Büg

  • Schloss
  • Schlossplatz 1
  • Markt Eckental 
  • Landkreis Erlangen-Höchstadt


Ein erster sicherer Nachweis des Herrensitzes gelingt für 1398, als die Burggrafen von Nürnberg die Gotzmann mit ihm belehnten. In älteren Quellen, beispielsweise im Handlungsbuch der Holzschuher, wo 1304 die Brüder Dietrich, Heinrich und Ulrich Gotzmann aufscheinen, wird noch kein Sitz des Geschlechts genannt.

Die Gotzmann blieben für Generationen auf ihrem Ansitz zu Büg und Lehnsleute der Hohenzollern: 1421 wurde beispielsweise Albrecht Gotzmann mit dem Mannlehen belehnt. 1449  wurde das „schloß Pueg“ im Ersten Markgrafenkrieg durch Nürnberger Truppen „mit Sturmb erobert und ausgebrennet“. 1467 war die Burg mit ihren Befestigungen bereits wiederhergestellt. 1511 veräußerte Conrad Gotzmann die Feste seinem Bruder Albrecht, der 1527 als Schultheiß zu Forchheim amtierte. Vor 1586 sollen umfangreichere bauliche Veränderungen und Erweiterungen ausgeführt worden sein. Mit dem Bauherrn, dem 1522 geborenen Hans Friedrich Gotzmann von Thurn zu Neuhaus, Büg, Brand und Stopfenheim, starb das Geschlecht schließlich 1611 aus.

Noch kurz vor seinem Tod konnte der letzte Gotzmann mit Hilfe eines Vergleichs mit den Markgrafen den drohenden Heimfall des Rittergutes Büg  an den Lehnsherrn verhindern und den Übergang an seine Enkel, die Söhne des kursächsischen Amtshauptmanns Heinrich von Bünau, sichern. Von nun an blieb das sächsische, schon seit 1166 überlieferte Geschlecht im Besitz des Ritterguts, zu dem auch noch weitere Güter gehörten [vgl. Forth, Brand, Mausgesees].

Es folgten drei Generationen der Bünau zu Büg, wobei jeweils der Inhaber des Rittergutes früh verstarb und die Söhne erst nach einer längeren Vormundschaftsverwaltung das Erbe antraten. Auch nach dem frühen Tod des Rudolf III. von Bünau 1727 verwaltete lange der Onkel Johann Gottfried Ehrenreich Stettner von Grabenhof für die vier minderjährigen Söhne Bünaus den Besitz. Nach der Übergabe des Erbes um 1749 an die Brüder Heinrich, Rudolf und Günther von Bünau wurde das alte Schloss, das, wie der Boenersche Stich beweist, bis dahin noch wehrhaften Charakter besessen hatte, abgebrochen. An seiner Stelle entstand ein Neubau, in dem den Brüdern Rudolf und Günther Wohnungen eingerichtet wurden. Für den dritten Bruder, Heinrich von Bünau, wurde das Forther Amtshaus zu einem Herrenhaus umgebaut [vgl. Forth].

Die durch die Erbteilung erheblich geschmälerte wirtschaftliche Basis des Rittergutes führte nach der Mitte des 18. Jahrhunderts dazu, dass sowohl im zum Rittergut gehörenden kleinen Weiler Forth als auch vor dem Schloss Büg selbst großzügig Siedlungsland an christliche und jüdische Interessenten vergeben wurde. Durch das rasante Anwachsen beider Siedlungen steigerten die Herren von Bünau ihre Einnahmen aus grundherrschaftlichen Abgaben und Judenschutzgeld. Aufgrund des zuweilen recht zügellosen Lebensstils einiger Familienmitglieder waren die wirtschaftlichen und familiären Verhältnisse des Geschlechts trotzdem bald zerrüttet. Überschuldet fiel das Rittergut um 1791 an den Schwiegersohn des Günther von Bünau, Karl Freiherrn von Egloffstein. Zwar konnten dessen Erben während der französischen Besetzung des brandenburgischen Territoriums 1807 die Mannlehnbarkeit ablösen und das freie Eigen erwerben, die hohe Hypothekenbelastung führte jedoch 1810 zur Zahlungsunfähigkeit.

