Hohenstein

  • Burg, ehemaliges Pflegschloss
  • Gemeinde Kirchensittenbach
  • Landkreis Nürnberger Land


Die Entstehung der Burg wird schriftlich nicht überliefert, doch ist sie mit ihrer schon für das 12. Jahrhundert erkennbaren Funktion für die Entwicklung des Landes so bedeutsam, dass sie zweifellos zu den ersten Herrschaftsburgen der Region gezählt haben wird. Die Grundlagen hierfür schuf König Heinrich II. mit der Gründung des Bistums Bamberg, für dessen Ausstattung ein großer Teil der Nordgaugrafschaft herangezogen wurde. Auch überließ er dem neuen Hochstift 1007 das von der bayerischen Herzogswitwe Wiltrudis im 10. Jahrhundert gegründete Kloster Bergen, das über einen relativ großen Besitz bei Hersbruck verfügte. Dieser Güterkomplex wurde von einem in Hersbruck sitzenden Propst verwaltet. Schutz und Schirm dieser geistlichen Güter oblagen einem Vogt, dessen Amt schon im 11. Jahrhundert die Grafen von Sulzbach innehatten. Als die Burg Hohenstein erstmals 1163 bezeugt wird, saß der Ministeriale Sicolinus de Hohenstein als Untervogt des Grafen Gebhard von Sulzbach dort.

Die Herrschaft des Vogts über die Güter des Hochstifts und der Propstei Bergen wurde von dem wohl markantesten und exponiertesten Punkt der Pegnitzregion ausgeübt. Die Fernwirkung der Burg beeindruckt noch heute. Mehrere Autoren haben bereits die Grafen von Sulzbach als Erbauer der Burg angenommen. Nicht auszuschließen ist jedoch, dass die Anfänge zumindest der beiden Burgen Hohenstein und Königstein noch auf die Zeit der salischen Kaiser Heinrich III. oder  Heinrich IV. zurückgehen, die im 11. Jahrhundert nachdrücklich versucht hatten, großzügig vor allem an geistliche Institutionen vergebene Reichsgüter zurückzugewinnen. Mit dem Scheitern der kaiserlichen Politik könnten diese Stützpunkte dann noch im 11. Jahrhundert dem Hochstift und seinem Vogt überlassen worden sein, spätestens seit Graf Berengar von Sulzbach in enger Beziehung zu König Heinrich V. stand [vgl. Albewinistein].

Mit dem absehbaren Aussterben des Sulzbacher Grafengeschlechts hatte Kaiser Friedrich I. Barbarossa für den Erbfall der Bamberger Hochstiftsvogtei und ihrer Lehen an seine Söhne gesorgt. 1188 wurde daher auch der Hohenstein staufisch. Die Staufer haben die Burg dann in den Jahren um 1200 sehr weitgehend umgebaut und erweitert. Wie die im Jahr 2000 erfolgte Bauforschung und archäologische Grabung feststellen konnte, bestand die salische Burg vermutlich aus einem breiten Wohnturm an der Stelle des heute als Palas bezeichneten Hauptgebäudes der Oberburg. Die Sockelmauern dieses Gebäudes und von Aufschüttungen überdeckte Mauerreste zeigen noch heute die sorgfältig behauenen, kleinformatigen Werksteine der Mauerschalen, wie sie typisch für den vorstaufischen Burgenbau sind. Bei der baulichen Neugestaltung um 1200 wurde die Burg unter Verwendung älterer Konstruktionen neu aufgeführt. Außerdem entstand in qualitätvoller Bauweise ein neues Torhaus mit der Burgkapelle im Geschoss darüber. Ob auch der schmale Bergfried, der in der nörd­-lichen Oberburg aufragte, zu dieser Zeit entstand, kann nach seinem Abbruch 1809 nicht mehr geklärt werden. 1266 verpfändete der letzte Staufer, Konradin, die Burg Hohenstein mit der Vogtei über Hersbruck, Vilseck und weiteren Gütern seinem Onkel, dem Bayernherzog Ludwig II. Der Besitzübergang an die Bayernherzöge war daher bereits vor der Hinrichtung Konradins in Neapel vollzogen. Bei der Teilung des staufischen Erbes am 29. Oktober 1269 zu Aufhausen blieb die Burg bei Herzog Ludwig, der vom Bamberger Bischof auch mit dem „castrum Hohinsteyn“ belehnt wurde. Mehrere Versuche der so genannten Revindikation, der Rückgewinnung von Reichsgut durch die Könige, scheiterten letztlich 1308, als König Heinrich VII. die Besitzrechte des Bayernherzogs Rudolf bestätigte. 1317 wurde die Burg wohl nur kurzfristig an Dietrich von Parsberg verpfändet. Mit dem Wittelsbacher Hausvertrag von Pavia 1329 fiel die Burg an die pfälzische Linie, bis sie 1353 mit den anderen pfälzischen Ämtern an König Karl IV. versetzt wurde [vgl. Lauf, Hartenstein, Hauseck, Hersbruck, Hiltpoltstein]. Wenig später erstand Kaiser Karl IV. 1360 zudem die Rechte des Klosters Bergen über Hersbruck und Hohenstein und verlegte den Vogteisitz nach Hersbruck. Auf dem Hohenstein blieb eine Besatzung, die um 1366 aus dem Burggrafen, zwei Reitern, acht Fußsoldaten, vier Wächtern, einem Türmer, einem Torwart und einem Koch bestand.

