Rasch II

  • Ehemaliger Herrensitz, „Welserschloss“
  • Am Kirchenbühl 1/2
  • Stadt Altdorf bei Nürnberg
  • Landkreis Nürnberger Land


Mit der Witwe Elspet Harder von Rasch scheint 1312 ein Geschlecht auf, das der niederen Ministerialität angehörte, jedoch einen kleinen Teil der Rascher Reichslehen erworben hatte. Gustav Voit nahm eine frühere Zugehörigkeit der Harder zur Dienstmannschaft der Grafen von Hirschberg an, vielleicht aufgrund ihrer Heiratsverbindungen. Ob sie im frühen 14. Jahrhundert auf dem einstigen Reichsministerialensitz Hohenrasch saßen [vgl. Rasch I], ist fraglich. Es ist nicht auszuschließen, dass sie bereits damals einen Sitz im Dorf innehatten, während ihnen die Stelle der ruinierten Burg lediglich, wie 1547 bezeugt, als reichslehnbare Waldung verblieben war. Der Hardersche Sitz könnte aus einem mit Lehen bedachten Burghutgut hervorgegangen sein, wie dies im Umkreis auch anderer größerer Burgen zu beobachten ist.

1322 bezeichnete sich Konrad, genannt „der Eschbercher“, als „Herr zu Rasche“, dessen Zugehörigkeit zu den Harder umstritten ist. 1339 erscheint Berthold Harder „von Rasche“. 1362 verkaufte der jüngere Konrad Harder von Rasch bäuerliche Güter bei der „Gybels­purg“ an Kaiser Karl IV. [vgl. Prackenfels] und nannte sich 1374 bereits nach der Burg Prackenfels. Sein Verwandter „Conrad der Harder, Prennberger genannt“, gab ab 1383 Güter in Rasch und Prackenfels auf und wurde 1388 Bürger zu Nürnberg, wo er von 1401 bis 1408 als Genannter des Größeren Rates erscheint.

Der größte Teil der Rascher Reichsgüter – er umfasste sechs Huben, eine Burg wurde nicht erwähnt – war 1299 von König Albrecht I. mit der Hofmark Altdorf an Emicho Graf von Nassau verpfändet worden, dessen Nachfolger ihn 1360 an Burggraf Albrecht von Nürnberg veräußerten. Nach dem Verkauf des Pfandes an Pfalzgraf Ruprecht II. 1393 trat Konrad Harder bald in Verhandlungen mit Anna Waldstromer, die bereits Prackenfels als Pfand in den Händen hielt, und mit seinem Schwager Hans Strupperger, der zur pfalzgräflichen Gefolgschaft zählte. Beide Interessenten kauften schließlich 1396 jeweils einen Anteil an den Harderschen Gütern. Zum Struppergerschen Gut zählte der so genannte Burgstall, wobei vermutlich die Waldung mit der abgegangenen Reichsburg in der Flur Hofbach gemeint war.

Im frühen 15. Jahrhundert übernahm Jakob Strupperger, der 1427 als Oheim des Albrecht Harder erscheint, vom Vater das kleine Rittergut. Nach Klöhr soll unter ihm damals ein neuer Sitz bei der Kirche auf einem ehemaligen Bauernhof entstanden sein, aus dem das spätere Anwesen Nr. 27 (seit 1819 Pfarrhaus) hervorgegangen sei. 

Die Erkundung der Landschaft um Nürnberg, 1504 vom reichsstädtischen Rat vor Ausbruch des Landshuter Erbfolgekriegs angeordnet, führte ausdrücklich nur einen Sitz der Strupperger in Rasch auf. Hier saß auch Georg Strupperger, der mit Ursula von Wipfeld vermählt war und im Frühjahr 1541 verstarb. Ursula verheiratete sich noch vor 1543 ein zweites Mal mit dem Nürnberger Bürger Reinhart Rech, Sohn des reichen Unternehmers Sebald Rech [vgl. Eismannsberg II, Rechenberg].

Nach seinem Besitzantritt brach bald ein Streit mit den bäuerlichen Nachbarn aus, die Weide-, Viehtrieb-, Fisch- und Holzrechte verletzt sahen. Das Nürnberger Landpflegamt, das sich seit 1543 um eine Schlichtung bemühte, erzielte 1547 eine vertragliche Einigung, die Rechs Ansprüche auf das Holz in der Flur Kaar (Rascher Berg) ab- und auf die Waldung mit dem alten Burgstall „im Hofbach“ verwies. In diesem Vertrag heißt es auch, dass der Sitz des Rittergutes von seinen Inhabern zuweilen „Nidern-Rasch“ genannt wurde; außerdem geht daraus hervor, dass damals schon nicht mehr bekannt war, wann das „alt gewesen Schloß“ auf dem Berg aufgegeben worden war.

Nur kurz nach dem Schiedsspruch veräußerten Reinhart und Ursula Rech das Rittergut mit seinen Lehnsrechten 1550 an den Nürnberger Bürger Andreas Oertel, der den Zeitpunkt seines Kaufs nicht gerade glücklich gewählt hatte, denn bald brach der Zweite Markgrafenkrieg aus, und feindliche Truppen brannten den Sitz am 29. Mai 1552 nieder.

