Rechenberg I

  • Abgegangener Herrensitz (1552 zerstört)
  • Bereich Rechenberganlage, Äußere Sulzbacher Straße
  • Stadt Nürnberg

Der Nürnberger Bürger Sebald Rech erwarb im frühen 16. Jahrhundert den Hof am „Küeberg“, auch Schübelsberg genannt, und errichtete von 1524 bis 1527 „eine hohe steinerne Kemmet“ [Kemenate] auf der Anhöhe. Nach den Angaben im so genannten Neugebäuprozess 1526 sowie verschiedenen Abbildungen des 16. Jahrhunderts (ein wohl erst nach der Zerstörung entstandenes, 1945 verbranntes Ölgemälde ist dagegen weniger zuverlässig) handelte es sich um einen vermutlich dreigeschossigen, wohnturmartigen Bau, etwa 12 Meter lang und breit und über 7 Meter hoch, der 1530 mit einem Öffnungsrecht für den Nürnberger Rat belastet wurde. Die Reichsstadt konnte ihn daher im Ernstfall mit Kriegsknechten belegen. Da zum Sitz 40 Tagwerk landwirtschaftliche Flächen gehörten, die von einem Pächter bewirtschaftet wurden, fand sich zu Füßen des Schlosses auch ein tiefer gelegener, unterer Hof, der mit dem so genannten Bauernhaus, mit Häusern für Gärtner und Tagelöhner, dem Stadel, Stallungen, diversen Kleingebäuden und einer Sommerlaube bebaut war. Überliefert wird auch, dass auf dem Sitz einst Vieh- und Fischwirtschaft betrieben sowie Wein angebaut wurden.

Für die u.a. auf die bambergischen Oberlehnsrechte gestützte Behauptung, der Rechsche Sitz sei auf den Fundamenten einer einstigen Burg des Bamberger Bischofs erbaut, fehlen archivalische und archäologische Belege [vgl. Winzelbürg]. Diese Nachricht dürfte auf den Hinweis Sebald Rechs, er habe an der Baustelle etwa 1,8 Meter dicke Fundamente gefunden, zurückgehen. Der Wahrheitsgehalt dieser Nachricht ist umstritten, zumal sie im Verdacht steht, ältere Rechte vorzutäuschen und damit baurechtliche Vorteile wie Holzbezugsrechte zu erlangen.  

Vor 1545 veräußerte der Bauherr den Sitz, den er mit kaiserlicher Bewilligung seit 1530 Rechenberg nennen durfte, an den Nürnberger Bürger und Gastwirt Adolarius Vischer, 1543/49 Genannter des Größeren Rates, der 1545 die Erlaubnis erhielt, den bisher offenbar nur durch einen Graben gesicherten Wohnturm mit einer mit vier Ecktürmen verstärkten Zwingeranlage zu umgeben. Der Wirt konnte sich nicht lange über seinen Erwerb freuen, denn er starb völlig überschuldet schon Anfang 1551.

Im Zweiten Markgrafenkrieg wurde der Sitz von den Nürnbergern ausgebrannt, damit er vom Feind nicht besetzt werden konnte. Gleichwohl wurde die Ruine vom Markgrafen im Mai 1552 zu einer Geschützstellung gegen die Reichsstadt herangezogen. Ein Jahr nach diesen Ereignissen ließ der Rat das Bauwerk bis auf den Grund abtragen, damit sich der Feind angesichts der neuerlichen Eskalation des Kriegsgeschehens nicht noch einmal dort verschanzen konnte. Das alte Schloss ist nach dem Markgrafenkrieg nie mehr wiederhergestellt worden, zumal das Abbruchmaterial zur Tilgung Vischerscher Schulden veräußert worden war.

Quellen


StAN Rst. Nbg., Handschriften Nr. 323. Rst. Nbg., Waldamt Sebaldi I Nr. 352. 

Müllner I, S. 326f.

Literatur


Mummenhoff, Ernst: Der Rechenberg und der unterirdische Gang daselbst. In: MVGN 16 (1904), S. 193-213.

Sieghardt, August: Nordbayerische Burgen und Schlösser. Nürnberg 1934, S. 13-17, Tafel 2.

Zahn, Anton: Heimatkunde zwischen  Erlenstegen und Stadtpark Nürnberg. Nürnberg 1968, S. 6-9, 29 f.

Zink, Fritz: Hans Sachs am Rechenberg bei Nürnberg. In: MVGN 46 (195


Abbildung

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