Mögeldorf V

  • Herrensitz, „Cnopfsches Schloss“ oder „Linksches Schloss“
  • Ziegenstraße 3-5
  • Stadt Nürnberg


Der Herrensitz scheint im frühen 16. Jahrhundert aus einer Hofstelle hervorgegangen zu sein, deren Geschichte noch nicht geklärt ist und die möglicherweise in einer Beziehung zur unmittelbar benachbarten mittelalterlichen Burg stand. Dieser Hof „gegenüber der Kirche“ wurde 1510 von der Familie Minderle an die Nürnberger Bürgerswitwe Margaretha Gaiswurgel verkauft. Zusammen mit ihrem Sohn Michael Gaiswurgel begann die Käuferin einen Neubau, den der Rat einstellte, als deutlich wurde, dass ein repräsentatives Herrenhaus errichtet werden sollte. Nach einigem Hin und Her wurde schließlich doch noch ein zweites Obergeschoss genehmigt, nachdem der Sohn auf die ebenfalls geplanten vier Ecktürmchen verzichtete. 1517 räumte Michael Gaiswurgel der Reichsstadt das Öffnungsrecht im Kriegsfall ein. Die Zahl 1519 am Ostgiebel weist offenbar auf das Jahr der Fertigstellung hin. 1531 erwarb der Nürnberger Peter Grätz das Herrenhaus. Um die Mitte des 16. Jahrhunderts gab er es an Wolf Haller weiter [vgl. Mögeldorf I], von dem es 1571 an seine Tochter Maria Kötzler kam. Das Anwesen soll den Zweiten Markgrafenkrieg ohne nennenswerte Schäden überstanden haben.

Maria Kötzler veräußerte den Sitz 1580 an Paulus Rottengatter. Der Nürnberger Kaufmann vererbte ihn um 1615 seinen Kindern, einem gleichnamigen Sohn und zwei Töchtern. Sie verkauften das Erbe noch 1615 an ihren Schwager Georg Groe. 1676 wurde ein Heinrich Barmeyer als Besitzer überliefert, 1682 dann Eitel Heinrich Barmeyer. Über dessen Erben gelangte der Sitz 1699 an Euphrosina Rosina von Schoener und im Jahr darauf an Benedict Monroe. Aus dem Nachlass wurde er 1720 an Tobias Magnus Fetzer verkauft. Von 1733 bis 1753 war der Sitz bei dem Trompetenmacher Wolf Wilhelm Haas, der in den 1730-er Jahren einen Baron von Pettendorf, einen Offizier, als Mieter aufnahm. Für dessen Bedürfnisse wurden in bisher nicht beheizten Räumen, auch im Erdgeschoss, weitere Öfen eingebaut. 1752 verkaufte Haas an Johann Sigmund Meyern, dann folgte von 1785 bis 1787 Georg Daniel Winter.

1788 erwarb schließlich der Apotheker Johann Jakob Christoph Cnopf den Besitz und ließ ihn renovieren, wobei jedoch der Gartensaal, das Lusthaus und mehrere Ökonomiegebäude abgebrochen wurden. 1808 übernahm Johann Konrad Cnopf das Gut und vererbte es 1823 wiederum an den Sohn Georg Karl. 1878 übernahm dessen Sohn, Landgerichtsrat Dr. jur. Adolf Cnopf, das Schlösschen. Er besaß eine große Noricasammlung, zu der auch das nach ihm benannte „Cnopfsche Skizzenbuch“ gehörte, das zahlreiche wertvolle Ansichten aus Nürnberg und seiner Umgebung aus der Zeit um 1612/14 enthält (heute im Hallerarchiv). Er starb 1896, seine Witwe erst 1932. Von den Erben kaufte 1936 der Fabrikant Carolus Linck den Ansitz.

Das Herrenhaus, ein dreigeschossiger Sandsteinquaderbau, wurde im 17. und frühen 18. Jahrhundert mehrfach umgebaut, wobei Inschriften im Westgiebel auf die Jahre 1669, 1699 und 1733 weisen. 1878 bis um 1880 wurde es in historisierender Weise grundlegend modernisiert. Dabei erhielt das Gebäude die charakteristischen hölzernen Ecktürmchen und Gauben. Die südliche Umfassung zeichnet sich durch ein profiliertes, mit toskanischen Halbsäulen und Dreiecksgiebel geschmücktes Rundbogenportal aus. In den Jahren 1936 und 1977/78 fand eine umfassende Renovierung des Gebäudes statt. Nördlich wird der Sitz durch eine an den Steilhang gesetzte Stütz- und Wehrmauer abgeschlossen, an der auf der Innenseite ein eingeschossiges Fachwerkhaus angebaut ist. Diese mächtige Konstruktion stützt die Reste eines Wehrgangs und scheint noch mittelalterliche Abschnitte und/oder Spolien aufzuweisen.

Quellen


StAN Rst. Nbg., Waldamt Lorenzi I Nr. 462 I, II, 488, 553. Kataster Mögeldorf Nr. 4, Bd. 1.

StadtAN E 10/81 Nr. 88, 89.

Literatur


Bedal, Konrad: Fachwerk vor 1600 in Franken. Eine Bestandsaufnahme (= Schriften und Kataloge des Fränkischen Freilandmuseums des Bezirks Mittelfranken Bd. 49). Bad Windsheim – Petersberg 2006, S. 431.

Beyer, Leo: Mögeldorf, der Schmausenbuck und der Nürnberger Reichswald. Nürnberg 1952, S. 38-40.

Ders.: Der Nürnberger Stadtteil Mögeldorf. Eine Häusergeschichte. Nürnberg 1964, S. 146-153.

KDM Stadt Nürnberg, S. 384.

Kindler, Gerhard: Mögeldorf einst und jetzt. Mögeldorf 1978, Abb. 16-21.

Lehner-Burgstall, S. 313-315.

Mulzer, Vorstädte, S. 16, 85 f.

Nagel, Friedrich August: Führung durch die Mögeldorfer Schlößchen und Bauernhäuser. In: Jahresbericht des Vereins für Geschichte der Stadt Nürnberg 63 (1940), S. 22 f.

Ruthrof, Renaissance, S. 73 f mit Abb. der Baupläne 1612, S.40, 49.


Abbildung

Ansicht des Herrenhauses aus nordöstlicher Richtung, Fotografie: G. v. Volckamer um 1894 (StadtMN)

Lageplan

Klicken Sie auf [+] um die Ansicht zu vergrößern, [-] zum Verkleinern. Mit Hilfe der Pfeil-Schaltflächen können Sie die Karte verschieben.