Wildenfels

  • Burgruine, ehemals Pflegschloss (1552 zerstört)
  • Gemeinde Simmelsdorf
  • Landkreis Nürnberger Land


Die Burg Wildenfels wurde im ausgehenden 13. oder frühen 14. Jahrhundert von den aus der Altmühlregion stammenden hochrangigen Ministerialen von Wildenstein erbaut. Vermutlich durch eine Heirat mit einer Tochter aus dem bedeutenden Reichsministerialengeschlecht von Hiltpoltstein-Lauf-Rothenberg war Dietrich I. von Wildenstein nach der Mitte des 13. Jahrhunderts an die Burg Rothenberg [vgl. Alter Rothenberg, Rothenberg] und zu Besitz in der Region gekommen. Die herzoglich-bayerischen Gefolgsleute gewannen zur Zeit des Herzogs Ludwig II. erheblich an Einfluss. Dietrich I. von Wildenstein scheint 1276 als Viztum (Statthalter) zu Nürnberg auf, ab 1280 als Viztum für die herzoglichen Lande nördlich der Donau. An vorderster Front kämpfte das Geschlecht in den 1290-er Jahren für Bayernherzog Rudolph im Krieg gegen den Grafen von Hirschberg. In diesem Zusammenhang entwickelte sich auch eine heftige Fehde gegen die mit dem Grafen verbundenen Herren von Henfenfeld. 1323 nannte sich Dietrich III. von Wildenstein dann zu Wildenfels sitzend und bezeugte so erstmals die Burg, die vermutlich um 1290/1300 errichtet worden war.

Offensichtlich genoss die Platzierung des Neubaus gegen die unmittelbar östlich gelegene Burg Strahlenfels eine besondere, symbolhafte Bedeutung [vgl. Reichenschwand I, Strahlenfels]. Dass sie um 1300 den machtpolitischen Anspruch der Wildensteiner demonstrieren sollte, genießt angesichts der bezeugten engen Beziehungen der Strahlenfelser zu den verfeindeten Herren von Henfenfeld einige Plausibilität.

Für Generationen blieb die Burg im Besitz des Geschlechts, auch wenn sie Kaiser Karl IV. 1356 zu Lehen auftragen wurde. Das Öffnungsrecht im Kriegsfall wurde dem Kaiser ebenfalls eingeräumt. Wildenfels blieb seither unter böhmischer Lehnherrschaft. Dietrich VII., der zeitweise Amtmann von Roth war, übertrug jedoch das Öffnungsrecht 1378 für die Dauer seiner Rother Amtszeit seinem Dienstherrn, dem Nürnberger Burggrafen. 1397 saß Dietrichs Sohn Hans auf Wildenfels. Er war als streitbarer Geist bekannt, der beinahe mit allen Nachbarn Auseinandersetzungen pflegte. 1410 stritt er sich gleichzeitig mit dem Pfalzgrafen Johann von Neunburg-Neumarkt und mit der Reichsstadt Nürnberg. In diesem Zusammenhang entführte er einen Prager Bürger, woraufhin der Wildensteiner von der Reichsstadt gefangen genommen wurde. Im Oktober 1410 musste er Urfehde (Ende der Fehde unter Einhaltung eines Friedgebotes) schwören. In den aufregenden Folgejahren, geprägt vom Bayerischen Krieg 1420/21 und den Hussiteneinfällen, war er bis um 1429 Pfleger des kurpfälzischen Amtes Hirschau. Die Burg Wildenfels sah ihn daher wohl nicht mehr so häufig. Zu dieser Zeit nannte sich auch Hans III. von Wildenstein zu Wildenfels. Er hatte 1406 die Tochter des Jörg I. Haller, damals Inhaber von Gräfenberg, geehelicht und stand der Reichsstadt nahe. 1431 war Hans III. in Nürnberger Kriegsdiensten tätig und öffnete die Burg Wildenfels der Reichsstadt.

Alexander I. von Wildenstein war der letzte dieses Familienzweigs auf der Burg. Seine Tochter Christina war mit Christoph von Lentersheim, Pfleger von Lauf, vermählt, der die Burg nach dem Tod Alexanders um 1500 in Besitz nahm [vgl. Strahlenfels]. Erst nach dem Tod der Christina von Lentersheim soll Wildenfels um 1503 vermutlich durch Kauf an die verwandten Wildensteiner von Strahlenfels gefallen sein, die die Burg schließlich 1509 an die Nürnberger Bürger Conrad und Friedrich, die Pelcken genannt, verkauften. Bereits 1511 traten die Brüder sie an die Reichsstadt Nürnberg ab.

Zunächst wurde Wildenfels vom reichsstädtischen Pflegamt Hiltpoltstein verwaltet. Der Rat setzte vorerst nur einen Voit auf die Burg. Erst 1518 richtete Nürnberg hier ein eigenes Pflegamt ein. Von größeren Baufällen in dieser Zeit wird jedoch nichts überliefert. Nur 1538 wurde von einem Betzensteiner Zimmermann zu Füßen der Burg ein Viehhaus, ein sehr schmales Stallgebäude mit einer Wohnzone, gebaut. Da man offenbar den Bauunterhalt vernachlässigte, stand es bald nicht mehr zum Besten mit den Gebäuden: 1550 stürzte ein Teil der Außenwand, vermutlich die äußere Mauerschale, „gegen dem dörffle“ zu, ab. Ein Gräfenberger Maurer­meister musste die Konstruktion abstützen und den Schaden wohl eher notdürftig beheben.

