Weigelshof

  • Herrensitz
  • Oedenberger Straße 52-54
  • Stadt Nürnberg


Nach den Annalen der Reichsstadt Nürnberg von 1623 soll das Geschlecht der Weigel von Neumarkt [vgl. Eschenau I] den Ortsnamen geprägt haben. Tatsächlich hatte 1388 Clara, die Witwe des Georg Ammann, einen halben Hof bei des Schoppers Hof samt 12 Tagwerk Wiesen („daz alles etwenn [einst] des Weigleins gewesen wer“) an Contz Haug verkauft, der sie zwei Jahre später dem Kartäuserkloster überließ. Zugleich verzichtete Burggraf Friedrich V. auf die Lehnsherrschaft.

Dieser nunmehr freieigene Bauernhof muss später an die Haller gekommen sein, die darauf einen Sitz errichteten. Noch im Bericht über die strategisch bedeutsamen Orte der Landschaft, der 1504 vor Ausbruch des Landshuter Erbfolgekriegs angeordnet worden war, wird er nicht erwähnt. Erst am 22. Februar 1507 erhielt Fabian Haller nachträglich die Genehmigung für sein inzwischen beim Weigelshof erbautes „Lusthaus“ (nach dem damaligen Sprachgebrauch ein repräsentativer Sommersitz), musste sich aber verpflichten, es auf Verlangen des Nürnberger Rates jederzeit wieder abzubrechen.

Auf bislang unbekanntem Weg kam der Sitz an Seifried Pfinzing (1486–1545), der ihn in seinem Testament erwähnte; auch seinen Voit zum Weigelshof hatte er darin bedacht. Gemeinsam mit Georg Dietherr besaß er dort noch zwei weitere Bauernhöfe, die markgräfliches Lehen waren und aus der anderen Hälfte des 1388 genannten halben Hofes hervorgegangen sein müssen. Sie blieben bis ins 18. Jahrhundert im gemeinsamen Besitz der beiden Familien.

Im Zweiten Markgrafenkrieg wurde der Weigelshof am 17. Mai 1552 von den Nürnbergern selbst niedergebrannt, um freies Schussfeld zu haben und den feindlichen Truppen keinen Unterstand zu bieten. Der Schaden am „Burgerßsytz“ wurde auf 2.000 Gulden taxiert.

Seifrieds Sohn Carl Pfinzing (1539–1570) ließ den Sitz 1568, ein Jahr nach seiner Hochzeit mit Eleonora Geuder, wieder aufbauen. Sein Sohn Seifried Pfinzing ließ 1591 einen neuen Stadel errichten. Im so genannten Cnopfschen Skizzenbuch von 1612/14 ist das Herrenhaus erstmals detailliert wiedergegeben mit seinen bis heute erhaltenen charakteristischen Einzelheiten, z.B. den Blendarkaden am abgewalmten Giebel.

1617 starb mit Seifried Pfinzing die Weigelshofer Linie aus. Sein enormes Vermögen bestimmte er großenteils zu einer Wohltätigkeitsstiftung [vgl. Günthersbühl, Heuchling, Nuschelberg], Weigelshof dagegen vermachte er seinem Neffen Sebastian Scheurl von Defersdorf. Dieser wiederum schenkte den Besitz 1649 seinem Enkel Carl Sebastian Pfinzing von der Gründlacher Linie. Nach dem Tod des Sohnes Christoph Karl Pfinzing (1680–1739) fiel Weigelshof als Vermächtnis an dessen Gerichtsschreiber, den Spitalmeister Johann Andreas Regulein.

