Osternohe II

  • Burgruine
  • Schlossberg
  • Markt Schnaittach
  • Landkreis Nürnberger Land

Das Alter der Burg Osternohe auf dem Schlossberg, wie auch der Gemeindeteil genannt wird, ist noch nicht ­mit Hilfe wissenschaftlich-archäologischer Forschungen bestimmt worden. Zumindest der Bergfried der Burg könnte jedoch in den Jahrzehnten um 1200 entstanden sein. Dafür sprechen die Zeichnung von Georg Christoph Wilder und historische Fotografien, die eine Werksteinkonstruktion zeigen, die bis zur Turmreparatur 1968 noch deutliche Merkmale des staufischen Burgenbaus aufwies. Die Burg, deren hochmittelalterlicher Bestand auf einem Felsriff am Westrand des Ortes platziert wurde, ist bereits für das Jahr 1228 als „castrum Osternach“ urkundlich bezeugt.

Es ist zu vermuten, dass sich die Herren von Osternohe, so wie andere Edelfreie auch, vor 1200 zur höheren Reichsministerialität zählten. Immerhin traten Poppo II. und sein Bruder Konrad von Osternohe 1199 als Urkundenzeugen für König Philipp auf. Der bedeutendste Vertreter des Geschlechtes war Poppo IV., der am 22. Juli 1228 seinen Anteil an der Burg einem Verwandten Bruno von Osternohe übergab, sich 1229 an einem Kreuzzug beteiligte und 1253 bis 1257 als Hochmeister des Deutschen Ordens amtierte. Auch der 1219 genannte Konrad de Osternach war später Angehöriger des Ritterordens.

Die Familie war mit dem Dynastengeschlecht der Hohenlohe verwandt, was ebenfalls für die edelfreie Abkunft und hohe Stellung der Osternoher spricht. Gottfried von Hohenlohe erwarb vermutlich 1254 die Burg vom letztgenannten Osternoher, dem „Engelhard de Osterna“. Danach schweigen die Quellen über sieben Jahrzehnte. Erst aus einer Ende 1326/Anfang 1327 ausgestellten Urkunde geht hervor, dass Rienolt, der verstorbene Vater des Neidung von Winterstein und des Hartmann von Diepoltsdorf aus dem Geschlecht der Neidunge [vgl. Simmelsdorf I, Winterstein], sich nach Osternohe nannte. Ob er die Burg verwaltete und in wessen Auftrag, ist nicht bekannt. Letzteres gilt auch für den 1330 erwähnten Wolfram, Vogt von Osternohe. Zwar wurde angenommen, dass um 1323/26, als Gottfried von Hohenlohe-Brauneck und seine Frau Margaretha geb. von Gründlach einen Teil ihrer Besitzungen an Burggraf Friedrich IV. von Nürnberg verkauften [vgl. Großgründlach II, Malmsbach], auch Osternohe an die Burggrafen gelangte, doch fehlt hierfür ein Nachweis.

1340 saß Heinrich Rindsmaul zu Osternohe. Erst 1354 wird Berthold Haller [vgl. Gräfenberg, Einleitung] eindeutig als burggräflicher Vogt zu Osternohe erwähnt. Vermutlich war er ebenso Pfandbesitzer wie 1374 Dietrich III. von Spies und Dietrich Türriegel. Von nun an blieb die Burg eng mit der Geschichte der Hohenzollern verknüpft: Seit 1385/88 erscheint Osternohe zeitweise als Sitz eines burg-, dann markgräflichen Amtes. Gleichwohl wurde die Burg auch im 15. Jahrhundert häufig vom Landesfürsten verpfändet. Als Pfandnehmer traten vor 1415 Heinrich Schenk von Leutershausen, 1416 Georg Türriegel und vor 1435 Georg von Wildenstein auf.

Im Städtekrieg 1388 wurden angeblich alle Orte im Amt Osternohe zerstört; ob das auch für die Burg selbst gilt, konnte noch nicht bewiesen werden. Im Ersten Markgrafenkrieg dagegen brannten die Nürnberger Truppen am 9. März 1450 nur die Vorburg nieder, die dann erst nach 1457 wieder aufgebaut wurde. Damals war die Burg seit 1447 an Hans von Egloffstein verpfändet, der als markgräflicher Amtmann noch in den 1470-er Jahren auf ihr saß und den Bau der Osternoher Kirche initiierte. Neben den Amtsleuten oder Pflegern waren auf der markgräflichen Burg so genannte Burghüter ministerialer Herkunft eingesetzt. Ihnen stand zur Vergütung ihrer Dienste eine nicht mehr zu rekonstruierende Anzahl von Burghutgütern zur Verfügung [vgl. Diepoltsdorf]. Ein solches befand sich jedenfalls in der Vorburg, das von etwa 1349 bis 1467 den Hüttenbecken verliehen war [vgl. Hüttenbach].

Im Zweiten Markgrafenkrieg wurde die Burg am 23. Mai 1553 von Nürnberger Söldnern, die auf dem Hohenstein stationiert waren, geplündert und in Brand gesteckt. Spätestens mit den bezeugten Bauarbeiten um 1573 wurde die Burg wieder in Stand gesetzt und von 1577 bis 1722 als markgräflicher Amtssitz, seit 1694 zum Oberamt erhoben, genutzt. 1692 wurde der Zustand der Befestigungen noch als gut befunden. 1703 nahmen im Spanischen Erbfolgekrieg bayerische Truppen die Feste in Beschlag und verwüsteten Räume.

