Großengsee

  • Herrenhaus
  • Simmelsdorfer Straße 13
  • Gemeinde Simmelsdorf
  • Landkreis Nürnberger Land


Nur ein Hinweis aus dem Archiv der Freiherren von Tucher aus dem Jahr 1630 überliefert eine zu dieser Zeit bereits abgegangene „Burg“ zu Großengsee. Eine urkundliche Erwähnung dieser Anlage fand sich bislang nicht. Beim Verkauf des Dorfes Großengsee durch den Burggrafen von Nürnberg 1342 an die Wildensteiner scheint kein Sitz auf. Am 9. März 1450 brannten zwar Nürnberger Truppen nicht nur in Kirchensittenbach und Winterstein, sondern auch in „Gsee“ das Dorf nieder, von einer Burg ist in der Überlieferung jedoch nicht die Rede. Auch die Erkundung des Landgebietes, die im Auftrag des Nürnberger Rates vor Ausbruch des Landshuter Erbfolgekrieges 1504 geschah, führt dort nichts dergleichen auf. Gustav Voit und Volker Alberti mutmaßten einen Neubau durch den Besitzer der Burg Wildenfels, den Laufer Pfleger Christoph von Lentersheim, im frühen 16. Jahrhundert [vgl. Wildenfels]. Dass der Lentersheimersche Sitz in keiner Quelle genannt wird, begründete Voit mit seiner vermutlich baldigen Zerstörung im Zweiten Markgrafenkrieg 1553.

Nachdem Großengsee kurz im Besitz des Hans von Furtenbach gewesen war, erwarb die Nürnberger Familienstiftung des Dr. Lorenz Tucher das Dorf Großengsee, St. Helena und die drei Naifermühlen. Erst unter Georg V. Tucher (1579–1644) als Administrator der Tucherstiftung kam es ab September 1630 zum Bau eines neuen Herrenhauses zur Unterbringung des Tucherschen Verwalters und Voits. Möglicherweise war das Obergeschoss auch für gelegentliche Aufenthalte der Herrschaft vorgesehen. Erst in diesem Zusammenhang sprach der Bauherr vom Wiederaufbau des alten Burgstalls, der im September 1630 begann. Nach der Fertigstellung um 1631/32 führte man das Herrenhaus für einige Zeit seiner Bestimmung zu. Christoph Bonaventura I. Tucher, der als Patronatsherr für den neuen Pfarrer von St. Helena eine Unterkunft benötigte, ließ schließlich das Herrenhaus in Großengsee bis zum August 1672 zum Pfarrhaus umbauen. Als solches wird das zweigeschossige, von einem Halbwalmdach mit Dachreiter überspannte ehemalige Herrenhaus bis heute genutzt.

Quellen


Gelegenhait, Nr. 609, 835.

Müllner II, S. 458.

Reg. Boica Bd. VII, S. 332.

Literatur


Alberti, Volker: Die Herrschaft Simmelsdorf (= Schriftenreihe der ANL Bd. 41). Simmelsdorf 1995, vor allem S. 92.

KDM Forchheim, S. 120.


Abbildung

Darstellung des Herrensitzes auf einer Radierung von 1677 (StadtA Lauf)

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