Das Ende der Burg Wildenfels kam kurz darauf im Zweiten Markgrafenkrieg. Schon im ersten Kriegsjahr, am 27. Mai 1552, setzten markgräfliche Truppen den Nürnberger Amtssitz in Brand. Im Mai 1553 kam der Feind noch einmal nach Wildenfels und brannte zwei Häuser und zwei Städel nieder. Einen Pfleger sah die Burg nicht mehr: Nach dem Krieg wurde nur das Voithaus im Wirtschaftshof unterhalb der Burg erneuert. Der Voit stand jedoch wieder unter dem Regiment des Hiltpoltsteiner Pflegers. Für sein Dienstanwesen zu Füßen der Burg sind noch längere Zeit Ausgaben für den Bauunterhalt verzeichnet, während es sonst lediglich 1596 zu einer Begutachtung der Ruinen kam. Als letzter reichsstädtischer Voit wurde 1616 Jörg Dilman ernannt.

Obwohl die Feste seit 1552 als Brandruine liegen blieb, wartet sie heute mit einem noch recht eindrucksvollen Mauerwerksbestand auf. Erreicht wird sie über einen Pfad, der östlich des  ehemaligen Wirtschaftshofes angelegt ist. Der alte Zugang führte dagegen durch den Wirtschaftshof und südwestlich am Burgfelsen vorbei zur unteren Burg. Beide Wege treffen sich heute vor dem früheren Torgebäude, dessen Umfang im Gelände ablesbar ist. Die südliche untere Außenwand des Torgebäudes wurde offensichtlich bei einer Reparatur modern rekonstruiert. Während südöstlich noch der ansehnliche Rest eines größeren Gebäudes der Unterburg (vielleicht ein ehemaliger Stadel oder Kasten) zu sehen ist, führt der Pfad steil aufwärts zur oberen Burg. Früher gelangte man, wie Schriftquellen bezeugen, über einen eingehausten und mit Ziegeln gedeckten Treppenaufgang hinauf.

Die obere Burg wird von der recht hohen Ostwand des einst quadratischen Bergfrieds beherrscht, die sogar noch den bauzeitlichen Hocheinstieg präsentiert. Leider wurde das Fugenbild bei einer modernen Reparatur mit zementhaltigem Mörtel und partiellen Ergänzungen und Ausflickungen völlig gestört, sodass kaum noch baugeschichtliche Beobachtungen möglich sind. 1827 war der bis dahin noch weitgehend erhaltene Turm von einem Blitzschlag getroffen worden, wodurch die Westwand in die Tiefe stürzte. Fast die gesamte Nordseite der Oberburg wird vom Rest des ehemaligen Wohngebäudes eingenommen. Die teilweise noch mehrere Meter hoch anstehenden Umfassungswände aus Kalkbruchstein zeigen noch Spuren der Geschossteilung. Im Innern sind auch noch Teile der Kellergewölbe erhalten. Bei einer Sicherungsmaßnahme im 20. Jahrhundert wurden ohne Rücksicht auf baugeschichtliche Befunde recht willkürlich Mauerwerk und Wandöffnungen rekon­struiert. Nur noch wenige Reste zeugen unmittelbar südlich des Bergfrieds von einem zweiten, jedoch viel kleineren Gebäude der oberen Burg.

Quellen


StAN Rst. Nbg., Landpflegamt, Pflegamt Hiltpoltstein Rep. 34 a, b, c. Rst. Nbg., Handschriften Nr. 313. Rst. Nbg., Salbücher Nr. 243. Rst. Nbg., Rechnungen des markgräflichen Krieges Nr. 95, 96.

Gelegenhait, Nr. 613, 836.

Müllner III, S. 244 f, 286, 546 mit bislang nicht bestätigter Beschädigung im Bauernkrieg.

Literatur


Heinz, Walter: Ehemalige Burgen im Umkreis des Rothenbergs. Eine Auswahl. 1. Teil: Von Schnaittach bis Wildenfels (= Vom Rothenberg und seinem Umkreis, Heft 15/1). Schnaittach 1992, S. 29-42a.

KDM Forchheim, S. 221.

Stadtlexikon Nürnberg, S. 1180, mit Kupferstich von L. Schlemmer von 1799.

Voit, Wildensteiner, S. 8, 11 f, 17, 21-23, 37.

Ders.: Pegnitz, S. 274-301.

Ders. / Kaulich, Brigitte / Rüfer, Walter: Vom Land im Gebirg zur Fränkischen Schweiz. Eine Landschaft wird entdeckt (Schriftenreihe des Fränkische-Schweiz-Vereins Bd. 8). Erlangen 1992, S. 167-171, mit Lithografie von L. Ebner nach Zeichnung von G. Adam 1803 und Stahlstich von A. Marx 1844.

Ders.: Wildenfels. In: MANL 33 (1984), Sonderheft Nr. 31.


Abbildung

Blick auf die Ruine des Bergfrieds mit dem Hocheingang, Zustand 2006 (Rg)

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