noch im selben Jahrhundert von einer zweiten, ebenfalls in Holzbauweise ausgeführten Burg ersetzt wurde. Diese zweite Burg ist durch einen Brand vernichtet worden.

Der Befund deckt sich mit der schon von der historischen Forschung postulierten Rolle der Burg Altenthann als einer der frühesten (Reichs-)Burgen in der Region. Hermann von Thann, der erste für uns greifbare Vertreter der Familie, erschien bereits 1140 auf einem Hoftag König Konrads III. in Nürnberg unter so prominenten Reichsministerialen wie Otnand von Eschenau und Leupold von Gründlach. Die Familie blieb bis über das Interregnum hinaus im Reichsdienst und gründete zu einem bislang nicht eindeutig nachweisbaren Zeitpunkt Burg Burgthann [vgl. Burgthann].

Die These von einer im Auftrag des Reichs in Altenthann errichteten Burg erhält durch die Ausgrabungsbefunde weitere Nahrung, die einen Wohnturm mit den Innenmaßen von 9 auf 10,5 Metern rekonstruieren lassen. Dieser wurde nach vereinzelt und in Wiederverwendung angetroffenen Steinen aus sorgsam behauenen Buckelquadern errichtet, wie sie in unserem Raum in den Jahrzehnten nach 1160 besonders gern vom Reich für seine repräsentativen Bauten eingesetzt wurden. Der heutige Kirchturm, wiederholt als Bergfried der alten Burg gedeutet, hat mit der staufischen Anlage dagegen keine Gemeinsamkeit und wurde nach den Ausgrabungsergebnissen angeblich erst nach dem 15. Jahrhundert errichtet.

Nicht näher zu datieren ist der Übergang von der Burgen- zur Kapellennutzung im Laufe des 13. oder 14. Jahrhunderts. Die archäologisch nachgewiesene „Nikolaus-Kapelle“ hatte eine bescheidene Grundfläche und knüpft nicht an die vorhergehende Burgenphase an. Vielmehr müssen die wertvollen Buckelquader abtransportiert worden sein, da nur so der Platz für die kleine Kapelle entstehen konnte. Möglicherweise sind zwischen dem Ende der Burgennutzung und dem Bau der ersten Kapelle mehrere Jahre oder Jahrzehnte verstrichen.

Eine zeitliche Aufeinanderfolge von Altenthann und Burgthann lässt sich archäologisch nicht belegen, denkbar bleibt ein vorübergehendes Nebeneinander der beiden Burganlagen.


Quellen


Mon. Boica Bd. 29a, Nr. 465.


Literatur


Alberti, Volker / Boesch, Toni / Holz, Horst: Burgen und Schlösser in Altdorf und Umgebung. Altdorf 2004, S. 57-60.

Bosl, Reichsministerialität, Bd. 1, S. 131.

Steeger, Wolfgang / Schmidt, Gwendolyn: Bericht über die archäologische Ausgrabung und Dokumentation der Fundamente der Kirche St. Veit in Altenthann. Bodensee 2005.

Voit, Pegnitz, S. 253 f.


Abbildung

Für den Kapellenbau wiederverwendete Werksteine der stauferzeitlichen Burganlage (Steeger / Schmidt)

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