Röckenhof

  • Abgegangener Herrensitz
  • Schlossstraße 4
  • Gemeinde Kalchreuth
  • Landkreis Erlangen-Höchstadt


Namengebend für den kleinen Ort, der selbst erst 1346 mit Heinrich und Bertold Reck „von Reckenhof“ urkundlich nachweisbar ist, wurden die Ministerialen von Reck, die seit 1270/79 in der Umgebung der Reichsministerialen von Thann und von Gründlach erschienen, im 14. Jahrhundert das Nürnberger Bürgerrecht erwarben und in das Handels- und Bankgeschäft einstiegen. Zu den bedeutendsten Vertretern der Familie zählte Hermann Reck, der 1418 von Venedig aus 38.500 Gulden nach Heidelberg transferierte, mit denen Pfalzgraf Ludwig den abgesetzten Papst Johannes XXIII. (Balthasar Cossa) aus der Gefangenschaft auslösen konnte.

Schon vor 1368 soll Röckenhof an die Pfinzing und 1370 an die Pömer, zwei alte Nürnberger Patrizierfamilien, gelangt sein. Lehenherren über Röckenhof waren die Hohenlohe-Brauneck als Erben der um 1315 ausgestorbenen Reichministerialen von Gründlach und ab 1390 die Burggrafen von Nürnberg (später Markgrafen von Brandenburg). Diese Brauneckschen Lehen wurden nach langen Auseinandersetzungen 1474 den Herren von Eyb zugesprochen, die sie von den Markgrafen empfingen und ihrerseits vor allem an Nürnberger Bürger weiter verliehen.

1425 veräußerten die Pömer einen Teil ihrer Güter in Röckenhof an die Nürnberger Familie Stark, die es im Fernhandel zu großem Vermögen und politischem Einfluss gebracht hat. Mit dem Erwerb der letzten Pömerschen Güter, darunter angeblich auch des 1504 bei der Erkundung der Nürnberger Landschaft genannten Sitzes, im Jahre 1514 stiegen die Herren von Stark zu Alleinbesitzern in Röckendorf auf, eine Position, die sie 200 Jahre halten konnten. 1518 räumte Ulrich Stark der Stadt Nürnberg ein Öffnungsrecht ein, sie durfte den Sitz also im Kriegsfall mit einer Besatzung belegen. Am 20. Mai 1552 wurde dieser im Zweiten Markgrafenkrieg stark in Mitleidenschaft gezogen, der Schaden auf 2.500 Gulden veranschlagt.

Ein unbekannter Künstler des 17. Jahrhunderts überliefert eine leider nicht sehr zuverlässige Ansicht des hoch ragenden Wohnturmes mit steilem Satteldach sowie einem Mauerkranz, der teilweise noch einen Wehrgang trug. Auf dem gemauerten, fensterlosen Sockel saßen zwei Wohngeschosse, das erste massiv, das zweite vermutlich ebenso wie der Giebel in Fachwerk erbaut. In unmittelbarer Nähe standen weitere Häuser, deren Funktion 1703/06 deutlich wird, als die Stark ihren Sitz an die aus Schwabach stammende Familie Link veräußerten: Ein Voithaus mit Brau- und Backgerechtigkeit war an die Schlossmauer angebaut, in seiner Nachbarschaft standen die Häuser des Vogelfängers und des Schäfers, ferner ein Gütlein mit Schankrecht (wegen dem es im 16. Jahrhundert zu einer Auseinandersetzung mit den Hallern von Kalchreuth gekommen war) sowie ein Baderhäuslein mit Bad und Baderwohnung.

1715 erwarb der kaiserliche Generalmajor Dietrich Christian Freiherr von Stappel den Restbesitz der Stark und wenige Jahre später auch den Herrensitz der Link. 1751 wurde Röckenhof an Johann Christian von Knebel, Oberkonsistorialrat und Stadtpfarrer von Ansbach verkauft, der das damals schon baufällige Schloss renovierte. Von dessen Erben übernahm der Lehensherr Friedrich Carl Marquard von Eyb (1773–1814), zu dessen zahlreichen Ämtern auch das eines Erbschenken des Hochstifts Eichstätt gehörte, den Gutskomplex in eigene Verwaltung. Sein Sohn Friedrich Carl Joseph (1776–1851) nannte sich zu Reisensburg, Neuendettels-au und Röckenhof, wo er 1820 ein Patrimonialgericht einrichtete, das aber bereits 1826 wieder eingezogen wurde. Die Brauneckschen Lehen, die zuletzt dem bayerischen König unterstanden, und damit auch Röckenhof wurden 1822 freies Eigentum. Um 1850 wurde das Schlossgut zerschlagen.

Zwei Zeichnungen des Herrensitzes kurz vor seinem Abbruch lassen erkennen, dass das vermutlich dreigeschossige Haus immer noch auf drei Seiten von einer mit Schießscharten versehenen Wehrmauer umgeben war, an die sich einige Nebengebäude anlehnten. Das zweite Obergeschoss und die Giebel des Halbwalmdachs bestanden aus (teilweise verputztem?) Fachwerk und gehörten vermutlich der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts an, als die Schäden des Zweiten Markgrafenkriegs behoben wurden. Auf der Südseite erhob sich ein schlanker Uhrturm.

Das Schloss (Hausnr. 1) wurde 1850 von Georg und Christoph Klausner erworben, die es 1856 wegen Baufälligkeit abbrechen ließen. An der Stelle des ehemaligen Torbaues wurde ein einstöckiges Wohnhaus, heute die Gastwirtschaft „Zum Schloss“, errichtet. Erhalten blieben der westlich gelegene 5 Meter tiefe, teilweise gefütterte Graben und Reste der Schlossmauer. Die alte Schlossglocke wurde von der Gemeinde erworben und auf dem neu gebauten Haus des Schuhmachermeisters Christoph Klausner angebracht.

Quellen


StAN Rst. Nbg., Landpflegamt Gemeinakten Nr. 17. Rst. Nbg., Waldamt Sebaldi I Nr. 353. Rst. Nbg., Rechnungen des Markgräflichen Krieges Nr. 96.

StadtAN E 1.1753 Nr. 1, 4, 13.

Gelegenhait, Nr. 660.

Müllner I, S. 331 f; II, S. 166 f.

NUB Nr. 445, 607.

Literatur:


Dannenbauer, S. 213.

Deliciae II, S. 76 f.

Eyb, Eberhard Freiherr von: Das reichsritterliche Geschlecht der Freiherren von Eyb (= VGFG Reihe IX, Bd. 29). Neustadt/Aisch 1984, S. 44, 592, 628-632.

Friedrich, Helmut: Chronik des Dorfes Röckenhof. In: Gemeinde Kalchreuth (Hrsg.): 700 Jahre Kalchreuth 1298–1998. Ein fränkisches Dorf im Wandel der Zeiten. Konzeption: Bertold Frhr. von Haller. Rödental 1998, S. 49-54.

KDM Erlangen, S. 140.

Stromer, Wolfgang von: Oberdeutsche Hochfinanz 1350–1450 (= VSWG Beiheft 55-57). Wiesbaden 1970, S. 197 f.

Vahl, Rittersiegel Bd. 1, S. 404-406.


Abbildung

Der Herrensitz auf einem anonymen Kupferstich von etwa 1680 (StadtA Lauf)

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