Oberschöllenbach I

  • Abgegangener Herrensitz
  • Oberschöllenbacher Hauptstraße 11 / Rheinstraße 2
  • Markt Eckental
  • Landkreis Erlangen-Höchstadt


Oberschöllenbach war Teil des Reichsgutes um Nürnberg, wurde 1279 von König Rudolf mit Neunhof bei Lauf, Tauchersreuth und Günthersbühl an die edelfreien Schlüsselberger verliehen [vgl. Einleitung zu Neunhof bei Lauf, Günthersbühl] und kam 1347 an die Burggrafen von Nürnberg, welche die Güter 1405 an Berthold Pfinzing verkauften. Die Übertragung des Reichslehns wurde von König Ruprecht am 11. August 1405 genehmigt, die verkauften Güter zu freiem Eigen der Erwerber erklärt. Als nachfolgende Besitzer werden die Holzschuher, Halbwachs, 1454 Endres Rech und schließlich 1490 Hieronymus und Sebald Rech genannt, die 1512 Ober- und Unterschöllenbach an Sixt I. Oelhafen veräußerten.

Sixt I. Oelhafen (1466–1539), Sohn eines Nördlinger Ratsherrn, gilt als bedeutendster Vertreter der Familie, da er es zum obersten Sekretär in den Hofkanzleien der Kaiser und Könige Friedrich III., Maximilian I. und Karl V. brachte. Nach seinem Tod am 22. Juni 1539 folgten seine Söhne Sixt II. (bis 1544), Maximilian (1544–1557) und Hans (1557/60–1580) im Besitz von Oberschöllenbach.

Angeblich soll 1512/18 bereits ein altes Herrenhaus bestanden haben. Allerdings erwähnt die 1504 angefertige Beschreibung der Nürnberger Landschaft in Oberschöllenbach noch keinen Sitz. Dasselbe gilt für die Urkunde, in der Sixt I. Oelhafen 1538 sein „Dörflein Ober-Schöllenbach“ nebst den Gütern in Unterschöllenbach testamentarisch zur Vorschickung Schöllenbach bestimmte, deren Verwaltung und Nutznießung jeweils beim Familienältesten liegen sollte (Seniorat).

Im Jahre 1547 bat Maximilian Oelhafen das Nürnberger Waldamt Sebaldi, im Dorf Schöllenbach einen Sitz errichten zu dürfen. 1550 soll dann ein zweigeschossiges steinernes Haus erbaut worden sein, das mit 52 auf 41 Schuh (ca. 15,8 x 12,45 Meter) stattlich ausfiel und kaum kleiner war als der ebenfalls neu errichtete Stadel, der etwa 16,1 x 13 Meter maß. Der Zeitpunkt für den Bau war allerdings denkbar schlecht gewählt, da die Gebäude schon am 2. Juni 1552 im Zweiten Markgrafenkrieg „bis in den Grund“ niedergebrannt wurden. Der Schaden wurde auf 3.000 Gulden geschätzt.

Maximilian Oelhafen begann bereits 1556 mit dem Wiederaufbau, wenn auch in bescheideneren Dimensionen. Über dem Bau des Herrenhauses – es war gerade etwa 2 Meter hoch gemauert – starb er. Sein Bruder Hans vollendete 1557/58 das angefangene Werk und umgab es mit einem „Meuerlein und Zwingerlein“. Im Hof standen ein Stadel, ein Viehstall, Schweinestall und Schupfen. An den Bau erinnert eine Medaille mit einer lateinischen Inschrift, die sinngemäß lautet: „Johannes Oelhafen, Schwiegersohn des ehrbaren Herren Hieronymus Paumgartner, ließ dieses Haus für sich und die seinen und die Nachkommen seines Stammes erbauen und mit einer Mauer umgürten. 1558“.

Vor 1614 hatte Maximilian Oelhafen (seit 1609 Inhaber der Vorschickung) mit Baumaßnahmen an seinem Herrensitz begonnen, wozu ihm das Waldamt bereits Bauholz genehmigt hatte. Nachdem aber einer seiner Untertanen gezwungen war, sein baufälliges Bauernhaus zu erneuern, bat Oelhafen das Waldamt, das ihm für seinen Herrensitz genehmigte Holz für den Neubau seines Untertanen verwenden zu dürfen. Er verzichtete ausdrücklich auf den weiteren Ausbau des Herrensitzes, wofür ihm und seiner Familie ein Wohnrecht im Obergeschoss des Bauernhauses eingeräumt werden sollte.

Nach den erhaltenen Grundrissen aus dem Jahre 1614 führte eine Rundbogentür in einen mittleren Flur mit einer abgemauerten Kammer, dem sich rechterhand je eine Stube und Kammer anschlossen, auf der linken Seite lag ein teilweise eingewölbter Stall. Über eine Innentreppe erreichte man das Obergeschoss, in dem links und rechts des mittleren Flures (mit einem großen Rauchfang?) je eine Kammer und eine Stube lagen. Vom Flur war ein weiterer Raum mit einem Kamin abgetrennt, vermutlich eine Küche. Ob und auf welchem Anwesen die Pläne verwirklicht wurden, ist nicht bekannt.

