Hiltpoltstein

  • Burg, ehemals Pflegschloss
  • Am Schlosshof 4-7
  • Markt Hiltpoltstein
  • Landkreis Forchheim


Die Burg zählt zu den ältesten hochmittelalterlichen Festen der Region. Vermutet wird ihre Entstehung als Sitz des Vogtes vor allem über die Güter des Klosters Weißenohe, das in der zweiten Hälfte des 11. Jahrhunderts gegründet wurde. Die Burg scheint bereits im Namen des Odalricus de Hilteboldestein in einer Überlieferung des Bamberger Klosters Michelsberg von 1139 auf. Ob dieser Ulrich von Hiltpoltstein als Ahnherr des hochrangigen Reichsministerialengeschlechts der Hiltpoltstein-Rothenberg gelten kann, ist nur zu vermuten, da Herkunftsnamen seinerzeit nur den jeweiligen Amts- oder Wohnsitz wiedergaben. Am Ende des Stauferreiches nannte sich der Reichsministeriale Hiltpold von 1246 bis 1276 wechselweise nach den Burgen Hiltpoltstein, Rothenberg und Lauf [vgl. Lauf, Alter Rothenberg, Rothenberg].

Die Reichsburg wurde schließlich von den Bayernherzögen im Zuge des staufischen Erbfalls 1268 übernommen. 1275 war Hiltpoltstein Sitz eines herzoglich-bayerischen Amtes, das neun Orte umfasste. Als Kaiser Ludwig der Bayer 1329 zu Pavia das Wittelsbacher Gut mit den Erben seines Bruders teilte, fiel die Burg der pfälzischen Linie der Herzöge zu. 1353 zählte sie zu den pfälzischen Burgen, die dem böhmischen und deutschen König Karl IV. verpfändet wurden, weil die Pfalzgrafen sich erheblich bei ihrem angeheirateten Verwandten verschuldet hatten. Im nach 1353 entstandenen neuböhmischen Territorium des Monarchen blieb die Burg Sitz eines Pflegamtes, das auch für die Hochgerichtsbarkeit zuständig war. Zur Burgbesatzung zählten im Jahr 1366 der Burggraf als Kommandant, ein Türmer, ein Torwart, vier Wächter, acht Kriegsknechte und ein Koch.

König Wenzel verpfändete die Burg 1397 an die Montanunternehmer Herdegen und Peter Valzner [vgl. Altdorf, Gleißhammer I, Henfenfeld], einige Jahre später hatte Friedrich von Seckendorff sie in Pfandbesitz. 1417 verlieh König Sigmund dem Seckendorffer das Marktrecht für Hiltpoltstein. Hans von Seckendorff, kaiserlicher Landrichter zu Nürnberg, war noch 1454 Besitzer des böhmischen Pfandes. Guotha von Riesenburg, oberster Landrichter des Königreichs Böhmen, löste die Burg mit Zustimmung des böhmischen Königs Wladislaus mit 3.600 Gulden von den Seckendorffern aus und versetzte sie 1503 für 6.000 Gulden an die Reichsstadt Nürnberg. Der Rat musste zwar dem böhmischen König ein Öffnungsrecht im Kriegsfall einräumen und sich verpflichten, 2.000 Gulden in die Burg zu verbauen, konnte nun aber sein Herrschaftsgebiet im Norden erweitern. Die nicht näher beschriebenen Bauarbeiten begannen bereits 1503 unmittelbar nach dem Erwerb. 1527 wandelte König Ferdinand I. die Pfandschaft in ein böhmisches Lehen um. Unmittelbar darauf wurden dann Untersuchungen am schadhaften Baubestand der Burg angeordnet, die 1530/31 zu neuerlichen Reparaturen führten.

Im Zweiten Markgrafenkrieg wurde die Burg am 21. Mai 1552 von dem markgräflichen Kriegshauptmann Wilhelm von Stein eingenommen. Genau vier Wochen später eroberten reichsstädtische Truppen unter Martin Schrimpf sie wieder zurück. In der Literatur, so auch von Gustav Voit im Nürnberger Stadtlexikon, wird immer wieder auf eine Brandzerstörung im Mai oder Juni 1553 hingewiesen. Mehrere überlieferte Nürnberger Kriegsrechnungen bestätigen diese Meldung jedoch nicht. Gegen eine Zerstörung der Burg spricht auch, dass die erhaltenen Hiltpoltsteiner Amtsrechnungen bereits für die 1560-er Jahre eine uneingeschränkt erhaltene und genutzte Burganlage ausweisen.

