Sankt Johannis I

  • Abgegangenes „Weiherhaus“
  • Westlich von Brückenstraße 40
  • Stadt Nürnberg


Der Begriff „Weiherhaus“ meinte im Nürnbergischen nach den Feststellungen Renate Freitag-Stadlers ursprünglich keinen befestigten Ansitz, sondern Gebäude, die in oder bei einem Weiher lagen und der Fischerei dienten [vgl. auch Neunhof II]. Erst später erweiterte sich die Bedeutung auf Herrensitze mit trockenem oder nassem Graben, wozu sicher die verschiedenen, ausdrücklich als „Weiherhaus“ benannten Anlagen um Nürnberg beitrugen, die später wehrhaft ausgebaut wurden [vgl. etwa Haller-Weiherhaus, Röthenbach bei Schweinau, Weiherhaus (bei Feucht) und Weiherhaus bei Pillenreuth].

Als Weiherhaus im ursprünglichen Sinn am bekanntesten ist wohl das um 1496/97 entstandene Aquarell von Albrecht Dürer, das fälschlich mit dem Haller-Weiherhaus in Verbindung gebracht wurde. Erst Fritz Zink gelang 1949 die Lokalisierung. Danach stand es wahrscheinlich auf einer Insel in einem Nebenarm der Pegnitz unterhalb von St. Johannis. Auf jeden Fall lässt sich dort ein entsprechendes Gebäude nachweisen, das zum Fischwasser zwischen der Weidenmühle und Schniegling gehörte und grundherrschaftlich dem Egidienkloster unterstand.

Das Fischwasser war seit 1486 an Linhart Angerer vererbt. 1502 findet sich im Inventar seiner Tochter Barbara Fischer das „Fisch- und Weiherhäuslein an der Pegnitz“, und 1534 erscheint als Erbschaft von Hans Angerers Tochter Magdalena die „Fischerei samt Weiherhäuslein“. 1577 wird ein kleiner Stadel „bei des Angerers Weiherhäuslein hinter St. Johans“ erwähnt. Um dieselbe Zeit ist es auch im Nürnberger Rundprospekt von 1577/81 als „Angeres [!] Weierhauß“ eingetragen. Auf seiner Karte des Pegnitzlaufs hat Paul Pfinzing 1595 das „Weyerheußlein“ ebenfalls dargestellt. Auf dem massiven Sockel sitzt ein Obergeschoss, das wie der kleine Anbau in Fachwerk aufgeführt wurde. Die letzte und zugleich genaueste Abbildung ist ein Stich von Peter Isselburg aus dem Jahre 1615, betitelt „Fischers häuslein vnderm Lazaret“. Auf einer kleinen Insel stehen ein zweigeschossiges Gebäude mit Laubengang und vorkragendem Fachwerkobergeschoss sowie ein Bretterschuppen direkt am Wasser.

Dieses unbefestigte „Weiherhäuslein“ fiel vermutlich den Schanzanlagen des 30-jährigen Krieges zum Opfer. Fritz Zink wollte aber noch 1949 an der Bodenformation und Vegetation den genauen Standort des Weihers westlich des Anwesens Brückenstraße 40 festgestellt haben. Eine Überprüfung dürfte heute wohl kaum mehr möglich sein.

Literatur


Freitag-Stadler, S. 1-10.

Frommann, Friedrich: Albrecht Dürers „Weier-Haus“ – das Haller-Weiherhaus. In: Nürnberger Schau 1941, S. 247-249.

Zink, Fritz: Dürers Weiherhäuschen in Nürnberg-St. Johannis. In: Zeitschrift für Kunstgeschichte 12 (1949), S. 41-45; gekürzter Wiederabdruck in: Bürgerverein St. Johannis-Schniegling-Wetzendorf 53 (2003), S. 22-26.

Ders.: Die Entdeckung des Pegnitztales. In: MVGN 50 (1960), S. 272 f mit Abb. 2-4.


Abbildung

Darstellung des „Angererschen Weiherhäusleins“ auf einem Blatt aus dem Pfinzing-Atlas von 1594 (StAN)

Lageplan

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