Erlenstegen I

  • Herrensitz, „Groland- oder Scheurl-Schloss“
  • Erlenstegenstr. 111
  • Stadt Nürnberg  


Das Grolandsche Schloss gehört nachweislich zu den älteren, schon 1504 vorhandenen Sitzen. Als erster belegbarer Besitzer scheint Ulrich I. Groland, gestorben 1373, auf. Ihm folgte der 1407 verstorbene Ulrich II. Groland, der auch auf der Oberbürg saß [vgl. Oberbürg]. Nach dem Tod Jakob Grolands d.Ä. 1515 übernahm Jakob d.J. den Sitz und räumte 1517 der Reichsstadt das Öffnungsrecht ein. Der Rat konnte den Sitz nun im Kriegsfall mit einer militärischen Besatzung belegen. Die Familie Groland soll jedoch schon im Ersten Markgrafenkrieg 1449 eine Zerstörung ihres Anwesens erlebt haben, als die Truppen des Markgrafen Albrecht Achilles den Ort Erlenstegen einäscherten. Ob sich die Öffnungsverschreibung des Hans Groland (er war der Bruder Jakobs) 1517 auf demselben Sitz bezieht, ist nicht bekannt.

1553 musste man im Zweiten Markgrafenkrieg vielleicht nur eine Plünderung und Beschädigung des Herrensitzes hinnehmen, da von fünf genannten Sitzen nur einer niedergebrannt worden sein soll [vgl. Erlenstegen II]. Noch 1553 begannen die Groland mit der Instandsetzung der Schlossanlage, sie scheint um 1565 zu Ende gebracht worden zu sein. Um 1600 kam es dann durch Jakob Groland unmittelbar beim Herrenhaus, das als idealtypisches Weiherhaus, „so im weyher zu Erlenstegen lieget“, zu einem nicht genehmigten Bau eines neuen eingeschossigen Nebenhauses.

Bis 1632 besaß dann Wolff Jakob Groland das Schloss. Nach dem 30-jährigen Krieg, der vermutlich keine großen Schäden beschert hatte, verfügten mit dem 1685 verstorbenen Paul Carl und Gabriel Paul Groland noch zwei Generationen des alten Nürnberger Geschlechts über den Sitz. Mit dem Tod des Letzteren erlosch 1720 die Familie, die sich von und zu Erlenstegen und Ödenberg nannte, und vererbte den Besitz an den reichsstädtischen Losungsrat Philipp Jakob Scheurl von Defersdorf (1648–1725). In der Folgezeit bürgerte sich daher der Name „Scheurl-Schloss“ ein.

1729 wurde durch den Sohn ein Umbau des wohnturmartigen Herrenhauses eingeleitet, der das Erscheinungsbild wesentlich veränderte. Johann Carl Scheurl (1696–1751) wollte im obersten Geschoss einen neuen repräsentativen Saal einrichten. Dies wurde ebenso genehmigt wie ein Jahr später, 1730, der Anbau von Erkern an der südlichen und nördlichen Fassade. Die alte Dachkonstruktion mit ihren Scharwachttürmchen wurde durch ein barockes Mansarddach ersetzt. Dieser Umbau prägt das Schloss bis heute. Auch wurde damals der Wassergraben verfüllt und an seiner Stelle ein Garten angelegt.

1751 erbte der Sohn Friedrich Carl Scheurl von Defersdorf das Schlossgut [vgl. Erlenstegen VII und VIII]. 1794 war auch er verstorben, und zwar ohne männliche Nachkommen. Der Scheurl-Sitz fiel daraufhin an die Söhne seines Schwagers Karl Wilhelm (1720–1793), nämlich Friedrich Carl Christoph (Pfleger des Amtes Reicheneck), Christoph Gottlieb und Gottlieb Christoph Wilhelm Scheurl. Der Herrensitz befand sich noch im frühen 19. Jahrhundert in ihren Händen. Er bestand damals aus dem massiv gebauten Herrenhaus, der Pächterwohnung mit den Stallungen, einem inzwischen baufälligen Tagelöhnerhaus, dem Stadel und weiteren Ökonomiegebäuden. Der Besitzkomplex geriet später an die Kaufmannsfamilie Bäumler. 1938 hinterließ die Witwe Maria Bäumler das Eigentum der Drogisten-Familie Kütt.

Quellen


StAN Rst. Nbg., Rechnungen des markgräflichen Krieges Nr. 95, 96. Rst. Nbg., Waldamt Sebaldi I Nr. 220, 292.  Kataster Erlenstegen Nr. 1, 4, 18.

StadtAN E 10/21 Nr. 60.

Gelegenhait, Nr. 742, 1949.

Literatur


HAB Nürnberg-Fürth, S. 111, 237.

KDM Stadt Nürnberg, S. 280.

Lehner-Burgstall, S. 125-129.

Müllner I, S. 329; II, S. 433.

Mulzer, Vorstädte, S. 88 f.

Rusam, Hermann: Erlenstegen. Ein altes nürnbergisches Dorf im Sog großstädtischer Entwicklung. In: MANL 35 (1986), Heft 1, S. 145-169 mit einer Zeichnung von 1861.

Ruthrof, Renaissance, S. 24 f, 28 f, 91.

Stadtlexikon Nürnberg, S. 251 mit Radierung von J. A. Boener von etwa 1700.


Abbildung

Ansicht des Groland- und späteren Scheurl-Schlosses von der Sulzbacher Straße aus, Fotografie: G. v. Volckamer um 1894 (StadtMN)

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