In den späten 1390-er Jahren wurde die Burg von König Wenzel zunächst an seinen Kanzler Wenzel verpfändet. 1399 hielt der reiche Nürnberger Kaufmann, Bergbauunternehmer und Finanzmakler Ott Haid das Pfand in Händen [vgl. Hartenstein]. Nachdem der neue König Ruprecht I., auch Pfalzgraf, sich im böhmisch-pfälzischen Krieg 1400/01 gegen den abgesetzten Wenzel militärisch durchgesetzt hatte, blieben die Versuche der Krone Böhmens, den Hohenstein zurückzuerlangen, aussichtslos. Schließlich fiel die Burg im Zuge der Pfandlösung im frühen 15. Jahrhundert an Herzog Ludwig VII. von Bayern-Ingolstadt. Dieser versetzte die Burg aber selbst weiter, beispielsweise 1415 an Hilpolt Mendorfer, der dem Herzog das militärische Öffnungsrecht einräumte. Das Verpfänden von Burgen und Ämtern an Gefolgsleute war angesichts der fürstlichen Finanznöte ein häufig zu beobachtendes Phänomen.  Mit dem Erlöschen der Ingolstädter Linie der Herzöge fiel der Hohenstein 1447 an Bayern-Landshut. Zu dieser Zeit, spätestens seit 1444, wurde die Burg wieder von herzoglichen Pflegern verwaltet. Nach Georg von Erlbeck, Georg von Strahlenfels und Conrad Magerer war Werner Türriegel von Riegelstein lange, von 1463 bis 1497, Pfleger der Burg.

Mit dem Ausgang des Landshuter Erbfolgekriegs waren 1504/05 die pfälzischen und niederbayerischen Gebiete um den Hohenstein an die siegreiche Reichsstadt Nürnberg gefallen. Um den Gebietserwerb zu arrondieren, kaufte die Reichsstadt Burg und Amt Hohenstein für 10.000 Gulden von Herzog Albrecht IV. von Bayern. Sie übernahm auch den Pfleger, Andreas von Lichtenstein, der vermutlich bis 1517 auf dem Hohenstein amtierte. Die Reichsstadt gab noch 1505 einen größeren Geldbetrag für Bauarbeiten auf der Burg aus und sorgte auch in den folgenden Jahren für den Bauunterhalt. Doch wurden alle Mühen im Zweiten Markgrafenkrieg zunichte gemacht. Bereits am 19. Mai 1552 war der Hohenstein dem markgräflichen Hauptmann Wilhelm von Stein kampflos übergeben, aber nach einer Plünderung wieder geräumt worden. Ein Jahr später verlief ein Angriff weniger glimpflich. Nachdem die Nürnberger in Stierberg die Erfahrung gemacht hatten, dass die Markgräfler nur die leicht brennbaren Gebäude der Vorburg zu entzünden brauchten, um eine Feste zur Gänze zu ruinieren, ließ man um den 23. Mai 1553 die gesamte Bebauung der Unterburg mit dem Voithaus, dem Getreidekasten und der so genannten langen Stallung abbrechen. Diese Umsicht half jedoch nicht, denn am 2. Juni 1553 wurde der Hohenstein vom Markgrafen eingenommen und auch die Oberburg noch am Nachmittag nach 16 Uhr in Brand gesteckt.