Tatsächlich wurde im Jahre 1618 mit der Errichtung eines steinernen Obergeschosses der Ausbau des Herrenhauses fortgesetzt. 1685 zeichnete Johann Andreas Graff eine Ansicht von Südosten (sie ist nur durch einen 1798 nach dieser Vorlage ausgeführten Stich überliefert), die den zweigeschossigen Herrensitz mit Sonnenuhren auf beiden Seiten und einem Dacherker mit Uhrzifferblatt an der Südfront zeigt. Ein posthumer Porträtkupferstich des Familienseniors (seit 1736) Christoph Friedrich II. Oelhafen aus dem Jahr 1752 überliefert als Hintergrundbild den Anblick von Nordosten. Danach wies das Herrenhaus auch auf der Nordseite einen Dacherker auf.

1778 wurden unter den Besitzungen der Oelhafen in Oberschöllenbach an erster Stelle beschrieben „ein altes Herren-Hauß, ohnbewohnt, außer unten wohnen 2 Taglöhner“. Es muss sich um den „unteren“ Sitz handeln, da anschließend der „obere Hof“ [vgl. Oberschöllenbach II] erwähnt wird. 1811 war das Gut in Besitz des damaligen Familienseniors Georg Christoph von Oelhafen zu Eismannsberg (1748–1825) und bestand aus dem Schloss Haus Nr. 1, massiv gebaut und unbewohnt, dem Voitenhaus Nr. 2 nebst einem Stadel, besonderer Stallung und Backofen sowie schließlich dem Zwingerhäuslein Nr. 3.

Schon im Jahr darauf wurde das Gut – vermutlich in Folge der bayerischen Gesetzgebung zur Auflösung der Fideikommisse – zerschlagen. Johann Horlemus erwarb am 12. August das Voitenhaus für 550 Gulden, dessen westliche Hälfte Nr. 23 wurde am selben Tag für 200 Gulden an den Taglöhner Johann Korn verkauft. Aus dem Zwingerhäuslein entwickelte sich spätestens um 1840 eine Gastwirtschaft, die heute noch besteht. Das Schlossgebäude war vermutlich ebenfalls 1812 an den Köbler Sebastian Ochs veräußert worden, von dem es Johann Seybold „und Consorten“ am 28. März 1815 für 600 Gulden erwarben.

Zu diesem Zeitpunkt war das Obergeschoss allerdings bereits abgetragen und die westliche Hälfte des Erdgeschosses abgebrochen, sodass der Bau den Charakter eines Herrensitzes verloren hatte. Später wurde das Haus wieder aufgestockt. In dem inzwischen modern veränderten Gebäude dürften immer noch Reste der alten Außenmauern integriert sein.

Am erhaltenen, leider sehr schadhaften unterkellerten Nebengebäude (Rheinstraße 2) ist am Giebel die Jahreszahl 1720 eingeschlagen und in einer Nische darunter ein in Sandstein gearbeiteter, heute stark abgewitterter Löwe (das Wappentier der Oelhafen) angebracht. Womöglich stammt er vom benachbarten Schloss, denn der erwähnte Stich von Schlemmer von 1685/1798 zeigt an der Südfront ein großes, offenbar plastisch gearbeitetes Wappen.

Quellen


StAN Rst. Nbg., Waldamt Sebaldi Nr. 335. Kastaster Eschenau Nr. 1 Bd. 2, fol. 132.

Gelegenhait, Nr. 662.

Mon. Zoll. Bd. VI, Nr. 270, 284, 294.

Müllner I, S. 332.

Literatur


Biedermann, Tab. 338 f, 344, 346.

Deliciae II, S. 77 f.

Glückert, Ewald: Ein Bild im Bilde: Oberschöllenbach. In: Neunhofer Land 26 (2001), S. 42-46.

Gräf, Friedrich: Kurze Geschichte der zwei benachbarten Dörfer Ober- und Unterschöllenbach. München 1933.

Held, Wilhelm: Ein kurzer Beitrag zur Geschichte der beiden Dörfer Ober- und Unterschöllenbach. In: 700 Jahre Ober- und Unterschöllenbach 1279–1979. Festschrift Eckental 1979, S. 13-14.

KDM Erlangen, S. 139.

Rhau, Johann Leonhard: Versuch einer topographischen Beschreibung derer in den Ober- und Jurisdictionsamt Bayersdorf recht­fraischlichen Territorialbezirk gelegener Orthschaften, Dörfer, Wailer, Hoefe, Mühlen ... 1778 (Mskr. im Stadtarchiv Erlangen), S. 401.

Stadtlexikon Nürnberg, S. 776 f.


Abbildung

Ansicht des unteren Sitzes, Ausschnitt aus einem Porträtstich von G. P. Nußbiegel 1752 (StadtA Lauf)

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