Wolfsfelden

  • Abgegangener Herrensitz (1891 Abbruch)
  • Gemeinde Kalchreuth
  • Landkreis Erlangen-Höchstadt


An Wolfsfelden erinnert heute nur noch die Flurbezeichung für eine Wiese im Sebalder Reichswald zwischen Kalchreuth und Neunhof, wo bis zum Ende des 19. Jahrhunderts ein Herrenhaus mit einem kleinen Weiler stand. Das 1394 erstmals genannte „Wolfsfeld“ gelangte 1432 von den Zollern, die es 1413 mit der Stadt Erlangen an Franz Pfinzing verpfändet hatten, an die Reichsstadt Nürnberg. Damals existierte hier nur ein Bauernhof, der dem Nürnberger Zinsmeisteramt unterstellt wurde und nach der Abfindung Pfinzings zunächst an Contz Imhof vererbt war. Im 16. Jahrhundert saß eine Bauernfamilie Starck auf dem Hof, von der er 1611 an Peter Wölfel kam. Nach mehreren Besitzerwechseln erwarb ihn 1625 Hans Leistner, der dessen Verwüstung im 30-jährigen Krieg hinnehmen musste.

1652 verkaufte er die öde Hofstelle für 2.400 Gulden an den österreichischen Glaubensflüchtling Johann Adam von Praunfalk zu Neuhaus. Dieser erhielt noch im selben Jahr die Erlaubnis, auf dem alten Baugrund ein größeres, zweigeschossiges Haus aus Quadersteinen zu errichten. Die Herstellung des später so genannten Schlosses soll über 10.000 Gulden gekostet haben. Auch die Ökonomie wurde wiederaufgebaut, denn zu dem Gut gehörten seinerzeit 53 Morgen Ackerland, 27 Tagwerk Wiesen und 5 Morgen Wald; bereits 1653 erwarb Herr von Praunfalk 13 Morgen vom Reichswald hinzu. Im Jahr darauf wurde der Bau eines neuen Stadels genehmigt.

Der Herrensitz war kaum fertiggestellt, als Johann von Praunfalk 1655 verstarb. Seine Witwe heiratete 1657 den gleichfalls aus Österreich stammenden Nürnberger Kunstsammler Graf Johann Septimius Jörger. 1678 übernahm das Gut Praunfalks Schwiegersohn Baron Johann Albrecht von Blomberg, ebenfalls ein Emigrant aus Österreich, welcher der hoch verschuldeten Reichsstadt beträchtliche Darlehen zur Verfügung gestellt hatte. Das Waldamt musste daher von der sonst üblichen, nur sehr restriktiven Gewährung von Bauholz absehen, als Blomberg zur Steigerung der Rendite und zu Lasten des Reichswaldes begann, auf dem Sitz mehrere Mietwohnungen zu errichten. Auf seine Gelder verweisend, die er andernfalls abziehen werde, maßte er sich noch weitere unbefugte Holzentnahmen an. So erhöhte sich allein die Zahl der Wohngebäude in Wolfsfelden, das 1678 nur aus dem Schloss, einem Bauernhaus, dem Kastenhäuslein, zwei Scheunen und einer Stallung bestanden hatte, bis zu Blombergs Tod im Jahre 1698 auf neun.

Der durch diese Eigenmächtigkeiten zum Weiler angewachsene Herrensitz gelangte nunmehr an die Witwe Johanna Veronika von Blomberg, eine geborene von Neumann, die das Gut aber erst 1717 formell übernahm. Im selben Jahr wurde Wolfsfelden von einer großen Räuberbande überfallen; die Fahndung nach den Tätern blieb erfolglos. Nach Johanna Veronikas Tod (1738) fiel Wolfsfelden an ihre Schwester Maria Sophia Salome von Neumann, die bereits 1740 starb und das Gut ihrem Bruder vermachte. Die Stadt Nürnberg wollte es aber endlich wieder in der Hand Nürnberger Bürger sehen und ordnete den Verkauf an die Brüder Marx Carl und Balthasar Christoph Kreß an. Dies hatte einen längeren Rechtsstreit zur Folge. Erst 1753 konnte Johann Friedrich Wilhelm von Neumann das Erbe antreten. Seine Witwe Charlotte Louise Amalie geborene von Stauff veräußerte das Gut 1769 für 6.500 Gulden an ihre Schwägerin Barbara Maria von Stauff, geborene Kreß von Kressenstein, die sogleich um Holz zur Reparatur der „ruinös“ übernommenen Bauten bat. Ein aus diesem Anlaß entstandener Plan zeigt die Lage der damaligen Gebäude.

