Eschenau I

  • Abgegangene Burg (ehemalige Turmhügelburg)
  • Von-Muffel-Platz 1, 2
  • Markt Eckental
  • Landkreis Erlangen-Höchstadt


Luftaufnahmen lassen deutlich erkennen, wie sich das Schloss in Eschenau im Zentrum eines kreisförmigen, rund 5 Meter hohen Hügels erhebt, dessen Durchmesser am Fuße etwa 50 Meter beträgt. Um den Hügel läuft ein ehemaliger Wassergraben mit einer Breite von acht bis zehn Metern.

Mitten im Reichsland um Nürnberg gelegen, stand die Anlage nahezu sicher im Zusammenhang mit seiner Erschließung in den Jahrzehnten um 1050. Zu den führenden Vertretern der Reichsmacht zählten in dieser Region die Reichsministerialen von Eschenau, sodass eine Erbauung durch sie – wohl im Auftrag des Reiches – anzunehmen ist.

Als Stammvater der 1132 erstmals urkundlich auftretenden Reichsministerialen von Eschenau-Schellenberg gilt Otnand, der „zweifellos bedeutendste Königsministeriale des 11. Jahrhunderts“ und die treibende Kraft der „vom Kaiser betriebenen Reichslandpolitik um feste Burgmittelpunkte“ (Bosl) in den Königsgutbezirken um Forchheim, Fürth und Nürnberg.

Als das Geschlecht nach 1370 erlosch, hatte es die Burg in Eschenau auf ungeklärte Weise an die Weigel verloren.

1331/34 erwirkte Offnai (Euphemia) Weigel von Kaiser Ludwig Marktfreiheit für Eschenau, 1350 teilte sie Eschenau zwischen ihrem Sohn Jakob Weigel und ihrem Schwiegersohn Albrecht von Wolfstein. Zu diesem Zeitpunkt saßen neben den Weigel und den Wolfsteinern weitere Teilhaber auf der Burg, da erst 1374 Jakob Weigel und Stephan von Wolfstein um insgesamt 4.000 Pfund Heller die Anteile Ernbolts von Ehenheim und Fritz Gundlachs und der „Zollnerin“ an der Veste zu Eschenau erwerben konnten. Die erstaunlich hohe Summe lässt auf eine bedeutende Burganlage schließen.

1376 teilten Jakob Weigel und Stephan von Wolfstein die Burg unter sich auf: Jakob Weigel erhielt „den teil der Vesten zu der linken hand, do man hineingeet“, Stephan den rechten Teil. Turm, Tor, Brücke und Brunnen blieben im gemeinsamen Besitz. Noch im gleichen Jahr trugen Jakob Weigel und Stefan von Wolfstein jeweils „den halben antheil an feste und markt zu Eschenau“ König Karl IV. zu Lehen auf.

Der 1376 erwähnte Turm geht möglicherweise noch auf die alte Turmhügelburg zurück. Für das Jahr 1387 lesen wir erneut von „dem turn und das perfrit“, wobei aus der Reihenfolge die Bedeutung des Turms hervorgeht. Daneben zählte man 1387 das „tor ... das geheg und den (mauer?) krantz und die greben“ als weitere Bestandteile der Burg. Verträge aus den Jahren 1394 und 1398 erwähnen neben Burggraben und Weiher ein Haus, das näher als vertraglich vereinbart an den Turm gebaut worden war: Allem Anschein nach war der alte Turm nach wie vor zentraler Baukörper und Bezugspunkt der Burganlage.

Zu diesem Zeitpunkt hatten sich die Besitzverhältnisse vollständig verändert: Nach dem Tod Jakob Weigels 1379 gelangte seine Hälfte über die Heiratsverbindungen seiner Töchter Anna und Kunigunde an Georg Haller von Gräfenberg und Martin Haller von Hersbruck, wobei letzterer die Verwaltung der Güter übernahm. 1382 kaufte Niklas I. Muffel die Hälfte Stephans von Wolfstein – die „bedeutsamste Erwerbung“ der Muffel überhaupt. Dem Salbuch des Niklas I. Muffel von 1387 verdanken wir die erwähnte erste Beschreibung der Burg.

