Winzelbürg

  • Angeblicher Herrensitz
  • Bismarckstraße (zwischen Nettelbeck- und Lützowstraße)
  • Stadt Nürnberg


Die noch wenig erforschte Geschichte des Anwesens Winzelbürg gab Anlass zu fantasievollen Deutungen, die einer näheren Prüfung nicht standhalten. Dazu gehört auch die Behauptung, der Name beziehe sich auf eine im frühen 11. Jahrhundert erbaute Burg der Bischöfe von Bamberg auf dem heutigen Rechenberg. Sie wurde vermutlich erst von dem vor allem als Fotografen verdienten Architekten und Heimatforscher Friedrich August Nagel (1876–1959) aufgebracht. Der Nürnberger Stadtarchivar Ernst Mummenhoff hatte 1904 lediglich davon berichtet, dass Sebald Rech beim Bau seines Wohnturmes auf dem Schübelsberg in den 1520-er Jahren auf alte Fundamente von bis zu 1,8 Metern Stärke, auf Münzen und einen unterirdischen Gang gestoßen sei, der 1902 untersucht wurde [vgl. Rechenberg I].

1527 erhielt der erwähnte Sebald Rech 6 Morgen Feld mit einem Garten und Wiesflecklein daran, die „Wynselbürg“ genannt, die er von Balthasar Wolf von Wolfsthal erworben hatte, von Michael von Lauffenholz zu Lehen. Dieses kleine Bauerngut zwischen Schübelsberg und Weigelshof, das zuvor anscheinend der Stiftung des „Reichen Almosens“ gehört hatte, war an einen Heinrich Ziegler zu Weigelshof vererbt, der 1529 seine Rechte an dem Gut „Wynntzelpurg“ an Rech abtrat. 1555 wurde es an den Rechtskonsulenten Dr. Valentin Kötzler [vgl. Steinach] als „ein zerrissenes Bauernhaus und ein Stadel mit Hofstatt, dazu eine Wiese und 13 Morgen Ackerfeld“ veräußert. Der schlechte Zustand des Hauses ging wahrscheinlich auf den Zweiten Markgrafenkrieg zurück. 1563 ist der Hof als „Wintzburg“ auf der Nürnberger Wald- und Fraischkarte mit der Andeutung eines Herrensitzes eingetragen, doch bezieht sich dies vermutlich auf das benachbarte Schübelsberg, das auf der Karte fehlt.

Auch die Angaben des Nürnberger Ratsschreibers Johannes Müllner in seinen Annalen von 1623 erscheinen zweifelhaft. Die „Wintzburg“ habe „vor Jahren ein Burgershaus oder Sitz auf der Höhe gehabt, der ist abgegangen. Ist bei unsern Zeiten der Unterholtzer gewest, die habens Herren Endreßen Im Hoff dem Jungern verkaufft, welcher etwas besser herab ein burgerlichs Gartenhaus von Steinen erbauen lassen“. Denn mit dem Sitz „auf der Höhe“ kann eigentlich nur der Rechenberg gemeint sein, der ja ebenfalls Sebald Rech gehört hatte, und der Bau weiter unten dürfte sich auf das Herrenhaus des Andreas Imhoff in Schübelsberg beziehen [vgl. Schübelsberg], das bei Müllner sonst nicht erwähnt wird.

Auf der Ansicht des Rechenbergs im so genannten Cnopfschen Skizzenbuch um 1612/14 ist die Winzelbürg als kleines Bauerngehöft am Nordostabhang des Rechenbergs zu sehen. Als einzelnes Gut unterstand es um 1800 der Grundherrschaft der Behaim und gehörte bis 1835 zu deren Patrimonialgericht Leyh. Für den angeblichen Herrensitz Winzelbürg fehlt also jeder Nachweis.

Quellen


StAN Rst. Nbg., Handschriften Nr. 198.

StadtAN E 10/21 Nr. 122.

Müllner I, S. 327.

Literatur


Dannenbauer, S. 213.

HAB Nürnberg-Fürth, S. 190, 242.

Mummenhoff, Ernst: Der Rechenberg und der unterirdische Gang daselbst. In: MVGN 16 (1904), S. 193, 200, 205.

Winkler, Johann: Der Güterbesitz der Nürnberger Kirchenstiftungen unter der Verwaltung des Landalmosenamts im 16. Jahrhundert. In: MVGN 47 (1956), S. 189, 201 (Anm. 65), 284.

Zahn, Anton: Heimatkunde zwischen Erlenstegen und Stadtpark Nürnberg. Nürnberg 1968, S. 6-9.


Abbildung

Ansicht des Hofes Winzelbürg am Fuße des Rechenberges, rechts oben der untere Sitz Rechenberg mit zinnenbekröntem Tor, Ausschnitt aus dem so genannten Cnopfschen Skizzenbuch von etwa 1612/14 (HallerA)

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