Thalheim

  • Ehemaliger Herrensitz
  • Thalheim 1
  • Gemeinde Happurg
  • Landkreis Nürnberger Land


Der Ortsname scheint erstmals im um 1275 erstellten Urbar des Bayernherzogs mit einer Mühle zu Thalheim auf. Sie zählte zur Propstei des Klosters Bergen, das auch in Gothelmshofen, das später in Thalheim aufging, über grundherrschaftliche Rechte verfügte. Nach beiden Orten nannten sich wenig später Lehnsleute der Schenken von Reicheneck, die die Vogtei über die Propstei wahrnahmen. Während sich Heinrich 1289 noch nach Gothelmshofen nannte und zum Umfeld der Schenken gehörte, trat 1304 Konrad von Thalheim als Burghüter oder Pfleger des Grafen Gebhard von Hirschberg auf der Burg Troßberg bei Pilsach auf. Ein gleichnamiger Thalheimer wurde im Lehnbuch der Schenken von Reicheneck von etwa 1331 als Inhaber von Lehen geführt. Bereits 1322 trat ein Heinrich von Thalheim als Provinzial der Franziskaner in Nürnberg auf, den Eckard Lullies ebenfalls dem Geschlecht zuordnet.

Ein befestigter Sitz unter dem Geschlecht in Thalheim lässt sich bislang weder archäologisch noch urkundlich belegen. Lediglich ein „paumgarten unnd sein gefaß“ (vielleicht eine Einfriedung oder doch ein Schreibfehler des Kopisten für „gesaß“?) scheinen als Lehen des Konrad von Thalheim 1331 auf. Im späten 14. Jahrhundert, als die Gothelmshofer-Thalheimer längst als Nürnberger  Bürger erscheinen, hatte sich schließlich am Ort ein Hammerwerk etabliert, das 1377 Hermann Holzhaymer gehörte. Mit dem „hamer zu Talhaim“ und dem in Haunritz war der Nürnberger Montanunternehmer Jobst Tetzel 1387 Mitglied der Oberpfälzer Hammereinung, die er maßgeblich mit initiiert hatte. 1391 verliehen die Bayernherzöge ihm diverse „Freiheiten“ für seinen Hammer zu „Gotmannshofen“, der auch Thalheim genannt werde, und über eine den Landgrafen von Leuchtenberg zu Lehen gehende Schenkstatt zu „Goczmanshofen“.

1418 wurde Peter Tetzel, ausdrücklich Inhaber des Hammers zu Thalheim, mit dem Leuchtenberger Wirtshaus belehnt. Das Hammerwerk war 1424 als Erbzinslehen oder Pachtgut an den Hammermeister Peter Tyrol vergeben, der mit seiner Gemahlin Gerhaus seinerzeit die Kirche St. Peter und Paul in Thalheim stiftete. Auch wenn diese Nachrichten nicht eigens ein Herrenhaus bei dem Hammer erwähnen, so ist seine Existenz im 15. Jahrhundert zu vermuten. Bezeugt wird es schließlich im Bericht der groß angelegten Landeserkundung, die 1504 vor Ausbruch des Landshuter Erbfolgekrieges vom Nürnberger Rat angeordnet worden war. Hier ist ausdrücklich der Sitz und der Hammer des Sulzbacher Bürgers Gilg Teurl verzeichnet. Offenbar war das Gut im späten 15. Jahrhundert an die Teurl übergegangen, die schon Jahrzehnte zuvor Beziehungen zu den Tetzel unterhalten hatten. So hatte Jobst Tetzel seit 1463 Eigenrechte am Hammer in Haunritz an Hans Teurl veräußert.

Vermutlich ging das Hammergut bald nach dem Ausgang des Landshuter Erbfolgekrieges und der Eingliederung Thalheims in das neue reichsstädtische Pflegamt Reicheneck, angeblich 1506, an den Nürnberger Bürger Anton Harsdorfer über. „Schloss“ und Hammerwerk übergab er 1516 seinem Schwiegersohn Sebald Ketzel.

1527 erwarb Jakob Groland „Hammerwerk und Ansitz“ um 1.100 Gulden. Es folgten 1542 Jörg von der Grün, 1568 Hans von der Grün, 1595 Hans Jacob von der Grün, dessen Tochter um 1600 den 1567 geborenen Hans Sigmund II. von Preysing zu Lichtenegg und Haunritz heiratete. 1601 wurde der Schwiegersohn erstmals als Inhaber des Hammers genannt. Sigmund Gabriel Holzschuher kaufte 1621 für 8.500 Gulden von ihm das Gut. Er musste 1635 erleben, wie es von bayerischen Truppen überfallen und niedergerissen wurde. Doch wurde es wiederaufgebaut und blieb bis Anfang des 20. Jahrhunderts im Besitz des Nürnberger Patriziergeschlechts.

Das Holzschuhersche Hammergut wurde erstmals 1702 durch einen Kupferstich von J. A. Boener bildlich überliefert. Die leider  sehr vereinfachende Darstellung zeigt neben dem von drei Wasserrädern angetriebenen Hammer einen aus zwei Gebäuden bestehenden Herrensitz: ein turmartiges, massives oder zumindest verputztes Herrenhaus, das von einer Mauer umfasst wurde und ein zweigeschossiges Nebenhaus, das vielleicht für das Hammerpersonal zur Verfügung stand. Nur wenige Jahre nach Anfertigung des Kupferstichs wurde das Hammergut 1707 bei einem Hochwasser schwer beschädigt, sodass Sigmund Elias Holzschuher die alten Gebäude abbrechen und durch Neubauten ersetzen ließ. An der Stelle des alten Sitzes entstand nach Plänen des Nürnberger Landbaumeisters Johann Ulrich Mösel [vgl. Behringersdorf IV] durch den Maurermeister Michael Vogel aus Alfeld und den Zimmermeister Leonhard Zeumer aus Fürnried ein neues Hammerschloss. Als der Bauherr 1709 starb, war erst der Rohbau beendet. Unter Karl Sigmund Holzschuher erfolgte ab 1713 der Innenausbau durch Nürnberger Handwerker. Erst 1720/21 konnten die Arbeiten mit der Herstellung der massiven Einfriedung abgeschlossen werden.

