Finstermühle

  • Abgegangener Herrensitz (1913 zerstört)
  • Markt Neuhaus a.d. Pegnitz
  • Landkreis Nürnberger Land


Vermutlich existierte im Weiler Finstermühle schon im 15. Jahrhundert ein Herrensitz. Bei einer Bürgschaft für Jörg und Elsbeth von Rabenstein nannte sich im Jahr 1450 der Edelmann Conrad Stör ausdrücklich „zu der vinsteren mül“ sitzend. Um 1567 ging der Sitz Finstermühle von den Erben des Auerbacher Bürgers Kaspar Kauper an Hanns von der Grün, der einem alten oberfränkischen Ministerialengeschlecht entstammte und der auch das Hammergut Rothenbruck besaß [vgl. Rothenbruck]. In einer Korrespondenz mit der pfalzgräflichen Administration 1593 nannte er sich ausdrücklich zu Finstermühle und Weihersberg. Um 1641 kam das Landsassengut an den pensionierten Hauptmann Hermann Brückhamb, der 1659 gerichtlich gegen den Neubau des Rothenbrucker Hammerwerkes durch die Nürnberger Montangesellschaft Tetzel und Kreß vorging. Zwei kolorierte Darstellungen des Sitzes aus dieser Zeit zeigen ein typisches Weiherhaus, dem eine Grabenanlage und die Wehrmauer einen wehrhaften Charakter verleihen.

Nach 1690 war der Herrensitz „fast ganz in ruin gefallen“. Um 1695 wurde er in angeblich schlechtestem Zustand von Jakob de Noblet, Pfleger von Burg und Amt Hartenstein, erworben. Der kurbayerische Beamte führte ab 1696 umfangreiche Bauarbeiten auf seinem Herrensitz durch, der ihn „ein zimbliches gekostet“ haben soll. Bei dieser Gelegenheit wurden 1697/98 auch ein Stallgebäude weitgehend neu gebaut, die Schlossmauer erhöht und mit neuem Verputz versehen.

Um 1710 erwarb das Anwesen ein Strassmayr von Herbstheimb, der mit der Besetzung der Oberpfalz im Spanischen Erbfolgekrieg von der kaiserlich-pfälzischen Interimsadministration als Pfleger des Amtes Thurndorf eingesetzt war. 1726 wurde es an Lorenz Hirneiß verkauft. Im frühen 18. Jahrhundert behauptete die Amberger Regierung mehrmals, das Gut sei erst nach der Eroberung durch die Alliierten nach 1703 zum Landsassengut Finstermühle und Rehberg erhoben worden und wollte die Privilegierung als Landsassengut einziehen. Man verwies auch auf die Verweigerung der Edelmannsfreiheit an Jakob de Noblet im Jahr 1700. Erst nach längeren Rechtsstreitigkeiten wurde die Landsassengerechtigkeit von Kurbayern bestätigt und die Familie Hirneiß zur Wahrnehmung der Gerichtsrechte in den Adelsstand erhoben. Unter Johann Franz Michael von Hirneiß, kurbayerischem Regierungsrat in Landshut, avancierte das Gut um die Mitte des 18. Jahrhunderts dann sogar zu einer Hofmark Finstermühle und Rehberg mit einem eigenen Niedergerichtsbezirk.

Nach mehreren Besitzwechseln in den 1770-er Jahren erwarb der Kirchenthumbacher Marktschreiber Prechtl um 1783 das Gut. 1793 wurden ihm die niederen Jagdrechte der Hofmark bestätigt. Prechtl veräußerte den Besitz an seine Tochter und den Schwiegersohn, Johann Georg Freiherrn von Miller, der 1825 verstarb. Unter dessen Witwe geriet das Gut 1834 in eine Zwangsversteigerung und wurde in mehrere Besitzteile zerschlagen. Das Herrenhaus erwarben Johann Bremstahler und Wolfgang Apfelbacher je zur Hälfte. Am 2. März 1913 ging das Herrenhaus, das bis zuletzt ein weitgehend aus Fachwerk bestehendes zweites Obergeschoss besaß, bei einem Brandunglück zugrunde.

Quellen


StAAm Amt Auerbach Nr. 520, 522, 524, 525, 526, 527. Amt Hartenstein Nr. 57. Plansammlung Nr. 3166, 3173.

StAN SchlossA Hüttenbach Urk. Nr. 8.

Literatur


Dimler, Andreas: Marktgemeinde Neuhaus – Gestern und Heute. Neuhaus 1989.

Giersch, Robert: Geschichte der Burg Hartenstein. Denkmalpflegerische Voruntersuchung 2005.


Abbildung

Ansicht des Herrensitzes wenige Jahre vor der Brandkatastrophe, Fotografie: F. A. Nagel 1910 (StadtMN)

Lageplan

Klicken Sie auf [+] um die Ansicht zu vergrößern, [-] zum Verkleinern. Mit Hilfe der Pfeil-Schaltflächen können Sie die Karte verschieben.