Gräfenberg

Über die frühe Geschichte Gräfenbergs sind wir nur mangelhaft unterrichtet. An der Fernverbindung von Nürnberg nach Sachsen und unterhalb der vermutlich frühmittelalterlichen St. Michaels-Kapelle gelegen, ist die kurz vor 1200 erstmals urkundlich erwähnte „villa“ (Dorf) Gräfenberg wesentlich älter. Gräfenberg lag damals im Grenzbereich zwischen den Einflusszonen des Reichslandes um Nürnberg und des Bamberger Hochstifts im Norden, ohne dass eine klare Zuordnung möglich wäre. Auch die 1172 in einer Weißenoher Urkunde genannten Ministerialen „Sigehard et Wirnto de Grevenberc“ sind nicht eindeutig zu identifizieren: Sie erscheinen im Umkreis bedeutender Reichsministerialenfamilien, vertraten aber möglicherweise das Kloster. Ebenso wenig lässt sich 1243 Ulrich von Grevenberg zuordnen; auffällig ist lediglich, dass er – wie schon Sieghard und Wirnto – in der Zeugenreihe an nachgeordneter Stelle aufgeführt wird. Man wird da­-raus schließen müssen, dass die unfreien Ministerialen zu diesem Zeitpunkt kaum Ortsherren in Gräfenberg gewesen sein können (wie in der Literatur unterstellt), sondern im Ort als Vertreter ihrer Herren saßen und in deren Auftrag die Burg angelegt haben.


Im Jahre 1333 noch im Besitz des Konrad Graf zu Gräfenberg, bestätigte Kaiser Ludwig bereits 1337 dessen Schwiegersohn Berthold I. Haller seine neu erworbenen Rechte an Markt und Gericht. Den ersten sicheren Nachweis für die Existenz einer befestigten Anlage in Gräfenberg findet sich in der Lehensauftragung Berthold I. Haller an den böhmischen König aus dem Jahre 1371, als er den „Markt und das Haus Grevemberg“, freies väterliches Eigen, an König Karl von Böhmen aufsagte. Dabei verpflichtete er sich ausdrücklich, dem böhmischen König die „veste“ im Kriegsfall zu öffnen. Eine zweite Urkunde aus dem gleichen Jahr sicherte Berthold das Recht, „den Markt und das Haus Gräfenberg nach Notdurft zu bauen“. In den Bestätigungen durch das Reich und den König von Böhmen wie in den Besitzteilungen und -verkäufen innerhalb des Hallerschen Familienverbandes werden in den folgenden Jahrzehnten  mehrfach „Stadt und Haus“, zuweilen „Markt und Schloss “, seit 1415 auch „Schloss, Veste, Markt und Gericht“ aufgezählt. Mit dem Begriff „Schloss und Veste“ war offensichtlich zunächst nur die Befestigung an der Kalkach gemeint, während das spätere Pflegschloss bei der Kirche als „Steinhaus“, später als „Steinhof“ oder „Großhaus“ erscheint.

Literatur


Haller, Bertold Frhr. von: Zusammenstellung der Gräfenberg betr. Urkunden 1300–1600. Unveröff. Mskr.

Kunstmann, Hellmut: Die Burganlagen in Gräfenberg, ihre Besitzer und ihre Schicksale. In: MANL 10 (1961), Heft 1/2, S. 16-25.

Looshorn Bd. 2,  S. 477 f.


Abbildung

Gräfenberg mit dem als Sitz des nürnbergischen Pflegers dienenden „Steinhaus“ neben der Kirche, etwa 1759. Kupferstich von C. M. Roth (StadtA Lauf).

Lageplan

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