Spies

  • Abgegangene Burg
  • Stadt Betzenstein
  • Landkreis Bayreuth


Oberhalb der Ortschaft Spies, einem Gemeindeteil der Stadt Betzenstein, ragen die eindrucksvollen Spieser Felsen in die Höhe, seit Jahrzehnten ein beliebtes Ausflugsziel der Frankenalb. Auf ihnen finden sich die Spuren der abgegangenen Burg Spies. Ein mit Perthold um 1187 und Heinrich 1189 erscheinendes Ministerialengeschlecht der Herzöge von Andechs-Meranien und der Grafen von Abenberg nannte sich bereits „Spiez“. Ulrich I. Spies zählte offenbar zur engeren Gefolgschaft des 1248 verstorbenen Herzogs Otto VIII., des letzten Meraniers. Im späten 13. und frühen 14. Jahrhundert gehörten mehrere Spies zu den Ministerialen der Schenken von Reicheneck.

Ein Hinweis auf die Besitzrechte des Geschlechts an der gleichnamigen Burg Spies lässt sich jedoch nicht ausmachen. Die von Hellmut Kunstmann und Gustav Voit angeführte Bauherrenschaft der Spies schon im 12. Jahrhundert muss entschieden in Frage gestellt werden, denn Mitglieder des Geschlechts werden allenfalls als Dienstleute hier gesessen sein. Doch nicht einmal dies ist belegt. Als die Burg Spies 1346 erstmals in der Überlieferung aufscheint, ist sie Besitz des Hartmann von Waizmannsdorf, der Nürnberger Bürger wurde und der Reichsstadt für vier Jahre das militärische Öffnungsrecht über die Feste einräumte. Nach 1350 wurde die Burg Spies an Heinrich von Berg, Nachfahren eines bedeutenden Nürnberger Reichsministerialengeschlechts, verkauft. Schon 1354 musste der Käufer die Feste jedoch der Krone Böhmen zu Lehen auftragen.

Heinrich von Bergs Söhne Eberhard und Heinrich waren im ausgehenden 14. Jahrhundert in anhaltende Fehden mit der Reichsstadt Nürnberg verwickelt, ein Kleinkrieg, der wohl im Zusammenhang mit den machtpolitischen Spannungen zwischen den Reichsstädten und dem Adel stand. Während sich die Herren von Berg auf das Fehderecht beriefen, warf die Reichsstadt den Brüdern Straßenraub vor und drängte König Wenzel 1397 zu einer Reichsexekution. Der schnelle Verkauf eines Drittels der Burg mit der Kemenate (Wohngebäude) an den Nürnberger Burggrafen konnte nicht mehr verhindern, dass der König am 17. September 1397 mit den Truppen fränkischer Reichsstädte vor die Burg zog und sie immerhin acht Tage lang belagerte. Unmittelbar vor der Einnahme konnten nachts jedoch 22 Mann der 24-köpfigen Besatzung fliehen.

Die Burg wurde unmittelbar nach der Eroberung zerstört. Mit der Beurkundung der Urfehde verzichteten die Gebrüder von Berg am 14. Oktober 1397 darauf, sich wegen der gebrochenen Burgen Spies und Weisendorf (bei Höchstadt) an ihren Feinden zu rächen. Wenig später verbot König Wenzel, der mit dem städtischen Kontingent 1397 noch weitere Festen zerstört hatte, den Wiederaufbau der Raubnester, darunter auch Spies. Die Reichsstadt Nürnberg setzte 1401 durch, dass auch Wenzels Gegner und Nachfolger, König Ruprecht I., das Verbot erneuerte. 1404 veräußerte Heinrich von Berg die Burgstelle, abgesehen von dem burggräflichen Drittel, worauf einst die Kemenate gestanden hatte, an den Nürnberger Bürger Heinrich Harsdorfer.