Erst nach mehreren vergeblichen Auktionsterminen erwarb 1814 der Nürnberger Stadtkommissar Johann Georg Ritter von Kracker das Rittergut Büg, Forth und Brand mit einem Gebot von 50.100 Gulden. Von Kracker trennte viele attraktive landwirtschaftliche Flächen vom Gut ab und veräußerte sie gewinnbringend, bis er 1818 den Restbesitz an Friedrich und Felicitas von Gohren verkaufte. Der Verkäufer soll jedoch auch viel Geld für die Renovierung des Schlosses aufgebracht haben, sodass es sich in den 1820-er Jahren in einem guten baulichen Zustand befand.

Um an die Gerichtsrechte des mittlerweile recht be­völkerungsreichen Rittergutes zu gelangen, erwarb es 1841 der bayerische Staat. Nachdem das Schlossgebäude lange vergeblich zum Verkauf angeboten worden war, wurde es schließlich 1844 an einen Landwirt verpachtet. 1848 entschlossen sich die Finanzbehörden zu einer neuerlichen öffentlichen Versteigerung, bei der es an eine Bietergemeinschaft aus Forth veräußert werden konnte. Die letzten landwirtschaftlichen Flächen wurden abgetrennt, und das Schlossgebäude wurde mit dem dazugehörigen Garten 1849 an den Nürnberger Schneider Ernst Müller veräußert. Die Ökonomie-, Gerichts- und Verwaltungsgebäude gerieten in andere Hände. Nach dem Tod Müllers erbte der Sohn das Schloss, in dem 1873/74 ein Brand ausbrach und schwere Schäden am Dachwerk hinterließ. Wie die dendrochronologische Analyse der Bauhölzer bestätigt, wurde das Dachwerk 1874 erneuert.

Nach einem weiteren Zwangsversteigerungsverfahren 1880 gelangte das Schloss an den Büger Landwirt Georg Geist und 1905 an den Nürnberger Justizbeamten Karl Mayer, dessen Erben an die Adolf und Julie Schwarz-Stiftung in Nürnberg verkauften. 1912 baute die Stiftung das Gebäude zu einem Israelitischen Kindererholungsheim um. 1938 wurde das auf mindestens 50.000 RM geschätzte Erholungsheim in einer sprichwörtlichen Nacht- und Nebelaktion zwangsgeräumt, „arisiert“ und für den Spottpreis von 9.400 RM dem NS-Lehrerbund Bayreuth zugeschanzt. 1941 richtete das NS-Regime im Schloss ein Auffanglager für Russland-Deutsche ein, später folgten andere Flüchtlinge. 1945 wurde das ­Schloss kurzzeitig von amerikanischen Truppen be­­setzt, dann wieder als Flüchtlingsheim genutzt. Nach einer Zeit der Treuhandverwaltung wurde es 1955 der Jewish Restitution Successor Organisation übergeben, die es später wieder privatisierte. In den frühen 1950-er Jahren wurde das Schloss auch als Schulhaus genutzt.

Quellen


StABa A 137 Lade 268 Nr. 190. A 165/I Lade 519 Nr. 236. C 3 Nr. 603, 1725. G 11/II Nr. 674, 775, 775b, 776, 776a.

StAN Rst. Nbg., Salbücher Nr. 147. Ft. An. Lehenakten Nr. 559, 595, 596. Reg. v. Mfr., K. d. Fin. Abg. 1937 Nr. 3165 I-III. Rentamt Erlangen Nr. 108. Stadtgericht Nbg. Grundakten 25369. Kataster Forth.

Gelegenhait, Nr. 578.

Literatur


Giersch, Robert: Bau- und Nutzungsgeschichte des Schlosses Büg. Unveröff. Manuskript.

HAB Forchheim, S. 51-53.

KDM Erlangen, S. 105.

Vahl, Rittersiegel I, S. 369-372.


Abbildung

Ansicht des neuen Schlosses von Nordwesten, Fotografie: F. A. Nagel 1938 (StadtMN)

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