Tullnau II

  • Abgegangener Herrensitz, „Kressengarten“ (Abbruch nach 1955)
  • Tullnaustraße 7
  • Stadt Nürnberg


Im so genannten Kressengarten war in der frühen Neuzeit einer der prachtvolleren Herrensitze vor der Stadt entstanden. 1736 verfügte das Anwesen über ein zweigeschossiges Herrenhaus, etwa 14½ Meter lang und 7½ Meter breit. Im Erdgeschoss war eine Gärtnerwohnung untergebracht, während das Obergeschoss von der Herrschaft genutzt wurde. Abgesehen von mehreren Ökonomiebauten besaß der Sitz zusätzlich ein Saalgebäude, in dem sich ein vermutlich mit einem Muldengewölbe versehener, im manieristischen Stil der Zeit um 1600 prachtvoll ausgemalter Sommersaal befand, in dem einst Wasserspiele installiert waren. An der westlichen Außenwand existierte noch nach 1945 eine interessante Reihe „epigrammatischer Inschriften“ früherer Zeiten. Bemerkenswert war auch die dekorative Gestaltung des Südgiebels aus der Zeit um 1600. Ein hölzernes Sommerhaus stand auf Pfählen im östlich anschließenden Gartenweiher und verlieh dem Anwesen ein überaus romantisches Ambiente.

Das ursprüngliche Gartenanwesen gehörte um 1548 angeblich einem Dr. Hieronymus Hofmann und befand sich im ausgehenden 16. Jahrhundert im Besitz des reichen Kaufmanns Georg Bayer aus der Hirschelgasse. 1595 teilte ihm das Waldamt Lorenzi wenigstens 12 Stämme Bauholz für die Errichtung eines neuen „Weyerhäusleins“ auf altem Grund sowie 24 Stämme für den Bau einer Sommerlaube mit Pferdestall zu. Der neue Sitz wird demnach noch vor 1600 fertiggestellt worden sein und ist daher auch im so genannten Cnopfschen Skizzenbuch um 1614 als „deß Bayrn Garten“ wiedergegeben. 1613 machte jedoch der gleichnamige Sohn von sich reden, als er bei der Fälschung von Gewürzwaren, vor allem von Safran, ertappt wurde und nur mit Mühe einer Hinrichtung entging. Von der Witwe des Georg Bayer, geb. Gammersfelder, erwarb 1630 Jobst Christoph Kreß von Kressenstein (1597–1663) den Sommersitz, der sich auf einem Kupferstich von 1660 noch weitgehend unverändert gegenüber der Zeichnung um 1614 präsentiert. Als Besitzer wurde ab 1665 der Sohn Georg Adolf, der 1723 verstarb, aufgeführt. Die Liegenschaft blieb bis kurz nach dem Tod des Johann Christoph Sigmund (1730–1818) in der Hand der Familie. Danach wurde das längst als Kressengarten bekannte Anwesen an Heinrich Meyer veräußert. 1870 besaß der Fuhrmann Johann Adam Schwarz den einstigen Herrensitz, dessen herrlicher „Prospekt auf Stadt und Pegnitztal“ vielfach gerühmt wurde. 1891 ging er in den Besitz der Stadt Nürnberg über, die ihn in den 1930-er Jahren als Baumagazin verwendete.

Unter der Familie Kreß von Kressenstein war das Herrenhaus bereits 1743 östlich verlängert worden. 1752 wurde ein zweites Obergeschoss aufgebaut, das zur Unterbringung eines weiteren Saals und einer Kammer diente. 1953 war der Herrensitz bis auf die einst im Weiher stehende Sommerlaube noch gut erhalten. Damals wurde darauf hingewiesen, dass der historisch wertvolle Bestand „ernstliche Beachtung, Pflege und Instandsetzung“ verdiene. Gleichwohl wurde das Herrenhaus in den Jahren nach 1955 abgebrochen.

Quellen


StAN Rst. Nbg., Waldamt Lorenzi I Nr. 518.

StadtAN B 1/II LXXIIIb10. E 10/27 Nr. 2, 17, 57.

Literatur


Frank zu Döfering, Karl Friedrich von: Die Kressen. Eine Familiengeschichte. Senftenegg 1936, Sp. 1551-1557.

Stadtlexikon Nürnberg, S. 586 mit Fotografie von 1911.


Abbildung

Ansicht des Herrensitzes vermutlich von Südwesten, Fotografie: G. v. Volckamer um 1894 (StadtMN)

Lageplan

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