Mögeldorf IV

  • Herrensitz, „Schmausenschloss“
  • Ziegenstraße 12-20
  • Stadt Nürnberg


Der sehr wohlhabende Rotbierbrauer Georg Schmaus, der ertragreiche Steinbrüche besaß und der dem Reuhelberg seinen neuen Namen Schmausenbuck verlieh, erwarb 1667 einen großen Garten an der heutigen Ziegenstraße, wo einst ein Herrenhaus gestanden haben soll [vgl. Mögeldorf III]. Ein noch vorhandenes Gebäude, angeblich ein ehemaliges Voithaus, ließ er 1680/81 durch einen zweigeschossigen Neubau ersetzen. Erst seine Tochter Anna Susanne ließ dann 1682 in einiger Entfernung ein neues Herrenhaus und einen prachtvollen Barockgarten errichten. 1692 wurde neben dem Herrenhaus noch eine Remise gebaut, wobei das Remisendach an das oberste Geschoss des Hauptgebäudes angefügt werden sollte, was das Waldamt Lorenzi jedoch untersagte.

Beim Neubau 1682 entstand ein zweigeschossiger Massivbau aus Sandsteinquadern, dessen Erscheinungsbild von Volutengiebeln, gegliedert mit einem muschelförmigen Giebelaufsatz, Gesimsbändern und aufgesetzten Vasen, und dem polygonalen Treppenturm geprägt wird.

Die Tochter des Rotbierbrauers heiratete 1693 den Fabrikanten Johann Daniel van Lierd. Nach einem Skandal um einen Entführungsversuch der Lierdschen Tochter veräußerte Frau van Lierd den Herrensitz 1725 an den Nürnberger Apotheker Johann Wilhelm Neubauer. Er oder sein Sohn Lorenz Wilhelm, der 1752 starb, könnte die nachträgliche Stuckierung von Zimmern im ersten Obergeschoss veranlasst haben. 1762 erwarb ein Neffe von Lorenz Wilhelm Neubauers Gemahlin, der brandenburgische Hof- und Kreisrechnungsrat Johann Georg Friedrich von Hagen [vgl. Oberbürg], der Gründer des Nürnberger Mopsenordens, das Anwesen. Der Hofrat besaß es angeblich noch um 1774, nach anderen Überlieferungen verkaufte er es 1768 an seinen Schwager (?), den Bankier Johann Georg von Scheidlin (1726–1792), der in der südöstlichen Gartenanlage ein noch erhaltenes Gartenhaus errichten ließ. Bereits um 1765 war ein neues Voithaus erbaut worden.

Nachdem Johann Georgs Sohn David, ebenfalls Bankier, 1811 gestorben war, behielt die Familie von Scheidlin die Liegenschaft noch bis 1830. Ihr folgte kurz eine Frau von Wahler [vgl. Oberbürg]. Schon 1831 wurde das Schmausenschloss von dem Kaufmann Albert Johann Cramer, dem Vater von Theodor Freiherr von Cramer-Klett, dem Gründer der MAN, gekauft. Nach weiteren Besitzerwechseln gelangte es 1894 an den Kommerzienrat Beck-Brass. 1926 erwarb die Stadt Nürnberg den Herrensitz. 1957 wurde der große Schlosspark geteilt; der größere, südliche Bereich mit dem historischen Gartenhaus wurde zum Volkspark, der kleinere verblieb beim Schloss. Heute findet sich hier eine Dependance der Musikschule Nürnberg.

Quellen


StAN Rst. Nbg., Waldamt Lorenzi I Nr. 488. Kataster Mögeldorf Nr. 4, Bd. 1.

Literatur


Beyer, Leo: Mögeldorf, der Schmausenbuck und der Nürnberger Reichswald. Nürnberg 1952, S. 40-43.

Ders.: Der Nürnberger Stadtteil Mögeldorf. Eine Häusergeschichte. Nürnberg 1964, S. 140-145.

Deliciae II, S. 83.

KDM Stadt Nürnberg, S. 385, mit Aufriss der Westfassade.

Kindler, Gerhard: Mögeldorf einst und jetzt. Mögeldorf 1978, Abb. 22-31.

Mulzer, Vorstädte, S. 21, 93.

Nagel, Friedrich August: Führung durch die Mögeldorfer Schlößchen und Bauernhäuser. In: Jahresbericht des Vereins für Geschichte der Stadt Nürnberg 63 (1940), S. 21 f.


Abbildung

Ansicht des Herrenhauses von Osten, Fotografie: G. v. Volckamer um 1894 (StadtMN)

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