Röthenbach a.d. Pegnitz II

  • Ehemaliger Herrensitz, „Zainhammer-Schloss“ oder „Zimmermann-Schlösschen“ (1907 abgetragen)
  • Hammergasse 6 und 8
  • Stadt Röthenbach an der Pegnitz
  • Landkreis Nürnberger Land


An das ehemalige Zainhammer-Schloss erinnert heute nur noch ein in die Fassade des Nachfolgebaus eingemauerter Sandstein mit der Jahreszahl 1611. Eine vor dem Abbruch des Gebäudes von Christoph Bankel angefertigte aquarellierte Zeichnung aus dem Jahre 1880 überliefert ein kleines Herrenhaus, das aus einem zweigeschossigen, massiven Sockel und einem Fachwerkobergeschoss bestand. An einer Traufseite war ein achteckiger Treppenturm zur Erschließung des Satteldachgebäudes angefügt.

Das Herrenhaus war lange Sitz des Hammerherrn, der den Röthenbacher Zainhammer betrieb. Dieser war aus einer Pulvermühle hervorgangen, die nach 1495 auf einem an das Reiche Almosen vertauschten Bauerngut errichtet und als Erbzinslehen vergeben wurde. Seit dem 16. Jahrhundert war das reichsstädtische Land­almosenamt, das nun die geistlichen Stiftungsgüter verwaltete, Grund- und Lehnsherr. Der Nürnberger Kaufmann Joachim Schmitter kaufte die Pulvermühle 1593, richtete den Betrieb jedoch zugrunde und wurde 1607 unter Zwangsaufsicht des Nürnberger Rates gestellt. Zur Befriedigung der Gläubiger und damit das Mühlwerk wieder in Stand gesetzt werden konnte, wurde das Anwesen 1611 an den Nürnberger Schreib- und Rechenmeister Johann Heher, einen Genannten des Größeren Rates, veräußert. Der Käufer begann sofort mit der Renovierung der Anlagen. In diesem Zusammenhang wurde ein im Mühlhof stehendes, mit einem Keller versehenes Gebäude um ein Obergeschoss aufgestockt, wo der Bauherr künftig bei seinen Röthenbacher Aufenthalten Quartier nehmen wollte. Der genannte Inschriftenstein lässt annehmen, dass das Herrenhaus aus diesem Umbau hervorgegangen war.

Bereits 1632 fiel der Mühlenkomplex einem verheerenden, von feindlichen Truppen gelegten Feuer zum Opfer und blieb 15 Jahre als Ruine liegen. Erst 1647 erwarb der Nürnberger Kaufmann Georg Wilhelm Hentz [vgl. Röthenbach I] die Ruinen, stetzte sie in Stand und richtete 1651/52 ein Kupferhammerwerk ein. Nach dem Tod des Hammerherrn fiel das Erbe an die drei Töchter. 1701 wurden nach dem Tod der Susanna Maria noch einmal Clara Magdalena Hentz und ihre Schwester Maria Felizitas Groper mit dem mittlerweile zum Zainhammer umgebauten Werk und Herrensitz belehnt. Von den Schwestern ging der Besitz 1711 an den Nürnberger Bürger Johann Geiger, dessen Witwe 1715 für 2.600 Gulden an den Eisenhändler Wolfgang Pilgram verkaufte.

Nach dem nicht datierten Tod Pilgrams übernahm der Kaufmann Johann (I.) Port den Hammer. Ihm folgte vor 1753 ein gleichnamiger Sohn, der im Erdgeschoss seines „Steinhauses“, das bislang nur als Holzlege gedient hatte, eine Wohnung einrichtete. Noch in diesem Jahr folgte Johann (III.) Port, der 1777 die bisherige Kohlenhütte zu einem zweiten Wohnhaus umbaute. Seit 1799 befand sich das „Schloss“ im Besitz von Johann Andreas Port, der den Besitz von seiner Mutter übernommen hatte und den Zainhammer unter der Firma Port & Söhne betrieb. Zu seiner Zeit umfasste das Anwesen das Herrenhaus (Hammergasse 8), das Gesellenhaus (Schlossgasse 2), das Zainhammerwerk (Hammergasse 2), das aus der Kohlenhütte hervorgegangene Wohnhaus (Friedrichsplatz 2) sowie aus zwei Schupfen, einem Stall, dem Backofen und einigen landwirtschaftlichen Flächen.

Um 1820 gelangte die Liegenschaft an den Unternehmer Johann Engelhard, der kurz nach seinem Erwerb eine spekulative Güterzertrümmerung (Dismembration) durchführte. Das „Zainhammer-Schlösschen“ wurde vom Restbesitz abgetrennt und im Dezember 1820 an den Glasschleifer Johann Hirschmann verkauft. Vor 1853 war es im Besitz des Zimmergesellen Georg Reiter, dessen Erben es an den Steinbrecher Georg Zimmermann veräußerten. Nach häufigem Besitzerwechsel verfiel das Schlösschen immer mehr und wurde 1907 als baufällig abgetragen.

Literatur


KDM Lauf, S. 382.

Schwemmer, Wilhelm: Röthenbach an der Pegnitz. Die Geschichte einer Industriestadt (= Schriftenreihe der ANL Bd. 30). Nürnberg 1982, S. 17, 24-34.


 


Abbildung

Das „Zainhammer-Schloss“ von Nordosten auf einer kolorierten Zeichnung von J. C. Bankel 1880 (StadtA Lauf)

Lageplan

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