Fischbach III

  • Herrensitz, „Pellerschloss“
  • Pellergasse 3a
  • Stadt Nürnberg


Das so genannte Pellerschloss in Fischbach zählt zu den wenigen in ihrer Bausubstanz erhaltenen Beispielen eines typischen Herrensitzes des 16. Jahrhunderts. Auf einem nur mit Schießscharten versehenen steinernen Fuß ruhen zwei vorkragende Fachwerk-Obergeschosse mit Satteldach und Zwergwalm, schräg gestellte Stützbalken betonen den ausladenden Oberbau. Das Chörlein war in die Holzkonstruktion eingeplant. Über dem Stichbogeneingang an der Nordseite findet sich das Wappen der Peller. Der aufgelegte Verputz, den noch eine Fotografie von Guido von Volckamer aus dem Jahre 1894 zeigt, wurde zu Beginn des 20. Jahrhunderts entfernt. Das Schloss war einst von einem heute aufgefüllten Wassergraben umgeben.

Die Anfänge des freieigenen Sitzes sind noch nicht erforscht. Angeblich besaßen um 1400 die Holzschuher das Gut, doch fehlt hierfür ein Nachweis. Die Existenz des Herrensitzes lässt sich erst für das Jahr 1517 belegen, als Matthias Melber – seit 1506/07 Inhaber des Gutes – das Schlösschen der Stadt Nürnberg öffnete. Der Besitz ging 1527 an Jakob Welser über, der den Sitz 1541 seinem gleichnamigen Sohn vererbte. Dieser starb 1553 unvermählt. Ihm folgten 1557 die Schmittmayr, 1573 die Murach, 1609 die Imhoff, 1677 die Paumgartner und schließlich von 1687 bis zu ihrem Aussterben 1870 die Peller, die dem Sitz ihren Namen verliehen.

Im Zweiten Markgrafenkrieg 1552/53 wurden die Fachwerkobergeschosse zerstört. Vermutlich kurz nach 1557 erfolgte durch den neuen Besitzer Schmittmayr auf dem alten Sandsteinsockel der Wiederaufbau. Die Arbeiten wurden nach 1573 von Philipp von Murach und seiner Frau Felicitas von Redwitz vollendet, deren Allianzwappen sich an der Südseite erhalten hat. Die Schäden im 30-jährigen Krieg behoben die Imhoff, kleinere Instandsetzungsarbeiten in den Jahren 1722/23 betrafen vor allem den Außenbereich – Graben und Brücken – und waren nach Auflage des Waldamtes so weit als möglich in Stein auszuführen. Die zu diesem Zeitpunkt noch vorhandenen Verteidigungsanlagen wurden nach 1751 beseitigt und an ihrer Stelle eine Gartenanlage mit der heute vorhandenen Sandsteinmauer angelegt.

Das ehemalige Wasserschloss wurde nach dem Erlöschen der Peller (1870) zwei Jahre später von den Erben für 18.000 Gulden verkauft und gelangte nach häufigem Besitzer- und Nutzungswechsel (vorübergehend auch als Gaststätte) 1962 in den Besitz der Gemeinde Fischbach, 1972 der Stadt Nürnberg. In der Erdgeschosshalle werden heute Trauungen durchgeführt, die Räume können von Firmen wie von Privatpersonen für Veranstaltungen angemietet werden.

Quellen


StAN Rst. Nbg., Waldamt Lorenzi I Nr. 424/I, Fasz. 60, 83.

Literatur


Kretschmer, Ulrich: Fischbach. In: Nürnberger Stadtteile im Wandel der Jahrhunderte. Hg. v. Bürgerverein Nürnberg-Südost e.V. Nürnberg 1999, S. 27-29, 88.

Ruthrof, Renaissance, S. 18-20.

Seibold, Gerhard: Die Viatis und Peller. Beiträge zur Geschichte ihrer Handelsgesellschaft. Köln-Wien 1977, S. 382, 385 f, 397, 400, 402 f, IC, CVIII und CXXXIII f.

Welser, Johann Michael von: Die Welser. Nürnberg 1917, Bd. 1, S. 88 f.


Abbildung

Ansicht des Pellerschlösschens vor der Fachwerkfreilegung mit auf den Putz gemaltem Fugennetz. Fotografie: G. v. Volckamer um 1894 (StadtMN)

Lageplan

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