Spies sorgte gleichwohl weiterhin für Unruhe. Der Burggraf, mittlerweile zum Markgrafen von Brandenburg avanciert, belehnte nämlich 1421 Konrad von Aufseß mit seinem Teil an der Burg, woraufhin der Belehnte das königliche Verbot ignorierte und wahrscheinlich in Absprache mit den Hohenzollern an den Wiederaufbau ging. 1426 konnte Nürnberg König Sigmund dazu bewegen, die Reichsacht über Konrad von Aufseß zu verhängen. Schließlich schritt Markgraf Friedrich ein und übernahm 1427 Spies gegen Auszahlung eines Leibgedings an den Aufsesser. Wenig später verpfändete der Markgraf die wiederhergestellte Burg zunächst an Georg von Wildenstein, dann 1431 an Kunz Stör zu Neuhaus. 1464 soll dieser heimlich weitere Gebäude errichtet haben. 1482 heißt es schließlich, dass die Burg Spies mittlerweile durch Blitzschlag abgebrannt war. Die Pfandsumme wurde in diesem Jahr erhöht, um Fritz Stör die Instandsetzung des Brandschadens zu erleichtern. Wenig später machte sich Stör jedoch nicht näher genannter Verbrechen schuldig, woraufhin der Markgraf die Burg 1491 gewaltsam einnehmen ließ.

Das an die Stör verpfändete Amt Spies-Hetzendorf wurde seit dem Einschreiten des Fürsten von markgräflichen Amtleuten verwaltet. 1492 saß Thomas von Kühedorf als Amtmann auf der Burg. Im frühen 16. Jahrhundert wurde die Burg als markgräfliches Schloss und Sitz einer Vogtei bezeichnet. Im Zweiten Markgrafenkrieg fand die wechselvolle Burggeschichte ein zweites kriegerisches Ende: Am 26. Mai 1553 nahmen Nürnberger Truppen die Burg ein und brannten sie nieder. Um 1562 wurde die Feste als „alt zerfallenes schloß“ bezeichnet. Hellmut Kunstmann nahm an, dass zumindest das „Vogthaus“ vor 1580 wieder aufgebaut worden sei, die übrigen Ruinen blieben sich selbst überlassen. Vermutlich befand sich das Vogthaus im Dorf, denn in den Annalen des Nürnberger Ratsschreibers Johannes Müllner von 1623 wurde das Schloss bereits als bloßer Steinhaufen beschrieben.

Die Burg erstreckte sich einst auf einem 120 Meter langen und bis zu 15 Meter breiten Dolomitfelsriff auf einer Höhe bis zu 616,5 Metern. Nach den Beobachtungen von Hellmut Kunstmann, der um 1964 noch einen 1,5 Meter langen und 1 Meter hohen Mauerrest vorfand, erstreckte sich die Burganlage über die gesamte Felslänge. Die einzige bislang bekannte Darstellung der Burg auf einer Karte aus der Mitte des 16. Jahrhunderts, auf die sich Kunstmann vor allem gestützt hat, dürfte leider wie die meisten anderen Ortsbilder dieser Karte mit der Wirklichkeit nicht viel zu tun haben und erlaubt daher keine zuverlässige Rekonstruktion. Die untergegangene Burg dürfte im Wesentlichen über zwei wohnturmartige Hauptgebäude, die so genannten Kemenaten der oberen Burg, verfügt haben, die auf dem nördlichen und östlichen Felsriff standen. Der Zugang erfolgte von Süden, wo die Burg durch einen Halsgraben geschützt worden war. Unmittelbar nördlich des Grabens sind noch die Fundamente eines Torbaus zu erkennen. Der Torweg führt zur unteren Burg, einer Terrasse unterhalb der östlich ansteigenden, die Hauptburg tragenden Felsen, wo sich noch ein fast verfüllter Rest der ehemaligen Zisterne erkennen lässt. Der weitgehend aufgefüllte Graben und das eingeebnete Gelände davor lassen annehmen, dass die Burg viele Jahre lang als Steinbruch genutzt worden ist. Dies dürfte auch den fast völligen Verlust aufgehenden Mauerwerks erklären.

Quellen


StAN Rst. Nbg., Rechnungen des markgräflichen Krieges Nr. 95, 96.

Gelegenhait, Nr. 850.

Lehnbuch von 1331, S. XXXVII, LXIII, 14 f, 26, 28, 71, 76 , 132, 150, 153, 174, 199 (Spieser als Lehnsleute der Schenk von Reicheneck).

Müllner II, S. 252; III, S. 145, 174, 243.

Literatur


KDM Pegnitz, S. 513 f.

Kunstmann, Östliche fränkische Schweiz, S. 493-503, mit idealisierter Abbildung von etwa 1530 und Lageplan der Burgstelle.

Rühl, Pegnitz, S. 89.

Voit, Pegnitz, S. 234-237.


Abbildung

Idealisierte Ansicht der Burgruinen Spies und Riegelstein auf einem Ausschnitt aus Hieronymus Brauns Karte der Pflegämter  Velden und Hauseck vom Februar 1611 (StAN)

Lageplan

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