Tennenlohe II

  • Ehemaliger Herrensitz
  • Schlossgasse 7
  • Stadt Erlangen


Die schon im 14. Jahrhundert abgegangene Burg [vgl. Tennenlohe I] hatte lange Zeit keinen Nachfolger. Die Beschreibung der Nürnberger Landschaft aus dem Jahre 1504 geht mehrfach auf Tennenlohe ein, ohne einen Sitz zu erwähnen, ebenso wenig wie die Schadenslisten des Zweiten Markgrafenkrieges von 1552/53. Den ersten, indirekten Hinweis auf die Existenz eines Herrensitzes gibt die Gedächtnistafel des Hans Christoph Tetzel (1562/63–1601) und seiner Frau Martha geb. Haßolt auf die Erneuerung der Tennenloher Kirche 1590. Von Tetzel ist außerdem überliefert, er habe sich „viel zu Tennenlohe aufgehalten“.

Vermutlich wurde der Besitz unter seinen beiden Töchtern geteilt. Maria Magdalena Tetzel (1585–1642) heiratete Endres Schilling, ihre Schwester Maria 1619 Justus von Oyrl (sein Vater Philipp hat das Fembohaus in Nürnberg erbaut). Deren Tochter Maria Magdalena von Oyrl (1619–1686) vermählte sich 1642 mit Wilhelm Bartholomäus Peller, der anscheinend 1653 auch die andere Hälfte des im 30-jährigen Krieg (vermutlich 1634) zerstörten Schlosses an sich brachte. In seinem Nachlassinventar von 1670 ist das „Landgut zu Tennenlohe“ mit 2.500 Gulden veranschlagt. Von seiner Witwe gelangte es an die Tochter Maria Sabina (1651–1705), die 1668 Christoph Jakob Behaim heiratete. Dieser wurde 1681 mit seinem Bruder in den erblichen Reichsfreiherrenstand erhoben.

Der nach dem Krieg wieder aufgebaute Herrensitz war nach einem Kupferstich um 1660 (der aber vermutlich seitenverkehrt ausgeführt wurde) nur ein erdgeschossiger Bau mit Fachwerkgiebel; davor stand ein Ziehbrunnen. Im weiträumigen, teils ummauerten, teils umzäunten Hof war außerdem eine langgestreckte Fachwerkscheune erbaut. 1690 entschloss sich die inzwischen verwitwete Baronin von Behaim, ein neues Herrenhaus zu errichten. An der alten Stelle, aber auf einer erheblich geringeren Grundfläche von nur noch 41 auf 26 Schuh (ca. 12,3 auf 7,8 Meter) statt bisher etwa 22 auf 13,5 Meter entstand ein dreigeschossiges, turmartiges Herrenhaus mit den häufig im Nürnberger Raum zu beobachtenden vier Ecktürmchen. Das Satteldach trug einen Dachreiter mit Welscher Haube und Wetterfahne.

Angeblich ging der Sitz schon 1699 an Melchior Christian von Mayersbach über [vgl. Bruck I], aus dessen Nachlass er 1719 von Christoph Jakob Peller (1683–1729) erworben wurde. Seine Tochter Maria Anna vermählte sich 1737 mit Jakob Gottlieb Rudolf Volckamer von Kirchensittenbach, der ab 1777 das heute noch stehende Schlösschen in Tennenlohe errichten ließ. In seiner Baueingabe bat er zunächst um Genehmigung „wegen Reparatur und Erweiterung meines Herren-Sitzes”, bei der ein Giebel und das Dachwerk vollkommen erneuert werden sollten. Er wollte bei dieser Gelegenheit „den Mangel des Raums in diesem Gebäude ... etwas abhelfen“ und erwartete um so weniger Einwände, als „das Hauß ehedem noch einmal so lang und so breit gewesen, als ... Frau Behaim ... zu Ende des vorigen Jahrhunderts aufführen lassen“. Im Zuge der Bauarbeiten zeigte sich angeblich, dass das knapp hundert Jahre alte Gebäude viel zu baufällig war. Volckamer erweiterte sein Gesuch, indem er den völligen Abbruch und Neubau für unabdingbar hielt, der allerdings um ca. 3½ Meter breiter werden sollte. Der neu eingereichte, modifizierte Plan zeigt das Herrenhaus, wie es sich im wesentlichen bis heute erhalten hat, nämlich als zweigeschossigen Sandsteinquaderbau mit abgewalmtem Mansarddach.

1780 erbte Johann Albrecht Andreas Adam von ­Volckamer den Besitz. Nach dem Tod seiner Witwe Maria Philippina im Jahre 1826 gelangte dieser schließlich 1835 an die Familie Klein, die im Schloss 1860 eine Gastwirtschaft einrichtete und darin bis heute betreibt.

Quellen


StAN Rst. Nbg., Waldamt Sebaldi II Nr. 192, 210.

Gelegenhait, Nr. 703, 1929.

NUB Nr. 408.

Literatur


Bischoff, Johannes: Die Zeidelhuben und Bienenpflege im Sebalder Reichswald. In: JffL 16 (1956), S. 102-104.

Ders.: Evang.-Luth. Pfarrkirche und Pfarrei St. Maria Erlangen-Tennenlohe. Erlangen 1978, S. 28 f, 42, 47-49, 55 f.

Jakob, Andreas / Hofmann-Randall, Christina (Hg.): Erlanger Stadtansichten. Zeichnungen, Gemälde und Graphiken aus sieben Jahrhunderten. Nürnberg 2003, S. 318-320 (Nr. 6.16.2 zeigt tatsächlich Kirchensittenbach, bei Nr. 6.16.5 und 6 sind die Abb. vertauscht).

KDM Erlangen, S. 142 f.

Schwemmer, Wilhelm: Das Fembohaus zu Nürnberg. 2. Aufl. Nürnberg 1960, S. 14-17.

Seibold, Gerhard: Die Viatis und Peller. Beiträge zur Geschichte ihrer Handelsgesellschaft. Köln-Wien 1977, S. 364, 398 f.

Stadtlexikon Erlangen, S. 696 f.


Abbildung

Blick auf das Herrenhaus aus südwestlicher Richtung. Fotografie: G. v. Volckamer um 1894 (StadtMN)

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