Die völlig ausgebrannte Burg wurde nach dem Krieg nur sehr notdürftig gesichert. Der Tor-Kapellen-Bau wurde vermutlich reduziert und eher provisorisch unter Dach gebracht, der Bergfried wurde repariert und südlich des Tores ein Burggebäude zu einem Zeughaus hergerichtet. Die übrigen Teile blieben als Ruinen stehen. Zur Unterbringung des Pflegamtes ließ die Reichsstadt stattdessen in der Unterburg das so genannte Langhaus bauen. Vermutlich entstand es an der Stelle der 1553 zerstörten „langen Stallung“. Der Zustand des ausgebrannten Wohnturms der Oberburg verschlechterte sich in der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts immer mehr. Nürnbergs berühmter Kartograph Paul Pfinzing hat 1591 die erste genaue Ansicht der ruinösen Burg überliefert, und zwar als ein durch Fahrlässigkeit ausgelöster Dorfbrand 1590 abermals die untere Burg mit dem neuen Pfleghaus zerstört hatte.

Während das Pfleghaus bis 1593 wieder in Stand gesetzt worden ist und sich im wesentlichen bis heute erhalten hat, kam es 1606 bei einem Sturm schließlich zu einem Teileinsturz des ausgeglühten Wohnturms. Unter der Leitung des Stadtwerkmeisters Matthes Pfeffer ließ das Nürnberger Landpflegamt das ehemalige Hauptgebäude bis auf das Erdgeschoss abbrechen und 1607 ein neues Obergeschoss und Dachwerk aufsetzen. Damals erhielt das Gebäude, abgesehen von dem Dachreiter, sein heutiges Erscheinungsbild. 1609/10 setzte man die Bauarbeiten mit einer neuerlichen Renovierung des Tor-Kapellen-Baus und des Bergfrieds fort.

Im 30-jährigen Krieg scheint die Burg keine bemerkenswerten Schäden davongetragen zu haben. Sie wurde auch kaum noch genutzt. Im Erdgeschossgewölbe des „Neuen Baus“, wie das Hauptgebäude seit dem Umbau von 1607 hieß, wurde Pulver eingelagert. Die Schlosskapelle wurde seit 1693 für die Gottesdienste der Dorfbevölkerung geöffnet. Der Plan, die Oberburg zu einem Zuchthaus umzubauen, wurde 1719/20 diskutiert, dann aber doch nicht weiter verfolgt.

Schon vor der Mediatisierung der Reichsstadt Nürnberg war dem Pflegamt Hohenstein keine größere Bedeutung mehr zugemessen worden, zumal es zum Hochgerichtsbezirk des Hersbrucker Pflegamtes zählte. Jobst Wilhelm Furtenbach von Reichenschwand war der letzte Hohensteiner Pfleger. Kurz nach 1790 wurde er durch einen Pflegsverweser, damals Hans Recknagel, ersetzt. 1806 zeichnete sich die Aufhebung des Amtes ab. Das neue bayerische Landgericht und das Rentamt Hersbruck wurden für Hohenstein zuständig. Die Finanzbehörden sahen sich bereits nach privaten Käufern um, als das „königliche Militär-Topographische Bureau“, das eben mit der bayerischen Landesvermessung begonnen hatte, dringend ein trigonometrisches Signal benötigte. Die nördlich von München in Angriff genommene Vermessung musste von den Signaltürmen Dillenberg bei Postbauer und Wildbad bei Burgbernheim aus weiter nach Norden vorangebracht werden. Die Vermessungsbehörden errichteten daraufhin 1807 auf dem Neuen Bau den markanten Dachreiter, der bis heute der Burg ihre unverwechselbare Silhouette verleiht. Während der Neue Bau für die Zwecke der Landesvermessung im Staatsbesitz blieb, wurden die übrigen Teile der Ober- und Unterburg an mehrere Private verkauft. Der mittlerweile baufällige Bergfried erlitt am 26. April 1808 unter „entsezlichen Gepraßel“ einen Teileinsturz und wurde wenig später vollkommen abgebrochen.

