Mögeldorf VIII

  • Herrensitz, „Linksches Schloss“
  • Schmausenbuckstraße 14
  • Stadt Nürnberg


Das kleine Herrenhaus entstand als Sommersitz in einem Garten, der schon um 1700 für seine Pomeranzenzucht berühmt war, und wurde damals auch in den „Nürnbergischen Hesperiden“ als „das obere Schlößlein und Garten in Mögeldorf“ abgebildet. Ein ganz ähnlicher Stich Johann Alexander Boeners von 1707 ist dagegen bezeichnet als „das Linckische Garten-Haus in Mögeldorf“. Das Gut unterstand der Grundherrschaft der Familie Löffelholz und wurde wohl als Erbzinslehen vergeben.

1710 bis 1729 wird Dr. Martin Linck (vermutlich aus der Nürnberger Juristenfamilie) als Inhaber bezeugt, dann bis 1739 seine Witwe Margaretha Barbara. Ab 1740 wird Paul Canutius Leincker, ein Nürnberger Apotheker, als Besitzer genannt.

1779 folgte auf Paul Canutius Leincker Hofrat Dr. Sebald Schütz (geb. 1746), der mit einer Leincker verheiratet war, als Inhaber. Ihm gehörte das Anwesen mit dem Herrenhaus, einem Gärtnerhaus, einem Zinshäuslein und dem Voithaus sowie diversen Wirtschaftsgebäuden noch um 1800.

Die Familie Schütz verkaufte den Herrensitz 1825, der damals immer noch ein Erbzinslehen der Löffelholz war, an den Mögeldorfer Bauunternehmer Johann Michael Gößel. Der Käufer zerschlug das Anwesen, veräußerte viele Grundstücke und behielt nur das Herrenhaus und den Schlossgarten für sich. Allerdings wurde der Garten später durch den Bau der Ostbahn erheblich verkleinert. Gößel hatte das Restanwesen jedoch 1851 an Christoph Ruff aus Rasch verkauft, der es im selben Jahr an den Schneider Stephan Sippel weitergab. 1856 wurden neue Ökonomiegebäude an das Herrenhaus angebaut, bevor 1862 der Verkauf an den Papierfabrikanten Christian Hahn folgte [vgl. Malmsbach].

Mit der kurz darauf folgenden Veräußerung an den Maurermeister Leonhard Huber und seine Ehefrau Christina kam es zu einer Nutzungsänderung: Die Familie wandelte 1864 das Herrenhaus zu einem Gasthaus um (in dieser Zeit dürfte auch das Halbwalmdach durch das heutige niedrige Satteldach ersetzt worden sein) und brach die Wirtschaftsgebäude ab, um ein Tanzsaalgebäude errichten zu können. Huber starb jedoch bald, und seine Witwe musste 1868 Konkurs anmelden, dem 1869 der Übergang an das Gastwirtsehepaar Johann Georg und Margaretha Wittmann folgte. Leo Beyer berichtet vom großen Aufschwung, den die Gaststätte erlebte, nachdem sie 1882 vom Früchtehändler Johann Heinrich Herrmann übernommen worden war.

1899/1900 wechselte das Anwesen wieder mehrmals seinen Besitzer und gelangte an die Fürther Großbrauerei Humbser. Während der Saalbau und die Kegelbahn im Zweiten Weltkrieg zerstört oder zumindest erheblich beschädigt wurden, blieb das Herrenhaus bis heute erhalten. Bei einer Fassadenrenovierung wurde um 1956 die Putzhaut abgenommen und das konstruktive Fachwerk der Obergeschosse auf Sicht gehalten. Friedrich August Nagel schätzte den Baubestand als Ergebnis mehrerer frühneuzeitlicher Bauphasen ein: Er wünschte sich schon in den 1950-er Jahren Untersuchungen, da ihm die Konstruktion und das Baualter des ehemaligen Herrenhauses „noch Rätsel“ aufgaben. Das Gebäude besteht als Gasthaus „Volksgarten“ bis heute.

Quellen


StAN Rst. Nbg., Waldamt Lorenzi I Nr. 462 I und II. Kataster Mögeldorf Nr. 4 Bd. 2, 8 Bd. 2, 12.

StadtAN E 10/21 Nr. 88.

Literatur


Beyer, Leo: Mögeldorf, der Schmausenbuck und der Nürnberger Reichswald. Nürnberg 1952, S. 45.

Ders.: Der Nürnberger Stadtteil Mögeldorf. Eine Häusergeschichte. Nürnberg 1964, S. 230-238.

KDM Stadt Nürnberg, S. 386.

Kindler, Gerhard: Mögeldorf einst und jetzt. Mögeldorf 1978, Abb. 36, 37.

Nagel, Friedrich August: Führung durch die Mögeldorfer Schlößchen und Bauernhäuser. In: Jahresbericht des Vereins für Geschichte der Stadt Nürnberg 63 (1940), S. 26.


Abbildung

Ansicht des Linckschen Sitzes von angeblich 1698, Repro einer anonymen Darstellung um 1940 von F. A. Nagel (StadtMN)

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