Enzendorf

  • Abgegangener Herrensitz
  • Gemeinde Hartenstein
  • Landkreis Nürnberger Land


In Enzendorf existierte spätestens seit dem 15. Jahrhundert eine Hammeranlage. Die bislang nicht genau lokalisierte Anlage lag laut den Ortsbeschreibungen aus dem 18. Jahrhundert „diesseits des Wassers“, d.h. auf Hersbrucker Seite und nach einer – sicher mit aller Vorsicht zu nutzenden – Abbildung auf der Pfinzing- Karte des Amtes Hersbruck von 1596 etwa an der Stelle der heutigen Mühle. Die Hammeranlage ist im Ersten Markgrafenkrieg niedergebrannt, aber von dem Nürnberger Bürger Konrad Eschenloher bereits 1450 wiederaufgebaut und 1466 von Jobst Tetzel und Endres Harsdorfer in einen Kupferhammer umgewandelt worden. Ein vermutlich zu dessen Schutz erbauter Sitz wird 1490/94 erstmals erwähnt. Nach dem Tod Endres Harsdorfers 1498 fiel sein Halbteil an der „Behausung“ samt Schmelzhütte und Hammerstatt (die andere Hälfte gehörte dem Vetter Peter Harsdorfer) an seinen Sohn Hans, der 1502 von den Erben Peter Harsdorfers auch deren Anteile übernahm.

Im Landshuter Erbfolgekrieg bestand die befestigte Anlage im Februar 1505 ihre Feuertaufe. Jacob Junghans, Diener und „Hullkopf“ (technischer Betriebsleiter) der Harsdorfer, organisierte die Verteidigung von Sitz und Hammer. Es glückte den insgesamt 28 Hüttenknechten unter seiner Führung, einen Angriff zahlenmäßig weit stärkerer Pfälzer Truppen auf Schloss und Hammer abzuschlagen, so „das sie ungeschafft abziehen mussen“.

Nach Hans Harsdorfers Tod 1511 fiel Enzendorf an dessen drei Töchter Anna, Katharina (verheiratet mit Leonhard Groland) und Ursula, die Ehefrau des Hans Ebner. Dieser erwarb noch im selben Jahr die Anteile seiner Miterben „an dem Sitz und Herrenhaus Enzendorf“ sowie an Hütte, Hammerwerk, Kohlenstadel, zwei Häusern und Stallungen einschließlich des Hausrates. Die Ebner besaßen zu dieser Zeit das Monopol auf böhmisches Kupfer aus Kuttenberg, das sie in Enzendorf – dem damit wichtigsten Nürnberger Hammer – verarbeiteten.

1552 verbrannten markgräfliche Truppen am 27. Mai „Herrn Hannsen Ebners sitz unnd hutt“. Der Schaden am „herrnsytz, saiger, hutenwerck und hammerwerck“ sowie die Einbußen durch den Raub der Vorräte an Kupfer und Blech wurden auf 8000 Gulden beziffert. Hans Ebner starb 1553, Enzendorf wurde von seinen Kindern verkauft. 1556 war Berthold Holzschuher, 1561 auch sein Gläubiger Sebastian Imhoff Besitzer. Nach dessen Tod 1572 verkauften die Erben im Jahr darauf Enzendorf „sambt dem hamerwerckh ... mit wasserredern, heusern, zinnern springenden prunnen, garten“ etc. an Hans Dorn, den bisherigen „Hutkapfer“, um 2000 Gulden. Wegen finanzieller Schwierigkeiten musste dieser das Gut aber schon 1575 für 1765 Gulden an Michael Paußmann „von der Hamerhüll“ weiter veräußern, der anstelle des Hammers eine Säge- und später noch eine Mahlmühle errichtete.

Eine Skizze auf einer Karte des späten 16. Jahrhunderts vermittelt einen schemenhaften Einblick vom Aussehen der Anlage. Ein zwei- oder dreigeschossiger Herrensitz auf rechteckigem Grundriss erhob sich inmitten niedrigerer Wirtschaftsbauten, sicher des zugehörigen Hammers. Dach- und Eckerker lockerten das steile Satteldach auf, ein Pyramidendach ragte über das Dach des Haupthauses hinaus und gehörte vermutlich zu einem an der Rückseite angebauten Treppenturm.

Herrensitz und Hammerwerk sollen zwar noch um 1800 bestanden haben, doch ist hierzu Näheres nicht bekannt.

Quellen


StAAm Plansammlung Nr. 9577.

StadtAN A1, 1572 Dezember 20.

StAN Rst. Nbg., Rechnungen des Markgräflichen Krieges Nr. 96; Rentamt Hersbruck Nr. 977, 979.

StBBa MvO 60, fol. 17v.

Gelegenhait, Nr. 888.

Müllner III, S. 315 f, 342.

NUB Nr. 1073.

Literatur


Dannenbauer, S. 227.

HAB Lauf-Hersbruck, S. 61.

Harsdorf, Karl Frhr. von: Der Kupferhammer zu Enzendorf bei Rupprechtstegen. In: MVGN 48 (1958), S. 26–50.

Ress, Franz Michael: Der Eisenhandel der Oberpfalz in alter Zeit. München 1951.

Werner, Theodor Gustav: Zur Geschichte Tetzelscher Hammerwerke bei Nürnberg und des Kupferhüttenwerks Hans Tetzels auf Kuba. In: MVGN 55 (1967/68), S. 223.


Abbildung

Vereinfachte Darstellung von Herrensitz und Hammer Enzendorf auf einer Karte aus der ersten Hälfte des 16. Jahrhunderts (StAAm)

Lageplan

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