Wenig später kam er an die Kaufmannsfamilie Günther [vgl. Gleißhammer II, Schniegling III]. 1770 besaß die Jungfer Sibylla Günther (1734–1797), die Tochter des Marktvorstehers Johann Wolfgang Günther, den Herrensitz, in dessen Pferdestallung sie eine Stube für einen Pferdeknecht einbauen ließ. 1777 heiratete sie Carl Friedrich Volckamer von Kirchensittenbach, der 1786 ein neues Nebenhaus bauen lassen wollte, aber noch im selben Jahr verstarb. 1794 vermählte sich die Witwe mit dem königlich-preußischen Kammerherrn Friedrich Gottfried Ernst Freiherrn von Egloffstein (1769–1848). Der inzwischen verwitwete Baron hatte 1798/99 zwei Arbeiter in dem Herrenhaus untergebracht, die dort an dem Prototyp einer „electrischen Zündmaschine“ basteln sollten. Erst nach längeren Verhandlungen war das Waldamt Sebaldi bereit, für 100 Gulden zwei Feuerrechte abzutreten, damit die Arbeitsräume beheizbar gemacht werden konnten. Lange blieb der Baron nicht im Besitz: 1808 verfügte bereits die Erbengemeinschaft des Nürnberger Kaufmanns Wilhelm Gottfried Kießling, der den Sitz kurz vor seinem Tod erworben hatte, über das Anwesen.

Die Familie Kießling verkaufte 1815 an den Kaufmann Karl Benedikt Schwarz (1771–1832), der zu dieser Zeit eine große Zahl an herrschaftlichen Immobilien erwarb [vgl. u.a. Artelshofen, Henfenfeld, Hirschbach, Laufamholz, Sündersbühl I], was ihm 1816 zur Nobilitierung verhalf. Unter seinem Sohn Johann Christoph David von Schwarz (1802–1885) wurde das Herrenhaus vermutlich noch in den 1830-er Jahren von Karl Alexander Heideloff im neogotischen Stil umgestaltet [vgl. Thumenberg]. Bei dieser Gelegenheit erhielt der Treppenturm seinen gotischen Zinnenkranz. Außerdem fand zu dieser Zeit eine Umwandlung des Barockgartens in eine Englische Anlage statt, wie das die Familie von Schwarz auch in Artelshofen und Henfenfeld hatte durchführen lassen. Trotzdem veräußerte Johann Christoph David von Schwarz das Anwesen bereits 1843 an den Bankier Georg Martin Kalb. Vom nachfolgenden Besitzer Constantin Beck erwarb es 1879 der Hopfenhändler Johannes Barth, der sein Wappen über der Haustüre anbringen ließ [vgl. Rechenberg].

Im Zweiten Weltkrieg wurde das dreigeschossige, aus Sandsteinquadern errichtete Herrenhaus beschädigt und erfuhr nach 1945 eine vereinfachte Instandsetzung. Nach wie vor wird sein Erscheinungsbild von dem mit Schopfwalm und Schleppgauben gegliederten Satteldach, den Blendarkarden im Nordgiebel und dem Zinnenturm geprägt. Zu Beginn der 1950-er Jahre wurde einmal festgestellt, dass das Gebäude den Weltkrieg zwar „äußerlich“ überstanden hätte, aber „in seinem Innenausbau ... durch vielfältige Modernisierungen“ gelitten habe.

Quellen


StAN Rst. Nbg., Handschriften Nr. 198. Rst. Nbg., Waldamt Sebaldi I Nr. 371.

StadtAN A 1 Nr. 2, Mai 1391. E 10/21 Nr. 120.

HallerA PfinzingA, Personalia Urk. 1545 März 6, 1617 März 7, 1649 Dez. 31, 1733 Mai 25.

Gelegenhait, Nr. 743, 1952. 

Mon. Zoll. Bd. V, Nr. 261, 263.

Müllner I, S. 327 f.

Literatur


KDM Stadt Nürnberg, S. 402 f.

Pilz, Kurt: Die Familie von Schwarz auf Artelshofen und Hirschbach. In: MVGN 66 (1979), S. 252 f, 258-261.

Ruthrof, Renaissance, S. 79 f, mit Kupferstich von J. A. Boener von etwa 1700, S. 85, 94.

Stadtlexikon Nürnberg, S. 1163 f, mit Kupferstich von J. C. Claußner von etwa 1800.

Zahn, Anton: Heimatkunde zwischen Erlenstegen und Stadtpark Nürnberg. Nürnberg 1968, S. 20-23.


Abbildung

Ansicht des Herrensitzes aus westlicher Richtung, Fotografie: G. v. Volckamer um 1894 (StadtMN)

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