Mühlhof

  • Abgegangenes Herrenhaus (1632 zerstört)
  • Mühlhofer Hauptstraße
  • Stadt Nürnberg


Mühlhof zählte mit seiner Mühle an der Rednitz 1336 zum Reichslehnsbesitz, den die Witwe des Ministerialen Rüdiger von Reichelsdorf an Konrad Waldstromer veräußerte [vgl. Reichelsdorf]. Neben der Mühle entstanden noch im Mittelalter ein Hammer- und Schleifwerk sowie ein Drahtzug. Vor der Mitte des 16. Jahrhunderts kam der reiche, zu Spekulationsgeschäften neigende Kaufmann Bonaventura von Furtenbach an das Eigentum [vgl. Reichenschwand]. Als Erbzinslehen vergab er die Industrieanlage einige Zeit vor 1550 an die Nürnberger Montanunternehmer Sebald Ochsenfelder und Sebastian Hofmann, die gemeinsam eine Handelsgesellschaft in Prag unterhielten, Ochsenfelder außerdem den Hammer und den Herrensitz in Stein [vgl. Stein I].

Sebald Ochsenfelder, der den Hofmannschen Anteil offenbar übernommen hatte, starb 1549 und vererbte den Besitz der Witwe Magdalena und dem Sohn Joachim, die noch in diesem Jahr auch das Furtenbachsche Eigenrecht kauften. Wenig später mussten sie im Zweiten Markgrafenkrieg am 11. Mai 1552 die Zerstörung des Mühlhofs hinnehmen. Die Familie war aber offenbar so vermögend, dass sie um 1560 die Hammer- und Schleifwerke wieder aufbauen und in Betrieb nehmen konnte. 1563 war Joachim Ochsenfelder Alleineigentümer und hinterließ sein Vermögen um 1580 dem Sohn David Ernst.

Der Erbe, der seinerzeit in den Jesuitenorden eintrat, gab 1585 sein Bürgerrecht auf und verkaufte das Gut für 5.700 Gulden an die Reichsstadt Nürnberg. Im Zusammenhang mit dem Verkauf wird erstmals ein Herrenhaus genannt, das wohl mit dem Zainhammer, den drei Schleifmühlen, der Mahlmühle und einer Schenkstatt beim Wiederaufbau um 1560 entstanden war.

1588 veräußerte die Reichsstadt den Mühlhof als Erbzinslehen an den Messingkaufmann Caspar Seeger [vgl. Stein II]. Nach dessen Konkurs folgte 1616 der Kaufmann Hans Gärtner, der ausdrücklich auch das Herrenhaus, nach der bildlichen Überlieferung eine zweigeschossige Fachwerkkonstruktion auf massivem Sockel, übernahm. Gärtner erlebte schließlich beim Abzug der kaiserlichen Truppen unter Generalissimus Wallenstein im Sommer 1632 die abermalige Zerstörung des Mühlhofs. Die Siedlung scheint lange Zeit wüst gelegen zu sein. Nach 1670 wurde das Werk wiederaufgebaut, ein Herrenhaus scheint jedoch in der Überlieferung nicht mehr auf. Unter der Familie Stieber wurde hier 1837 eine Leonische Drahtfabrik eingerichtet, die über Jahrzehnte und bis ins späte 20. Jahrhundert hinein erfolgreich produzierte.

Quellen


StAN Rst. Nbg., Rechnungen des markgräflichen Krieges Nr. 95, 96. Rst. Nbg., Waldamt Lorenzi I Nr. 1315.

StadtAN E 10/21 Nr. 90.

Literatur


Sprung, Werner : Reichelsdorf und Mühlhof. In: MANL 25 (1976), Sonderheft Nr. 23.


Abbildung

Ansicht des Mühlhofs mit dem Herrenhaus, Ausschnitt aus einer kolorierten Karte mit naturalistischen Darstellungen in Schrägaufsicht von 1565 (StAN)

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