Oberschöllenbach II

  • Ehemaliger Herrensitz
  • Oberschöllenbacher Hauptstraße 2, 2a
  • Markt Eckental
  • Landkreis Erlangen-Höchstadt


Die Anfänge des „oberen“ Sitzes in Oberschöllenbach sind bislang nicht bekannt. Das gegenwärtige zweigeschossige Gebäude soll am westlichen Sandsteingiebel die Jahreszahl 1643 tragen. Ob sich das auf die Erbauung oder nur auf eine Instandsetzung während des 30-jährigen Krieges bezieht, muss offen bleiben.

Die Anlage des damals so genannten „oberen Hofes“ mit seinen Nebengebäuden geht aus einem Baugesuch von 1759 hervor, für das ein Situationsplan angefertigt wurde. Demnach dominierte das „zweigädige Herrenhaus“ mit einer Größe von 51 auf 35 Schuh (ca. 15 auf 10 Meter) den Hof. Nördlich davon stand ein mit etwa 13,7 auf 13,4 Metern beachtlich großer, aber baufälliger Stadel (vermutlich noch mit einem steilen Vollwalmdach), für den ein Neubau auf verkleinertem Grundriss geplant wurde. Das hier bisher untergebrachte Vieh und die Schweine sollten in der herrschaftlichen Stallung am Rande des Hofes einen neuen Platz finden. Veränderungen waren auch an zwei Nebengebäuden vorgesehen: Das eine war südlich an das Herrenhaus L-förmig angebaut und sollte zugunsten der darin bestehenden Wohnung vergrößert werden unter Verzicht auf die bisher dort befindliche Schmiede mit Kohlenlager und Backofen. Im Taglöhnerhaus an der nordöstlichen Ecke des Grundstücks war der Einbau von zwei weiteren Mietwohnungen geplant; zu diesem Zweck sollte dorthin ein Feuerrecht aus dem zu einem unbekannten Zeitpunkt abgebrannten Gärtnerhaus übertragen werden, das zwischen dem Herrenhaus und dem Stadel gestanden hatte.

1778 heißt es in der Beschreibung des Oberamts Baiersdorf, „der Herr von Oehlhaf(en) hat vor sich einen halben Hof, der Obere genannt, so er vor frey eigen hält, worauf ein Beständner (wohnt), so solchen in Pacht“ habe. 1811 bestand das Gut aus dem Wohnhaus Nr. 15, halbgemauert mit Steinen, den Nebengebäuden Nr. 16, 17 und 18 (die beiden letzteren wurden 1837 abgebrochen), einer Viehstallung sowie einem Backofen. Auf 3.000 Gulden veranschlagt, war er in der Hand des Stadtgerichts-Asssesors Christoph Karl von Oelhafen (1764–1831), der ihn von seiner Mutter im Jahre 1788 übernommen hatte. Von ihm gelangte er an seine Söhne Christoph Karl Jakob (1796–1863) und Karl Sigmund Jakob Ferdinand (1802–1866).

Als letzter der zahlreichen Herrensitze, die sich im 18./19. Jahrhundert im Besitz der Familie von Oelhafen befanden [vgl. Eismannsberg IV, Mögeldorf VI, Neunhof bei Lauf II, Weiherhaus bei Pillenreuth], wurde das obere Schloss am namengebenden Stammsitz Oberschöllenbach verkauft. Ferdinand von Oelhafen und Eugen, der Sohn seines verstorbenen Bruders, ließen es am 27. Juni 1864 öffentlich versteigern. Den Zuschlag für das alte Herrenhaus und die dazu gehörigen, damals verpachteten landwirtschaftlichen Gebäude und Flächen erhielt ein Bieterkonsortium aus drei Kaufleuten für 22.100 Gulden. Auf dem Tauschweg kam das Gut an einen gewissen Maier aus Oberschöllenbach und über die Heirat seiner Tochter schließlich an den Bauernsohn Ulrich Bub aus Kleingeschaidt. Im Besitz der Familie Bub befindet sich der ehemalige Herrensitz noch heute.

Nach dem Verkauf des „unteren“ Sitzes 1812 avancierte der zuletzt noch im Besitz der Familie gebliebene „obere Hof“ endgültig zum „Schloss“ der Oelhafen zu Oberschöllenbach. Infolge der ähnlichen Gestaltung und Größe des zweigeschossigen Baukörpers mit steilem Satteldach wurden die beiden erwähnten Stiche [vgl. Oberschöllenbach I] irrtümlich auf den oberen Sitz bezogen. Tatsächlich unterscheidet sich dieser durch seine nur halbmassive Bauweise – das Obergeschoss und der Ostgiebel bestehen aus verputztem Fachwerk – und das Fehlen der Dacherker. Ein durch eine Fotografie von 1894 überliefertes Glockentürmchen, vermutlich eine Zutat des 19. Jahrhunderts, war schon um 1950 wieder verschwunden. Eine baugeschichtliche Untersuchung des Hauses wäre zu wünschen.

Quellen


StAN Rst. Nbg., Waldamt Sebaldi Nr. 335. Kataster Eschenau Nr. 1, Bd. 2; Nr. 9, Bd. 1.

Literatur


Gräf, Friedrich: Kurze Geschichte der zwei benachbarten Dörfer Ober- und Unterschöllenbach. München 1933.

KDM Erlangen, S. 139.

Rhau, Johann Leonhard: Versuch einer topographischen Beschreibung derer in den Ober- und Jurisdictionsamt Bayersdorf recht­fraischlichen Territorialbezirk gelegener Orthschaften, Dörfer, Wailer, Hoefe, Mühlen ... 1778 (Mskr. im Stadtarchiv Erlangen), S. 401.


Abbildung

Der „Obere Hof“ der Oelhafen, Ansicht von Norden. Fotografie: G. v. Volckamer um 1894 (StadtMN)

Lageplan

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