Oberndorf bei Offenhausen

  • Herrensitz
  • Oberndorf 1
  • Gemeinde Reichenschwand
  • Landkreis Nürnberger Land


Der Sitz Oberndorf wurde nach einer Inschriftentafel an der Giebelfassade 1627 von Bonaventura Furtenbach auf Reichenschwand und Oberndorf von Grund auf neu erbaut („aedes has funditus ex strui curavit“). Der Bauherr stammte aus einer Allgäuer Familie, die durch den Fernhandel mit Textilien, Gewürzen und Salz zu Reichtum gelangt war und sich seit Bonaventura I. Furtenbach (1498–1564) in Nürnberg nachweisen lässt. Der ältere Bonaventura gilt als Begründer der Nürnberger Linie, wurde von Kaiser Karl V. geadelt, konnte rasch in die Nürnberger Führungsschicht einheiraten (verschwägert u.a. mit den Holzschuher), 1530 das namengebende Reichenschwand und bis 1535 die Güter in Oberndorf erwerben. In seinem Testament widmete 1563 er die Herrschaft Reichenschwand mit den Gütern zu Oberndorf und Leuzenberg zu einem Fideikommißgut um, das seine Nachkommen „weder verkaufen oder vergeben“ durften und das so bis zum Anfang des 19. Jahrhunderts in der Hand der Familie blieb [vgl. Reichenschwand].

Sein Urenkel Bonaventura III. Furtenbach hatte nach Studien in Lauingen und Straßburg sowie Tätigkeiten in holländischen (Kriegs-)Diensten im Jahre 1611 Maria Magdalena Tucher geheiratet und seither den Sitz Reichenschwand gemeinsam mit den Nachkommen seines Onkels Hans V. von Furtenbach bewohnt. Aus unbekanntem Gründen – möglicherweise führte das enge Zusammenleben mit den Verwandten zu Zerwürfnissen – errichtete er 1627 nach 16 Jahren auf einem der Bauerngüter in Oberndorf den eingangs erwähnten neuen Sitz. Der rechteckige schlichte Bau erhielt einen flachen Gewölbekeller und wurde im Erdgeschoss in Sandstein, im Obergeschoss teilweise in Fachwerk ausgeführt. Der ganz in Sandstein aufgeführte Südgiebel wirkt durch seine drei Gesimse mit geschweiften Giebellinien und Steinkugelbekrönung herrschaftlich, während sich die anderen Fassaden einfacher präsentieren.

Nachdem mit seinem Sohn Christoph Andreas († 1671) und dessen Witwe Sabina Dorothea Tetzel († 1681) der Oberndorfer Familienzweig wieder ausstarb, fiel der Besitz an die Reichenschwander Linie zurück. Im Herrensitz Oberndorf wurde 1702 Jakob Wilhelm geboren, der die so genannte „zweite Reichenschwander Linie“ begründen sollte. 100 Jahre später verkaufte sein Sohn Jobst Wilhelm von Furtenbach das Schlösschen mit geringem Zubehör um 3.500 Gulden an den Bauern Johann Deinzer, der es wieder in einen Bauernhof umwandelte.


Quellen


StadtAN E 13/1. Nr. 1.

Lehnbuch von 1331, S. 167.

NUB Nr. 341, 348, 349, 384, 410, 441, 445, 453, 470, 541, 668, 679, 680, 732, 748, 757, 767, 786, 803, 917, 919, 941, 1041, 1048, 1049, 1053.

Literatur


Giersch, Robert: Chronik von Offenhausen. Teil I (erscheint voraussichtlich 2007).

Heinz, Walter: Vom Hohenstein zum Keilberg. In: Ehemalige Burgen im Umkreis des Rothenbergs. 2. Teil (= Vom Rothenberg und seinem Umkreis, Heft 15/2). Schnaittach 1992, S. 129-131.

KDM Hersbruck, S. 213.

Kunstmann, Hellmut: Burgstall bei Oberndorf. In: MANL 4 (1955), Heft 2, S. 22 f.

Voit, Pegnitz, S. 219 f.

Schwemmer, Wilhelm: Alt-Reichenschwand. In: MANL 28 (1979), Sonderheft Nr. 25, S. 13-21.


Abbildung

Blick auf die heute bewaldete Burgstelle und den erhaltenen Graben aus südöstlicher Richtung (Rg)

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