Im 18. Jahrhundert kam der Niedergang des Amtes. Der letzte Oberamtmann  zog 1718 aus der Burg, und nach seinem Ausscheiden aus dem Dienst wurde das Amt nicht mehr besetzt. 1766 wurde das Oberamt Osternohe endgültig im Zuge einer Verwaltungsreform aufgehoben und dem brandenburg-bayreuthischen Oberamt Pegnitz zugeteilt. Zu dieser Zeit war die Burg schon nicht mehr bewohnbar. Der Ruin der Baulichkeiten war bereits 1747 beklagt worden. 1764 war die Burg nur noch mit einem Wächter besetzt. Nachdem der Bergfried durch einen Blitzschlag nach 1766 seine oberen Geschosse verloren hatte, wurden die übrigen Gebäude im ausgehenden 18. Jahrhundert demoliert und von der Bevölkerung als Steinbruch genutzt. Das Wohngebäude, die so genannte alte Kemenate, und große Teile des Bergfrieds sollen 1773 geschleift worden sein.

In den ersten Jahren des 19. Jahrhunderts wurde die Ruinenanlage in Teilen privatisiert und lange sich selbst überlassen. Ein kleinerer Rundturm mit gedrücktem Zeltdach wurde erst nach 1843 abgebrochen. In den 1930-er Jahren war wieder ein merklicher Abgang von aufgehendem Mauerwerk zu beobachten. Die Heimatforscher Dr. Hellmut Kunstmann und Gottfried Stammler ließen jahrzehntelang keine Gelegenheit aus, um auf den dringenden Handlungsbedarf hinzuweisen.

In der Nachkriegszeit konnte mit Mühe ein Abbruch der Ruine verhindert werden, zu Sicherungsmaßnahmen kam es jedoch nicht. Die Instandsetzung wurde von Jahr zu Jahr verschleppt, bis schließlich am 26. April 1968 die südwestliche Umfassung des Bergfrieds einstürzte. Unmittelbar nach dem Unglück wurde ein Verein zur Erhaltung der Burgruine gegründet, um den Wiederaufbau des Turmes und weitere Instandsetzungen fördern zu können. Mit Hilfe von staatlichen Zuschüssen auch des Landesamtes für Denkmalpflege wurde das Mauerwerk des Bergfrieds noch 1968 in Stand gesetzt, ohne dass es jedoch zu einer Dokumentation der baugeschichtlichen Befunde gekommen wäre. Die Reparatur erfolgte derart brachial, dass sogar der alte fünfeckige Grundriss des Turmes aufgegeben wurde. Heute präsentiert sich der ehemalige Bergfried als annähernd rechteckiger Turmstumpf.

1968 blieb es bei den Arbeiten am Turm, Walter Heinz musste daher 1992 bei einer Begehung weitere Verluste von Ruinenteilen beobachten. Vor allem nordöstlich geht zunehmend aufgehendes Mauerwerk verloren. Auch das Mauerwerk des unmittelbar westlich des Bergfrieds situierten Wohngebäudes, 1773 noch mit zwei Vollgeschossen aufragend, ist bis auf wenige Reste heute fast völlig verschwunden. Die jüngere Unterburg ist in einem Privatgrundstück aufgegangen. Erhalten haben sich größere Teile der östlichen Wehrmauer sowie südlich eine hufeisenförmige Bastion. Unmittelbar nordöstlich des abgegangenen Tores, heute eine private Zufahrt, sind die Reste eines massiven Ökonomiegebäudes zu beobachten. Die bemerkenswert lange Ostfront, die, wie schon Walter Heinz bemerkte, verteidigungstechnisch wenig sinnvoll erscheint, war zusätzlich durch einen Graben geschützt, der nordöstlich noch zu erkennen ist.

Quellen


StAN Rst. Nbg., Rechnungen des markgräflichen Krieges Nr. 95, 96. Rst. Nbg., Landpflegamt, Pflegamt Hohenstein Repertorien 35a-c.

HallerA Henfenfelder Archiv, Urk. Nr. 3 alt, 197 alt. Heilig-Kreuz-Archiv, Urk. Nr. 2.

NUB Nr. 183/1, 218, 340/2.

Literatur


Heinz, Walter: Ehemalige Burgen im Umkreis des Rothenbergs. 1. Teil: Von Schnaittach bis Wildenfels (= Vom Rothenberg und seinem Umkreis, Heft 15/1). Schnaittach 1992, S. 13-23.

KDM Lauf, S. 424-428, mit Grundriss, Zeichnung von G. Chr. Wilder von 1817, von J. L. Hoffmann von 1773 und zwei Fotografien aus der Zeit vor der „Restaurierung“.

Kunstmann, Hellmut: Gefahr für die Ruine Schloßberg bei Osternohe. In: MANL 6 (1957), Heft 2 S. 53 f.

Ders. / Schwemmer, Wilhelm / Schnellbögl, Fritz: Osternohe, Burg und Kirche. In: MANL 17 (1968), Sonderheft Nr. 16.

Pröll, Friedrich: Geschichte des ehemaligen markgräflich-bayreuthischen Schlosses und Amtes Osternohe und der dortigen Kirche. In: Jb. Mfr. 50 (1903), S. 1-144.

Stadtlexikon Nürnberg, S. 783.

Voit, Pegnitz, S. 142-144, 302 f.

 


Abbildung

Ansicht der bereits ruinösen Burg auf einer Tuschezeichnung von J. L. Hoffmann von 1773 (StadtA Lauf)

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