Fischbach I

  • Herrensitz, „Harsdorfsches Schloss“
  • Fischbacher Hauptstraße 197/199
  • Stadt Nürnberg


1405 verkaufte Veit Pfinzing seinem Schwager Karl Holzschuher „sein hawse zu Vischbach gelegen mit sampt dem grabn vnd Weyer daran“; es war ein Lehen der Burggrafen von Nürnberg. 1441 belehnte Markgraf Albrecht Achilles die Brüder Karl und Paul Holzschuher u.a. mit dem „Hawß zu Vischpach mit dem Graben und Garten“, das im Ersten Markgrafenkrieg 1449 vermutlich zerstört wurde. 1515 öffneten Karl Holzschuhers Enkel Pankraz und Hans ihren Sitz der Stadt Nürnberg. Von Hans und Sebastian Holzschuher erwarben 1537 Wolf, Peter und Christoph Harsdorfer das Schloss, das sich noch heute im Besitz der Familie befindet. 1542 war Wolf Harsdorfer der größte Grundeigentümer am Ort; zu seinem Sitz zählten 2 Höfe und 6 Güter. 1544 wurden die Brüder von den Markgrafen mit dem „Haus zu Fischbach mit den Graben und Garten“ belehnt. Nach einer Brandkatastrophe 1549 kaum wieder aufgebaut, wurde der „herrnsytz“ im Zweiten Markgrafenkrieg schon 1552 wieder zerstört. Der Gesamtschaden an den damals drei Schlössern in Fischbach belief sich auf 8.000 Gulden.

Beim erneuten Wiederaufbau nach 1553 erhielt das so genannte „alte“ Schloss unter Wiederverwendung vorhandener Bauteile seine heutige Gestalt. Der lang gezogene Bau mit unverputztem Sandstein-Erdgeschoss und Fachwerk-Obergeschoss trägt ein Krüppelwalmdach mit Schleppgauben; der Fachwerkerker hat ein polygonales Spitzdach. Im Innern barg das Herrenhaus neben den Kammern zwei Küchen, zwei Stuben, im Obergeschoss einen herrschaftlichen Saal. Das zweigeschossige ehemalige Voitenhaus mit vorkragendem Fachwerk-Obergeschoss und Satteldach (Fischbacher Hauptstraße 203) stammt wohl ebenfalls aus dem 16. Jahrhundert. Im Hof befindet sich ein überdachter Ziehbrunnen mit einem runden Becken aus dem 18. Jahrhundert. Der Westgiebel des Schlosses wurde am 10. August 1943 schwer beschädigt, aber bald wieder aufgebaut.

Auf dem Gelände des alten Sitzes und an der Stelle des alten baufälligen Stadels an der Straße errichtete in den Jahren nach 1771 der Nürnberger Landpfleger Jobst Christoph Harsdorfer (1721–1786) das Neue Schloss. Dem Landpfleger wurde gestattet, die im alten, zweigeschossigen Herrenhaus oben eingerichteten zwei Stuben, Feuerrechte und zwei Küchen auf den Neubau zu übertragen. Dafür musste er zugestehen, dass der „Saal“ im so genannten „alten Stadel“ wieder aufgegeben wurde.

Der zweigeschossige Bau aus unverputzten Sandstein­quadern mit fünf zu fünf Fensterachsen erhielt wohl planwidrig 1771 ein Mansarddach. Über dem straßenseitigen Tor findet sich ein Allianzwappen des Bauherren Jobst Christoph von Harsdorf und seiner 2. Gemahlin Philippina Jakobina Haller von Hallerstein mit dem (falsch restaurierten) Baudatum 1723 (richtig 1773). 1943 wurde das Schloss durch Bombentreffer schwer beschädigt, der Wiederaufbau wurde mit einem Walmdach ausgeführt.

Quellen


StAN Rst. Nbg., Waldamt Lorenzi I Nr. 424/II. Rst. Nbg., Urkunden des 7-farbigen Alphabets Nr. 572.

Frhrl. v. Harsdorfsches Archiv, Harsdorfsches Salbuch von 1629.

Literatur


Gatterer, Johann Christoph: Historia genealogica dominorum Holzschuherorum. Nürnberg 1755, Codex diplomatum et documentorum Nr. 92, 135, 224*.

KDM Stadt Nürnbedrg, S. 285 mit Ansicht des Alten Schlosses.

Kretschmer, Ulrich: Fischbach. In: Nürnberger Stadtteile im Wandel der Jahrhunderte. Hg. v. Bürgerverein Nürnberg-Südost e.V. Nürnberg 1999, S. 31-33, 85.


Abbildung

Das 1770 errichtete Harsdorf-Schloss mit Mansarddach. Fotografie: G. v. Volckamer um 1894 (StadtMN)

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