Bislohe

  • Herrensitz
  • Bisloher Hauptstraße 6  
  • Stadt Fürth


Auch in Bislohe befand sich einst ein so genanntes Weiherhaus. 1623 wurde es als Nürnberger „Burgersitz Pißloe mit einem ausgefütterten Wassergraben“ bezeichnet. Es soll aus einem Sitz burggräflicher Ministerialer hervorgegangen und im 15. Jahrhundert an die Nürnberger Familie Bühler gekommen sein. Bei der Ersterwähnung Bislohes 1396 werden jedenfalls nur einige Bauernhöfe als Bergsche Reichslehen erwähnt, die noch bis um 1440 der Patrizierfamilie Groland unterstanden.

1504 wird für Bislohe erstmals ein „sitzlein“ bezeugt. Sebald Bühler räumte 1517 der Reichsstadt das Öffnungsrecht im Kriegsfall ein und veräußerte den bereits mit Wehrmauer und Wassergraben gesicherten Sitz 1531 an die Nürnberger Kaufleute Barthel und Lorenz Schwab. 1536 fanden nicht näher beschriebene Bauarbeiten statt. 1550 richtete die Familie Schwab auf dem Herrensitz ein Werk zur Herstellung von Farben ein.

Im Zweiten Markgrafenkrieg ging auch der Sitz der Familie Schwab am 13. Mai 1552 durch Brand zugrunde. Eine Liste der Kriegszerstörungen beschrieb den Sitz ausdrücklich als Wohnturm mit Kammern „auffeinander“, dem ein Anbau angefügt war. Vermutlich im Vorhof befanden sich weitere Wohnräume in einem Bade- und im Torhaus. Wenigstens der Wohnturm soll schon bald nach dem Kriegsende von der Familie Schwab wieder hergestellt worden sein und wurde der 1586 begründeten Schwabschen Familienstiftung zugeführt, die stets vom ältesten männlichen Spross des Geschlechts verwaltet werden sollte. 1602 saß der um 1563 geborene Sohn des Bauherrn, Erasmus Schwab, auf Bislohe. Inzwischen hatte man ein zweites Wohnhaus errichten lassen. Der 1552 zerstörte Anbau am Wohnturm soll dagegen erst 1608 wieder aufgebaut worden sein. Erasmus Schwab beantragte damals auch den Bau eines offenen, fast 20 Meter langen Gangs, der vom „neuen Haus“ zum älteren Wohnturm führen sollte. 1611 richtete Erasmus Schwab ohne Genehmigung des Waldamtes Sebaldi eine Stube für seinen Bisloher Voit ein und provozierte damit einen hartnäckigen Streit mit der Reichsstadt. Als der Schlossherr sich sogar  zu beleidigenden Reden und Schreiben hinreißen ließ, wurde er im Nürnberger Rathaus verhaftet und zu einer vorübergehenden Turmhaft in den Luginsland gesperrt.

Um die Mitte des 17. Jahrhunderts verfügte Dr. Johann Christoph Schwab über den Sitz. Er erhielt 1653 gnadenhalber Bauholz für eine nicht näher überlieferte Baumaßnahme, vermutlich zur Beseitigung der im September 1632 erlittenen Kriegsschäden. Damals hatte die Armee Wallensteins bei ihrem Abzug nach der Schlacht an der Alten Veste nahezu alle Dörfer des Knoblauchslandes (ausgenommen Braunsbach) in Brand gesteckt. Sein Sohn Johann Erasmus Schwab ließ sich trotz der Erfahrungen seines Vorfahren wieder zu einem Schwarzbau verleiten. Mit Schmähworten und Drohungen vertrieb er 1688 Beamte des Waldamtes aus dem Schlosshof, als diese eine nicht genehmigte Stallung (rechts vom Tor), später das Flügelgebäude genannt, begutachten wollten.

Das Bisloher Schloss erlebte auch später noch dramatische Stunden. Im frühen 18. Jahrhundert begannen langwierige Auseinandersetzungen innerhalb der Familie Schwab. Zunächst geriet der damalige Familiensenior Carl Wilhelm von Schwab mit seiner Nichte Anna Margaretha Tiefenbrock in harte Erbschaftsstreitigkei­ten. Nach seinem Tod 1712 ging das Schloss entgegen den Fideikommissbestimmungen an seine einzige, damals verwitwete Tochter Lucia, die kurz darauf den aus Wetzlar stammenden Hauptmann Johann Simon Wilcke heiratete, aber schon 1715 im Kindbett starb. Wilcke wurde ihr Testamentserbe und blieb im Schloss wohnen, was zu einem erbitterten Rechtsstreit mit dem eigentlich zur Nachfolge berufenen Wilhelm Friedrich von Schwab, dem Neffen Carl Wilhelms, führte. Um für den mittlerweile beim Reichskammergericht anhängigen Prozess Rückendeckung zu bekommen, unterstellte Wilhelm Friedrich von Schwab 1718 sämtliche bisher freieigenen Besitzungen, darunter das Schloss Bislohe, der Lehenherrschaft der Reichsstadt Nürnberg. Damals bestand es aus dem zweigeschossigen Sitz oder Herrenhaus (im Norden) und einer Behausung samt dem Turm gegenüber (auf der Südseite).

