Hadermühle

  • Abgegangener Herrensitz (vermutlich 1767 zerstört)
  • Hadermühle/Badstraße
  • Stadt Nürnberg


Die Hadermühle mit dem Herrensitz vor dem Wöhrder Tor zählt dank der Abbildung in der Schedelschen Weltchronik sicherlich zu den bekannteren Gebäuden der Reichsstadt Nürnberg. In der Hadermühle ließ nach 1391 Ulman Stromer das erste Papier nördlich der Alpen produzieren. Das Betriebsgeheimnis der Papierherstellung wurde streng gehütet und macht die Existenz eines befestigten Herrensitzes zu ihrem Schutz schon zu diesem Zeitpunkt wahrscheinlich. Im Herbst 1414 führte Ulmans Sohn Georg König Sigmund durch die Papiermühle, als dieser für seinen Wirtschaftskrieg gegen Venedig nach alternativen Einkaufsquellen für das im Nachrichtenwesen der Zeit schon unentbehrlich gewordene Papier suchte.

Ulman Stromer hatte das Erbrecht an der Mühle 1390 von Leopold Schürstab erworben, der sie erst 1374 vom Nürnberger Burggrafen Friedrich als Leibgeding gekauft hatte. Das Obereigentum an der „andere(n) (Mühle) bei der Stadt, genannt die Papiermühle“ verblieb bei den Burggrafen und wurde von ihnen 1427 mit anderen Besitzungen an die Reichsstadt Nürnberg veräußert.

Die Nutzung als Papier- oder Hadermühle sollte allerdings nur wenige Jahrzehnte anhalten. Als der Rat nach 1463 die Mühle von den Stromerschen Erben einzog, stellte er die Papierherstellung ein, rüstete Teile der Mühle zu einem Zain- und Kupferhammer um, verpachtete andere Teile der Mühlenanlage an Klingenschmiede, Harnischmacher und Rotgerber und betrieb daneben ein Sägewerk.

Eng verknüpft mit dem Schicksal des Hammers bzw. der Mühle war das Geschick des Herrenhauses. 1479 kam es zu einem Großbrand, dem alle Teile der Mühle und vermutlich auch der Sitz zum Opfer fielen. Aus dem Jahre 1493 haben wir die erste Ansicht der Anlage auf der eingangs erwähnten Stadtansicht der Schedelschen Weltchronik, die ihrerseits wohl auf einer Zeichnung Michael Wolgemuts beruhte. Die Ansicht gibt den Zustand der nach dem Brand von 1479 neu errichteten Mühlenanlage wieder und zeigt den von niedrigen Wirtschaftsbauten umgebenen Herrensitz direkt an der Pegnitz. Erkennbar ist ein dreigeschossiger Bau auf quadratischem Grundriss mit steilem Satteldach. ­Das Erdgeschoss war vermutlich massiv aus Stein gemauert und fensterlos, darüber erhoben sich zwei Fachwerk­geschosse mit einer umlaufendem hölzernen Galerie am 2. Obergeschoss. Im Zweiten Markgrafenkrieg wurde am 1. Mai 1552 die „Hadermul ... auß Nürnberg“ verbrannt.

Auf den Darstellungen Brauns von 1608, im Cnopfschen Skizzenbuch um 1612/14 und auf den Stadtansichten von 1653 und 1675 hatte sich das Aussehen des Herrensitzes gegenüber der Darstellung Schedels kaum verändert (lediglich das 1. Obergeschoss wurde anscheinend massiv erneuert), deutlich erkennbar wird nun auch seine Lage inmitten einer von der Pegnitz abgezweigten Wasserhaltung.

Der Sitz bei der Hadermühle (nicht diese selbst!) wurde 1562 von den Schlüsselfeldern erworben, die ihn ihrem 1543 erworbenen Flaschenhof, damals einem Bauernhof, angliederten [vgl. Flaschenhof]. In der Folge teilte der Sitz dessen Schicksal. Vermutlich ist er beim Brand der Hadermühle 1767 untergegangen und nicht wieder aufgebaut worden.

Quellen


StAN Rst. Nbg., Ratschlagbücher Nr. 323. Rst. Nbg., Rechnungen des Markgräflichen Krieges Nr. 96.

StadtAN E 10/21 Nr. 2.

Müllner I, S. 326 und 345.


Literatur


Centrum Industriekultur (Hg.): Räder im Fluß. Die Geschichte der Nürnberger Mühlen. Nürnberg 1986, S. 92-96.

Dannenbauer, S. 215.

Sporhan-Krempel, Lore / Wolfgang von Stromer: Das Handelshaus der Stromer von Nürnberg und die Geschichte der ersten deutschen Papiermühle, nach neuen Quellen. In: VSWG 47 (1960), S. 81-104.

Sporhan-Krempel, Lore: Die Gleißmühle zu Nürnberg. Geschichte der ältesten deutschen Papiermühle. In: Archivalische Zeitschrift 49 (1954), S. 89-110.

Dies.: Ulman Stromers Gleißmühle zu Nürnberg. In: Zauberstoff Papier. Sechs Jahrhunderte Papier in Deutschland. München 1990, S. 37-45.

Stadtlexikon Nürnberg, S. 393.

Stromer, Wolfgang von: Oberdeutsche Hochfinanz 1350–1450 (= VSWG Beihefte 55–57). Wiesbaden 1970, S. 250.


Abbildung

Darstellung des Herrensitzes im so genannten Cnopfschen Skizzenbuch, um 1612/14 (HallerA)

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