Im Jahre 1400 wurde Barbara, die Witwe des Niklas I. Muffel, mit dem halben Teil von Eschenau von König Wenzel belehnt. Der König pflegte bei seinen Aufenthalten in Nürnberg im Haus der Muffel am Egidienberg abzusteigen und bedankte sich mit der Belehnung für ihre Dienste, „so seiner Maiestät in ihrem haus unverdrießlich getan und erzeiget“. Barbara erwarb noch im gleichen Jahr Ermreuth bei Gräfenberg und besaß weitere Güter zu Eckenhaid, die sie 1408 ihrem Sohn Niklas II. übertrug [vgl. Ermreuth und Eckenhaid].

Im Jahre 1437 verkaufte Martin Haller zu einem nicht genannten Preis seinen Anteil an Schloss, Turm, Graben, „Kranz und Hag“ mit weiteren Gütern an seinen Bruder Ritter Erhard Haller. 1440 kam es zwischen den Muffel und den Haller zum Streit um das „Gehege, das um die Veste geht“, den Graben um die Veste, die Weihernutzung und den „gang an der Muffel Behausung in der Vesten“. Erkennbar wurden auch Reparaturen an dem gemeinsam genutzten Turm, an Tor und Brücke.

Im Ersten Markgrafenkrieg gingen schon am 5. Juli 1449 „Eschenaw, marckt und sloß“ in Flammen auf, obwohl die Befestigungen zuvor von der Reichsstadt mit Geschützen und Munition verstärkt worden waren. Die weitgehend zerstörte Burganlage blieb sechzig Jahre als Ruine liegen. Als Ersatz diente offenbar ein gemeinsames „großes Haus“ auf dem „Viehhof“, das seit 1475 wiederholt erwähnt wurde.

Als Martin Haller 1502 seinen Anteil an Schloss und Markt Eschenau an Jakob und Stefan Muffel veräußerte, zählten dazu der „Vorderteil am Schloss mit Keller und Zwinger“, weiter eine Reihe von Wirtschaftsbauten, darunter Viehhaus und Taubenhaus. Dass das Schloss tatsächlich noch weithin in Ruinen lag, geht aus dem Verkauf Marthas, der Witwe des Hieronymus Haller im Jahre 1503 hervor, als sie ihren Anteil an der Veste mit der „wale“, also der Ruinenstätte, mit dem Garten bei der Brücke beschreibt. Auch in ihrem Anteil waren die Wirtschaftsbauten wieder hergestellt, allen voran eine „große Behausung“ beim Viehhaus, das den Haller möglicherweise als Quartier bei ihren Aufenthalten in Eschenau diente.

Quellen


StAN Rst. Nbg., Muffel-Archiv Urk. Nr. 20.

HallerA Urk. und Akten Böhmisches Lehen Eschenau.

Müllner I, S. 333.

Literatur


Bosl, Reichsministerialität, Bd. 1, S. 52 f, Bd. 2, S. 611.

Gumpert, Karl: Frühmittelalterliche Turmhügel in Franken. In: Jahresbericht des Historischen Vereins für Mittelfranken 70 (1950), S. 91 f.

Gräf, Friedrich: Geschichte des Marktes Eschenau. Ansbach 1910, S. 74.

Hirschmann, Gerhard: Die Familie Muffel im Mittelalter. In: MVGN 41 (1950), S. 257-292.

KDM Erlangen, S. 109 f.

Voit, Pegnitz, S. 61-67.


Abbildung

Eschenau vor der Zerstörung im Zweiten Markgrafenkrieg: Deutlich erkennbar sind die Turm- und Torbauten, Quelle ständiger Reibereien zwischen den Eigentümern der Burg, Karte um 1550 (StAN)

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