Der Sitz blieb in Trümmern liegen, während Oertel, der sein Rascher Gut mit dem 1556 erworbenen Grünsberg vereinigte, bzw. der gleichnamige Sohn bis 1561 die dortige Burg wieder in Stand setzen ließ [vgl. Grünsberg]. Zusammen mit Grünsberg fiel das Rittergut Rasch 1578 an des jüngeren Oertels Schwiegersohn Sigmund Haller von Hallerstein (1530–1589), der den Besitzkomplex durch den Ankauf weiterer Güter in Rasch und Prackenfels arrondierte [vgl. Prackenfels]. Nach dem Tod seines gleichnamigen Sohnes 1620 wurde 1646 der „Burgstall“ Rasch mit den zugehörigen Gütern an den Enkel Johann Andreas Haller um 2.100 Gulden verkauft, der sie mit dem inzwischen wiederhergestellten Sitz 1651 um 4.500 Gulden an die Reichsstadt Nürnberg veräußerte. Diese verpachtete die Güter dem Altdorfer Pfleger Georg Pömer, nach dessen Tod 1653 dem Sohn Georg Christoph Pömer.

Eine Abbildung auf einer Grenzkarte der Amberger Regierung für das Amt Haimburg aus dieser Zeit zeigt das Herrenhaus als Satteldachgebäude mit zwei oder drei Vollgeschossen, mit einem geschweiften Giebel und an den vorderen Ecken mit zwei flankierenden Türmen, die Welsche Hauben tragen. Ob diese Darstellung zuverlässig ist, muss offen bleiben. Der Sitz war damals jedoch in einem sehr schlechten baulichen Zustand, wie bei einer Begutachtung 1654 durch Altdorfer Bauhandwerker deutlich wurde.

Nachdem einige Verkaufsverhandlungen um den renovierungsbedürftigen Herrensitz ergebnislos abgebrochen worden waren, wurde er 1664 an den im nahen Oberrohrenstadt sitzenden Johann Martin Loefen von Heimhof verpachtet, bis er 1678 an die Witwe Magdalena Cregel und ihren Sohn aus erster Ehe Hieronymus Felix Welser (aus der Augsburger Linie) veräußert wurde. Dieser erwarb 1684 von Maria Wurmrauscher geb. von Pelckhofen und ihren Söhnen das Gut Eismannsberg für 4.200 Gulden, veräußerte es aber schon 1688 an Marquard Leopold Schütz von Pfeilstadt für 6.400 Gulden [vgl. Eismannsberg III]. Auf Welser folgte nach seinem Tod 1715 der Sohn Carl Friedrich, der 1735 Umbauten an den Nebengebäuden des Sitzes durchführen ließ. 1756 vermachte der kinderlose Gutsbesitzer seine Rascher Güter seinem Neffen Johann Burkhard Volckamer von Kirchensittenbach, Amtmann des Waldamtes Lorenzi. Dessen Sohn Christoph Adam Friedrich hinterließ den Herrensitz dann 1794 seiner Witwe Katharina Helena, geborener Scheurl von Defersdorf. Nach ihrer Beschreibung 1809 für das königlich-bayerische Rentamt Altdorf bestand der Sitz aus einem Wohnhaus mit Anbauten, dem Stadel, einem Kellerhaus, dem Backofen, einem Waschhaus, den Schweineställen und dem Blumengärtlein. Schließlich geriet die Witwe in wirtschaftliche Schwierigkeiten, die um 1813 in eine Zwangsversteigerung und eine Dismembration (Zertrümmerung) des Besitzkomplexes mündeten. Das Herrenhaus erwarb der Altdorfer Rentamtmann Flechsel 1816 um 5.200 Gulden. Bereits 1819 veräußerte er das Gebäude an die Pfarrstiftung Rasch, die daraufhin hier die neue Pfarrwohnung einrichtete. Als Pfarrhaus wird das Anwesen bis heute genutzt.

Das heutige Hauptgebäude mit dem klar gegliederten, erst 1929 freigelegten Fachwerkgiebel auf der Ostseite dürfte der zweiten Hälfte des 17. oder dem frühen 18. Jahrhundert angehören. Der nach Norden im rechten Winkel angebaute Flügel, bis auf die später massiv erneuerte Westseite ebenfalls aus Fachwerk, wurde vermutlich erst nach 1760 erbaut. Die durch eine Radierung von 1810 noch bezeugte, nach Osten anschließende Wehrmauer sowie ein Torturm verfielen wohl noch in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts dem Abbruch.

Quellen


BayHStA OPf Urk. 256/1.

StAAm Plansammlung MA 3258.

StAN Rst. Nbg., Waldamt Lorenzi I Nr. 498. Rst. Nbg., D-Laden Urk., Nr. 1154, 1178, 4186. Rst. Nbg., Rechnungen des Markgräflichen Krieges Nr. 96.

HallerA Besitz Sigmundsche Linie, Burgstall (Nieder-) Rasch.

Mon. Zoll. Bd. 3, Nr. 385.

Literatur


Alberti, Volker / Boesch, Toni / Holz, Horst: Burgen und Schlösser in Altdorf und Umgebung. Schwarzachtal (= Adelssitze in Franken 4). Altdorf 2004, S. 31-34.

Biegel, Hans: Nürnberger Künstler in der Landschaft. In: MANL 8 (1959), Heft 1, S. 25-28.

Dannenbauer, S. 219.

Deliciae II, S. 122 f.

KDM Landkreis Nürnberg, S. 60 f.

Klöhr, Hans: Aus der Ortsgeschichte von Rasch. Typoskript im Haller-Archiv, ohne Jahr (1962).

Vahl, Rittersiegel, Bd. 2, S. 557-561.

Voit, Pegnitz, S. 88-91.

Welser, Johann Michael von: Die Welser. Nürnberg 1917, Bd. 1, S. 570


Abbildung

Der als Pfarrhaus genutzte Herrensitz in Rasch. Fotografie 2006 (Rg)

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