Frau von Stauff starb 1816, ihr Sohn Johann Friedrich Wilhelm fünf Jahre später, ohne Kinder zu hinterlassen. Er vermachte Wolfsfelden dem Kalchreuther Pfarrer Leonhard Stephan Meister mit der Auflage, sich lebenslänglich um seinen geistig behinderten Bruder zu kümmern. Meister wollte daher nach Wolfsfelden ziehen, was ihm aber die kirchlichen Behörden nicht erlaubten. Daher verpachtete er das Gut bis 1827, um es dann um 10.600 Gulden an den Nürnberger Essigfabrikanten Johann Martin Meißel zu verkaufen. Dieser musste außerdem die Verpflichtung übernehmen, „den blödsinnigen Herrn von Stauff“ auf Lebenszeit zu versorgen. Bereits acht Jahre später veräußerte Meißel, nun um 14.000 Gulden, das Gut an den Bauern Johann Sperber und dessen Ehefrau Margaretha aus Kalchreuth, die den landwirtschaftlichen Betrieb wieder in die Höhe brachten. Zu ihrer Zeit präsentierte sich das Schloss als eingeschossiger Sandsteinbau mit Zwerchhaus, hohem Satteldach, vasengeschmückten Giebeln und mächtigen Stützpfeilern an den Ecken des Gebäudes.

1862 übergab Johann Sperber Wolfsfelden seinen Söhnen, wobei Konrad das Herrenhaus mit zwei Dritteln des Gutes übernahm, der Bruder Johann jun. dagegen ein Drittel. Ersterer war jedoch schon 1871 zahlungsunfähig und musste die Zwangsversteigerung seines Anteils hinnehmen. Erheblich unter dem Wert ersteigerte ein Konsortium, bestehend aus dem Fürther Kaufmann David Sontheimer sowie den Kaufleuten Bernhard Priester und David Frohmann aus Dormitz, für 9.600 Gulden die Konkursmasse, die abgesehen von rund 80 bayerischen Tagwerk Grund aus dem Herrenhaus, drei Nebenhäusern, einem Wirtshaus, diversen Tagelöhnerwohnungen und vielen landwirtschaftlichen Nebengebäuden bestand. Zwei Jahre später vereinnahmten die Käufer allein 9.500 Gulden vom Staat, als dieser das alte Forstrecht des Sitzes ablöste. Die Liegenschaft selbst veräußerten sie schon 1872 an den Heroldsberger Bauern Johann Georg Raab.

Dieser betrieb bald darauf die Verlegung der seit mindestens 1826 bestehenden Gastwirtschaft ins Schloss, was ihm mit Unterstützung der Gemeinde Kalchreuth auch 1873 gelang. Allerdings entwickelte sich das Lokal nicht nur zu einem beliebten Ausflugsziel Erlanger Studenten (die dort u.a. ihre damals verbotenen Mensuren ausfochten), sondern auch einiger zwielichtiger Gestalten wie Wilddieben und Holzfrevlern, sodass es den Forst- und Polizeibehörden zunehmend ein Dorn im Auge war. Diese Entwicklung kam der Forstverwaltung sicher nicht ungelegen, da sie nun zusätzliche Argumente gegen den Fortbestand des mitten im Wald gelegenen unruhigen Weilers an die Hand bekam.

Raab bewirtschaftete das Schlossgut mit dem Gasthaus noch bis 1887, veräußerte es dann seinem Sohn Georg Sebald Raab und dessen Verlobter, die jedoch ihre Rechte bereits 1888 an den Bruder Wolfgang Raab veräußerten. Offenbar stand diese Transaktion unter dem Zeichen wirtschaftlicher Schwierigkeiten, unter denen bald auch der Bruder zu leiden hatte. 1890 räumte Wolfgang dem Georg Sebald wieder eine Eigentumshälfte ein, um dann gemeinsam und kurz vor einer Zwangsvollstreckung 1891 das Schlossgut an den Staat zu verkaufen. Unmittelbar danach wurden alle Gebäude vertragsgemäß abgebrochen. Der Drittelhof der Familie Sperber folgte 1900 diesem Schicksal. Mit ihm ging die Geschichte Wolfsfeldens endgültig zu Ende.

Quellen


StAN Rst. Nbg., Waldamt Sebaldi I Nr. 399 f; II, Nr. 399.

Müllner II, S. 264.

Literatur


Wolfsfelden – ein verschwundener Weiler. In: Gemeinde Kalch­reuth (Hg.): 700 Jahre Kalchreuth 1298–1998. Ein fränkisches Dorf im Wandel der Zeiten. Konzeption: Bertold Frhr. von Haller. Rödental 1998, S. 58 f, 142.

Horneber, Helmut: Der abgegangene Weiler Wolfsfelden im Sebalder Reichswald. Die letzten hundert Jahre seiner Geschichte. In: Erlanger Bausteine zur fränkischen Heimatforschung 47 (1999), S. 353-372.

Schnabel, Werner Wilhelm: Österreichische Exulanten in oberdeutschen Reichsstädten (= Schriftenreihe zur bayerischen Landesgeschichte Bd. 101). München 1992, S. 490, 505 f, 614 f.

Werner, Hans: Wolfsfelden. Die Geschichte einer untergegangenen Siedlung. In: Frankenland [Beilage zu den Erlanger Neuesten Nachrichten] 3 (1926), Nr. 23, 25, 26.


Abbildung

Ansicht des Herrenhauses auf einer kolorierten Zeichnung von Pfarrer C. G. Rehlen von 1843 (Pfarrarchiv Kalchreuth)

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