1735 wurde aktenkundig, dass der Hauptmann Wilcke selbstherrlich einen Giebel des Herrenhauses hatte umbauen lassen, auch wollte er noch den Anbau an das alte Weiherhaus aufstocken, als das Waldamt einschritt und den nicht genehmigten Bau bei Strafandrohung verbot. Als Wilcke nach jahrelangem Streit den zwei Töchtern des 1738 verstorbenen Wilhelm Friedrich von Schwab 1749 wieder den Besitz einräumen musste, waren nicht nur Mobilien aus dem Schloss geräumt worden: Der Usurpator hatte mittlerweile Dielen und massive Fußböden entfernt, einige Stuhlsäulen und Büge heraussägen lassen, bis das Dachwerk eingebrochen war. Das 1688 illegal gebaute Flügelgebäude, das Stallung und Küche enthielt, war nach den mutwilligen Beschädigungen angeblich abbruchreif. 1750 verpflichteten sich die beiden inzwischen verwitweten Schwestern, Catharina Benigna von Faber und Clara Susanna Alberti, in den stattdessen zu errichtenden zweigädigen Anbau (zwischen Nordflügel und Torhaus) keine Mieter aufzunehmen.

Trotz zunehmender finanzieller Schwierigkeiten muss der zweigeschossige Nordflügel samt dem erwähnten Anbau vor 1777 nochmals aufgestockt und mit einem neuen Walmdach versehen worden sein; der Innenausbau wurde aber nicht mehr fertiggestellt. Die beiden Schwabtöchter machten nämlich Konkurs und mussten 1777 Schloss Bislohe räumen, das 1785 an die Familie Haller von Hallerstein versteigert wurde. Johann Georg Haller beantragte 1786 die Erneuerung des baufälligen Voithauses und ließ in den Folgejahren die Schlossanlage renovieren und neu möblieren. Auch die bereits 1616 erwähnte Kapelle wurde in dieser Zeit in Stand gesetzt.

1796 begann eine Zeit wiederholter Einquartierungen von Militär im Schloss, die bis 1815 andauerten und die ansonsten meist leerstehenden Gebäude herunterkommen ließen. 1859 wurde das Schlossgut von den Freiherren Haller von Hallerstein an Private verkauft, die im neuen Herrenhaus eine Gastwirtschaft einrichteten. Ein Teil der Gebäude, darunter um 1870/90 auch der alte Wohnturm, wurde abgebrochen, der Wassergraben trocken gelegt und aufgefüllt. Schließlich zerstörte ein Brandunglück 1909 den damals noch stehenden Nordflügel. Nur ein Rest des alten Herrenhauses an der Südostecke der Schlossanlage blieb erhalten.

Das Bisloher Schloss hatte sich bis zum 18. Jahrhundert zu einer eindrucksvollen, mit Mauern und gefüttertem Wassergraben gesicherten Rechteckanlage entwickelt. Die Ringmauer war an den Ecken mit über Eck gestellten Streichwehren verstärkt. Der Zugang führte über eine Brücke in der Mitte der Ostseite. Der Einfahrt folgte nördlich das L-förmige, dreigeschossige neue Herrenhaus, südlich das alte Herrenhaus, dessen westlicher Teil im Obergeschoss Sichtfachwerk wohl noch aus der 2. Hälfte des 16. Jahrhunderts zeigte. Am südwestlichen Eck war der alte, fünfgeschossige Turm angebaut. Im Westen wurden die beiden Herrenhäuser mit dem  gewölbten Gang des frühen 17. Jahrhunderts, auch Arkadengang genannt, verbunden. Außerhalb dieser Vierflügelanlage befand sich der Wirtschaftshof mit Voithaus, Stadel und einer Kapelle. Erhalten blieb nur ein zweigeschossiges, mit einem kurzen Anbau versehenes Rudiment an der Südostecke, in dem im 20. Jahrhundert mehrere Wohnungen eingerichtet wurden. Das mit einem Walmdach versehene Gebäude stand nach der Räumung in den 1970-er Jahren lange leer und wurde erst 1997/98 renoviert. Dabei wurde im nördlichen Obergeschoss ein ehemaliger Saal lokalisiert, wo noch traurige Reste von Stuckprofilen an die einst reiche Dekoration erinnerten.

Quellen


StAN Rst. Nbg., D-Laden Akten Nr. 842, 848. Rst. Nbg., Handschriften Nr. 198. Rst. Nbg., Waldamt Sebaldi I Nr. 341.

HallerA Carl-Haller-Stiftung, Bestand Bislohe.

Gelegenhait, Nr. 1917.

Müllner I, S. 321.

Literatur


Denkmäler in Bayern. Bd. V/61: Stadt Fürth. Bearb.: Heinrich Habel. München 1994, S. 432.

KDM Fürth, S. 73.

Mahr, Helmut: Bislohe. Die Geschichte eines Herrensitzes im Knoblauchsland. In: Fürther Heimatblätter 13 (1963), S. 69-100.

Schmid, Dagmar: Ehemaliger Herrensitz Bislohe. Unveröff. Manuskript 1998.


Abbildung

Ansicht des Schlosses nach der Brandkatastrophe, Fotografie: F. A. Nagel 1909 (StadtMN)

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