Offenhausen II

  • Angebliche Burgstelle auf dem Keilberg
  • Gemeinde Offenhausen
  • Landkreis Nürnberger Land


Der Nürnberger Burgenforscher Hellmut Kunstmann hatte erstmals in einer Veröffentlichung 1955 auf die Burgstelle auf dem Keilberg hingewiesen. Er vermutete eine frühhochmittelalterliche Turmburg, die auf dem nach Nordosten vorgeschobenen markanten Bergsporn des Keilbergs Platz gefunden haben soll. Bis heute wird die Stelle zum Bergsporn hin von einer relativ gut erhaltenen Graben-Wall-Anlage gesichert. Für Gustav Voit zählte die Burg auf dem Keilberg gar als Glied einer Burgenkette um die Königsteiner Burg Reicheneck.

Die Grabungskampagne unter der Leitung von Oliver Specht 2005/06 hat dieser Spekulation jede Grundlage genommen. Bei der Freilegung traten an der Stelle der vermuteten Burgreste die Grundmauern der 1448 errichteten Keilbergkapelle zu Tage. Der Umfang der Kapelle erwies sich als überraschend groß und übertraf den so mancher Dorfkirche. Der Kapellenbau wurde vermutlich schon 1449 bei der Verwüstung des Hammerbachtals durch die Nürnberger Truppen unter ihrem Feldhauptmann Erhart Schürstab zerstört. Die Kapelle wurde noch im 15. Jahrhundert erheblich kleiner wieder aufgebaut. Im frühen 16. Jahrhundert, vielleicht im Zusammenhang mit der Reformation, scheint der Sakralbau aufgegeben und dem allmählichen Verfall preisgegeben worden zu sein. Eine Zerstörung 1553 im Zweiten Markgrafenkrieg, die Andreas Würfel 1757 behauptet hatte, kann weder archivalisch noch durch archäologische Befunde bestätigt werden. Das benachbart stehende und um 1550 noch bewohnte Bruderhaus wurde 1568 auf Abbruch dem Engelthaler Ziegler verkauft. Johannes Müllner erwähnt in seinen Annalen von 1623 auf dem „Keirberg“ noch „eine zerfallene Capell und Bruderhaus“. Bei der Ausgrabung fanden sich keinerlei Siedlungsspuren, die vor das 15. Jahrhundert zurückgehen. Eine genaue Überprüfung der Wall-Graben-Anlage steht derzeit noch aus.

Quellen


Müllner III, S. 344.

Literatur


Giersch, Robert / Specht, Oliver: Archäologie und Baugeschichte einer Pestkapelle: St. Ottmar und St. Ottilien auf dem Keilberg in Offenhausen. In: Das archäologische Jahr in Bayern 2005. Stuttgart 2006, S. 137-140, mit Kupferstich von C. M. Roth von vor 1757, Ausgrabungsplan und mehreren Fotografien.

Heinz, Walter: Vom Hohenstein zum Keilberg. In: Ehemalige Burgen im Umkreis des Rothenbergs. 2. Teil (= Vom Rothenberg und seinem Umkreis, Heft 15/2). Schnaittach 1992, S. 123-128, durch die Grabungsergebnisse von Oliver Specht überholt.

KDM Hersbruck, S. 232 f.

Kunstmann, Hellmut: Burgstall auf dem Keilberg. In: MANL 4 (1955), Heft 2, S. 21 f, mit Grundriss der vermeintlichen Burgreste.

Specht, Oliver: Archäologie und Baugeschichte der Pestkapelle auf dem Keilberg bei Kucha. In: MANL 55 (2006), Heft 2, S. 49-71.

Voit, Pegnitz, S. 251 f.

Würfel, Andreas: Sammlung einiger Nachrichten von der Capelle zu St. Ottmar und St. Ottilien bey Offenhausen. Altdorf 1757.


Abbildung

Blick auf einen Ausgrabungsschnitt auf dem Keilberg im Jahr 2005. Der Befund bezeugt den 1448 erstmals errichteten Bau einer Kapelle St. Ottmar und St. Ottilien (Rg)

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