Größere Bauausgaben fielen erst nach 1590 an, als erhebliche Baumängel zu Tage traten. Es folgten umfangreiche Renovierungs- und Umbauarbeiten, die im Detail noch nicht erforscht sind, jedoch das Erscheinungsbild erheblich verändert haben dürften. 1591 wurde Baumeister Hanns Dietmaier beauftragt, den Turm zu begutachten und vermutlich Vorschläge zur Beseitigung von Bauschäden zu unterbreiten. Schließlich erhielt der Turm ein neues Dach. Die eigentlichen Bauarbeiten scheinen erst 1595 angelaufen zu sein. Der Maurermeister Paulus Müller errichtete an den beiden alten wohnturmartigen Kemenaten, die in etwa firstparallel stehen und östlich sowie westlich den oberen Hof begrenzen, neue Giebel. Vor den diese beiden Hauptgebäude verbindenden schmalen Südtrakt setzte Müller den südlichen Treppenturm, der einer besseren Erschließung der oberen Burg dienen sollte. Einem Zimmermeister war dagegen aufgetragen, neue Dachwerke aufzusetzen und Spunddecken einzubauen. Außerdem wurden zwei neue Torhäuser errichtet. Spätestens seit 1596 wurde die Baustelle vom Anschicker des Stadtbauamtes und späteren Nürnberger Zeugmeister Matthes Pfeffer betreut [vgl. Hohenstein, Hersbruck, Lauf]. Die neuen Burgdächer wurden eingedeckt, wozu man eigens den Dachdeckermeister Jobst Salva nach Hiltpoltstein holte.

Obwohl der Bergfried 1591 noch einmal mit einem Dach versehen worden war, führten Baumängel und ein Blitzschlag bald zu großen statischen Schäden, sodass man den Turm dann doch 1611 abbrechen ließ. Matthes Pfeffer war 1612 wieder vor Ort, um in der Burg die Unterkunft des so genannten „Halbbauern“, der für die Schlossökonomie zuständig war, aufzu­stocken. 1634 wurde offenbar unter dem Eindruck der Kriegsereignisse eine Untersuchung angestellt, wie man die „Fortifikation“ verbessern könnte. 1637 und 1657 waren wieder Schäden an Befestigungsmauern, an den zwei Torhäusern und am oberen Schloss zu beobachten. Auch während des 18. Jahrhunderts verursachten Baumängel hohe Kosten: 1728 und 1778 musste der gedeckte Gang im Schloss repariert werden, 1740 stürzte die Zwingermauer wenigstens zum Teil ein und musste erneuert werden. Dasselbe geschah 1807, wobei der damalige Bauinspektor und spätere Archäologe Carl Haller von Hallerstein (der 1771 im Pflegschloss geboren wurde und 1817 in Griechenland starb) ein Gutachten mit Plänen erstellte.

Wohl noch im 16. Jahrhundert war in der Vorburg aus Resten einer Vorgängerbebauung ein bequemer erreichbares Pfleghaus, auch „Neues Schloß“ genannt, entstanden, das im frühen 17. Jahrhundert durch einen zweiten, nördlichen Flügel erweitert wurde. Die Burgkapelle wurde 1617 und 1699 zur Pfarrkirche St. Matthäus umgebaut.

Nach der Eingliederung des reichsstädtischen Territoriums in das neue Königreich Bayern endete die lange Geschichte der Anlage als Amtssitz. Die Burg wurde vom Staat verkauft und ging in private Hände über. Wie auch in Hohenstein trat König Ludwig I. als Retter in höchster Not auf, denn als der Abbruch bevorstand, erwarb der Monarch 1841 die Burg zurück. Daraufhin diente sie lange als Sitz eines Forstamtes. 1966 wurde die Burg vom Staat an einen Nürnberger Unternehmer verkauft. Unmittelbar darauf wurde die Burg einer Renovierung zugeführt, die, wie damals üblich, von keiner wissenschaftlichen Bestandserfassung und archäologischen Untersuchung begleitet wurde. Dabei hatte sich bei den Arbeiten gezeigt, dass der obere Hof und die Kellergeschosse erheblich mit Bauschutt aufgefüllt waren. Bei der Freilegung des Hofraums trat das Fundament des 1611 abgebrochenen achteckigen Turmes zu Tage.

Quellen


StAN Rst. Nbg., D-Laden Akten Nr. 4405, 4420. Rst. Nbg., Briefbücher des Landpflegamtes. Rst. Nbg., Landpflegamt, Pflegamt Hiltpoltstein  S I, L 399, Nr. 1, 13, 23a, Rep. 34a, 34b, 34c. Rst. Nbg., Rentkammer Akten Nr. 2051 [Gutachten 1807]. Rst. Nbg., Handschriften Nr. 198, 313, 323.

Böhmisches Salbuch S. 61 ff,  83 f, 87, 123.

Literatur


KDM Forchheim, S. 131-135.

Hofmann, Hanns Hubert / Schuhmann, Günther: Franken in alten Ansichten und Schilderungen. Konstanz 1967, S. 188 mit Bleistiftzeichnung des C.J.W.C.J. Haller von Hallerstein von 1809.

Kunstmann, Hellmut: Hiltpoltstein. In: MANL 10 (1961), Heft 1/2, S. 63 f.

Ders.: Burg Hiltpoltstein. In: MANL 17 (1968), Heft 2/3, S. 64-66.

Lauter, Karl Theodor: Weißenoher Urkundenfälschungen. In: Archivalische Zeitschrift 39 (1930), S. 226-259.

Schnellbögl, Fritz: Das Geheimnis des „Alten Rothenberges“. In: MANL 1 (1952), Heft 1, S. 6-11.

Stadtlexikon Nürnberg, S. 447.

Voit, Pegnitz, S. 221-224.


Abbildung

Hiltpoltstein aus nördlicher Richtung, Radierung von J. A. Boener von 1696 (StadtMN)

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