Engelthal

  • Reichsstädtisches Pflegschloss, ehemaliges Klostergebäude
  • Am Schloss 2/3, Hauptstraße 32
  • Gemeinde Engelthal
  • Landkreis Nürnberger Land


Eher unscheinbar präsentiert sich heute eines der geschichtsträchtigsten Gebäude Ostfrankens. Die Ruine des im Zweiten Markgrafenkrieg am 31. Mai 1553 niedergebrannten Klosters wurde von der Reichsstadt seit 1557 zu einem Pflegschloss in Stand gesetzt. Von seiner Gründung 1243 bis zu seiner Zerstörung hatte sich hier ein Dominikanerinnenkloster entwickelt, das seinen Nachwuchs  traditionell aus dem fränkischen und oberpfälzischen Adel und dem Nürnberger Patriziat rekrutierte. Das geistliche Leben in Franken fand in Engelthal im frühen 14. Jahrhundert einen Höhepunkt, als hier die Mystikerinnen Christine Ebner und Adelheid Langmann wirkten und den Ruf des Klosters in Europa verbreiteten. Mit dem Ausgang des Landshuter Erbfolgekriegs zeichnete sich 1504 das Ende des Klosters ab. Engelthal geriet unter die Landeshoheit Nürnbergs und erlebte die Reformation. Doch erst 1565 wurde der Konvent, in dem zuletzt nur noch zwei Schwestern  lebten, aufgehoben, und für die administrativen und niedergerichtlichen Aufgaben löste ein reichsstädtisches Pflegamt das Klosterpflegamt ab. Die Hochgerichtsbarkeit blieb dagegen weiterhin beim Pflegamt Hersbruck.

Von 1565 bis zur Mediatisierung des reichsstädtischen Territoriums blieb das Pflegschloss Amtssitz und Dienstwohnung des jeweiligen Pflegers. Nach den Baumaßnahmen in den Jahren um 1560 zur Wiederherstellung der Ruinen als Pflegschloss stand 1609 ein größerer Umbau an, als der Engelthaler Pfleger Jobst Kreß die Erschließung der Räume verbessern wollte. Der reichsstädtische Werkmeister Matthes Pfeffer und der Stadtzimmermeister Peter Carl kamen nach Engelthal, um zwei Varianten, den Anbau eines Treppenturms und den Einbau einer zweiläufigen inneren Treppe, zu entwerfen. Das Landpflegamt ordnete schließlich den preiswerteren Einbau einer inneren Treppenkonstruktion an, was vor allem für Veränderungen im Erdgeschoss sorgte. Dass der Treppenturm einige Jahrzehnte später doch noch gebaut worden ist, beweist eine Nachricht von 1654, als das Pflegschloss und der neugebaute Treppenturm mit Ölfarben gestrichen werden sollten. Nach einer wohl umfangreicheren Reparatur 1705 wurde 1737 eine Modernisierung, bei der wohl auch die Stuckierungen in den repräsentativen Räumen erfolgten, eingeleitet.

Das Hauptgebäude des Pflegschlosses ist ein zweigeschossiges Gebäude, das sich heute westlich eines kleinen Platzes erstreckt und eine Durchfahrt in den ehemaligen inneren Klosterhof und späteren Ökonomiehof des Pflegamtes birgt. Es beherbergte die Pflegerwohnung und wurde 1790/92 als „Herrenhaus“ oder „Pflegerhaus“ bezeichnet. Nördlich fügt sich rechtwinklig das ehemalige Kapitelhaus an, das um 1560 zu einem Amtskasten zur Einlagerung von Getreideabgaben umgebaut wurde. Im östlichen Erdgeschoss des Speicherbaus hatte man jedoch auch den Saal des Pflegamtes eingerichtet.

Mit der Eingliederung Nürnbergs in das Königreich Bayern wurde das Pflegamt Engelthal aufgelöst. Nach einer Bestandsaufnahme der zahlreichen Liegenschaften, die das königlich-bayerische Rentamt Altdorf 1808 durchführte, wurde der vormals reichsstädtische Besitz zerschlagen und an  mehrere private Interessenten verkauft. In der ehemaligen Kloster- und späteren Schlossanlage entstanden landwirtschaftliche Anwesen. Der Kern der mittelalterlichen Bebauung ist, wenn auch vielfach verändert, bis heute erhalten. Das Dachwerk des späteren Kastengebäudes aus dem 16. Jahrhundert wurde vom privaten Eigentümer 2005/06 in vorbildlicher Weise in Stand gesetzt.

Quellen


StAN Rst.Nbg., D-Laden Akten Nr. 176, 521, 1072, 1473. Rst. Nbg., Landpflegamt, Pflegamt Engelthal, S I, L 347, Nr. 14; S I, L 350, Nr. 25; Rep. 31b, fol. 75 r, fol. 239 r. Reg. v. Mfr., K. d. Fin., Abg. 1937, Nr. 2667.

Literatur


Giersch, Robert: Chronik von Offenhausen. Teil I (erscheint voraussichtlich 2007).

Voit, Gustav: Geschichte des Klosters Engelthal. Diss. phil. (masch.) Erlangen 1958.

Ders: Engelthal. Geschichte eines Dominikanerinnenklosters im Nürnberger Raum (= Schriftenreihe der ANL Bd. 26). Nürnberg 1978.


Abbildung

Darstellung des Pflegschlosses mit Treppenturm unmittelbar neben der ehemaligen Klosterkirche von J. A. Boener um 1705 (StadtMN)

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