Zwei Kupferstiche von J. A. Delsenbach von 1718 bezeugen den bereits fertiggestellten barocken Neubau, dessen Erscheinungsbild sich bis heute bewahrt hat. Das breit gelagerte, zweigeschossige Herrenhaus trägt ein Walmdach, dessen Flächen mit stehenden Gauben gegliedert wurden, die man später durch Schleppgauben ersetzte. Ein Treppenturm zur Erschließung von Erd-, Ober- und Dachgeschoss wurde in der Mitte der Südfassade angebaut. Im Inneren statteten die Holzschuher einige repräsentative Räume, u. a. ein saalartiges, großes Zimmer des Obergeschosses, mit Stuckdecken aus, die laut Schwemmer lebhaft bewegtes Rahmen- und Bandwerk zeigen. Die übrigen Räume erhielten überwiegend Spunddecken. Erhalten blieben auch zwei bauzeitliche, grün glasierte Kachelöfen sowie barocke Zweifüllungstüren mit geohrter Bekleidung.

Nach der Eingliederung des reichsstädtischen Territoriums ins junge Königreich Bayern 1806 und der Aufhebung des Pflegamtes Reicheneck kam das Hammergut mit seinen grundherrschaftlichen Rechten in den Distrikt des Landgerichts Hersbruck. Der Familie Holzschuher, 1819 in den Freiherrenstand erhoben, verlieh man im selben Jahr die Patrimonialgerichtsbarkeit 2. Klasse, die 1833 vom bayerischen Staat abgelöst wurde.

1909 verkauften die Holzschuher das Schloss an die Thalheimer Familie Panzer, in deren Besitz es sich bis zur Gegenwart befindet. Kurz nach umfangreichen Renovierungen in den Jahren nach 1999 brannte 2003 der Dachstuhl ab; Löschwasser zog die darunter liegenden Räume in Mitleidenschaft. Dank des großen Engagements der Familie Panzer konnte der Schaden bis 2006 wieder behoben werden.

Quellen


StAAm Pfalz-Sulzbach, Stadt- und Landgericht Sulzbach Nr. 836. Reichsherrschaft Parsberg Lehenpropstamt Nr. 1/1, fol 26, dort eindeutig „gefaß“ statt „gesaß“ (Sitz).

StAN Ft. An., Differenzen, Nürnberger Bücher Nr. 83. Reg. v. Mfr., K. d. Fin., Abgabe 1937, Nr. 1445. 

Gelegenhait, Nr. 995.

Laschinger, Johannes: Transkription der Großen Hammereinung. In: Bergbau- und Industriemuseum Ostbayern (Hg.): Die Oberpfalz ein europäisches Eisenzentrum. 600 Jahre Große Hammereinung (= Schriftenreihe des Bergbau- und Industriemuseums Ostbayern Bd. 12/1). [Theuern] 1987, S. 141 f.

Lehnbuch 1331, S. 91, 190 f.

Müllner III, S. 350.

Völkl, Georg: Das älteste Leuchtenberger Lehenbuch. In: Verhandlungen des Historischen Vereins für Oberpfalz und Regensburg 96 (1956), S. 313.

Literatur


Alberti, Volker / Baumann, Lorenz / Holz, Horst: Burgen und Schlösser in Hersbruck und Umgebung. Oberes Pegnitztal (= Adelssitze in Franken Bd. 3). Simmelsdorf-Hüttenbach 1999, S. 49-51.

Braun, Otto: Exzerpte aus dem Pfarrarchiv Pommelsbrunn. Unveröff. Manuskript o. J.

Geiger / Voit, Hersbrucker Urbare, S. 29, 47.

HAB Lauf-Hersbruck, S. 101, 137, 153.

KDM Hersbruck, S. 267-270, mit den Kupferstichen von J. A. Boener und J. A. Delsenbach sowie einem Erdgeschoss-Grundriss aus der Zeit um 1710.

Rühl, Pegnitztal, S. 163 f, Lageplan mit Schloss, Kirche und Wasserläufen.

Schnelbögl, Fritz: Bausteine zur Heimatkunde. In: MANL 6 (1957), Heft 2, S. 58; 7 (1958), Heft 2, S. 39 f.

Schwemmer, Wilhelm: Altnürnberger Herrensitze. Der Herrensitz und die Grundherrschaft Thalheim. In: MANL 19 (1970), Heft 1/2, S. 1-7. S. 5 mit Kupferstich von G. D. Heumann von 1758.

Stadtlexikon Nürnberg, S. 1070 f.

Voit, Grundherrschaften, S. 45 f.

Voit, Pegnitz, S. 81 f.


Abbildung

Das neue Herrrenhaus von Süden. Kolorierter Kupferstich von J. A. Delsenbach aus dem Jahr 1718 (StadtA Lauf)

Lageplan

Klicken Sie auf [+] um die Ansicht zu vergrößern, [-] zum Verkleinern. Mit Hilfe der Pfeil-Schaltflächen können Sie die Karte verschieben.