Mangelnder Bauunterhalt, konstruktive Mängel (vor allem seit dem Aufbau des Dachreiters, der das Tragwerk des 17. Jahrhunderts beeinträchtigt hatte) und schließlich der Diebstahl aller Dachziegel durch die Dorfbevölkerung führten dazu, dass der Neue Bau bereits um 1820 erheblich baufällig wurde. Trotz vieler Mahnungen – so hatte der königliche Bauinspektor Erdinger mehrfach auf die Denkmalwürdigkeit des Gemäuers und seine Bedeutung als romanisches Bauwerk hingewiesen – stellten die Finanzbehörden keine Mittel für eine Instandsetzung zur Verfügung. Im April 1839 stürzte schließlich die Außenschale der westlichen Umfassung in die Tiefe. Erst die persönliche Initiative König Ludwigs I., dem der Schutz „vaterländischer Alterthümer“ sehr am Herzen lag, führte 1840 zur Restaurierung des Gebäudes unter der Leitung Erdingers.

Nach diesem Kraftakt folgten wieder Jahre sparsamsten Bauunterhalts. Der Versuch des Hersbrucker Landrichters, die Hohensteiner Schule in der Burg unterzubringen, um an Mittel des Schulfonds zu kommen, scheiterte an der mangelnden Eignung des Gebäudes. Bald darauf fielen 1854 Teile der oberen Wehrmauern in die Tiefe; baufällige Abschnitte wurden abgetragen. Schließlich ereignete sich bei einem Sturm im Februar 1867 wieder ein Teileinsturz des Hauptgebäudes; abermals brachen Teile der erst 1840 erneuerten Umfassung ab. Der daraufhin angeregte völlige Abbruch der oberen Burg konnte mit Mühe von Heimatpflegern und mit Hilfe des Staatsministeriums des Innern verhindert werden. Dank einer von Nürnberger Heimatfreunden angeregten Sammlung und eines Zuschusses aus dem bayerischen Denkmalpflegefond kam es 1868 zur zweiten Instandsetzung.

Die eigentlichen Probleme, statische Unzulänglichkeiten und mangelnder Bauunterhalt, wurden jedoch auch nach 1870 nicht abgestellt. Bereits 1881 verzeichnete man schlimme Schäden am Obergeschoss des Neuen Baus, sodass die Fachwerkkonstruktion durch massives Ziegelmauerwerk ersetzt wurde. Schadhaft war auch das Mauerwerk der romanischen Kapelle, die zeitweise als Stall genutzt worden war. Nach der Gründung des Hohensteiner Verschönerungsvereins 1899 konnte die Kapelle jedoch von 1902 bis 1908 restauriert werden.

Konnte der Abbruch des Dachreiters, der als Aussichtsturm bei Ausflüglern äußerst populär war, noch 1934 verhindert werden, so wurde seine Beseitigung und der Aufbau eines Beobachtungsturms für die Wehrmacht 1940 ohne weiteres verfügt. 1957 wurde der Beobachtungsturm entfernt und durch eine Rekonstruktion des alten Dachreiters ersetzt. Damit war die vertraute Silhouette des Hohensteins wiederhergestellt. Noch bevor die westliche Umfassung, an der es schon 1839 und 1867 zu spektakulären Bauschäden gekommen war, im Jahr 2000 wieder einmal in die Tiefe stürzte, war mit einer umfassenden Instandsetzung der gesamten oberen Burg begonnen worden, die mittlerweile weit fortgeschritten ist.

Quellen


BayHStA Plansammlung Nr. 10291.

StAN Rst. Nbg., Karten und Pläne Nr. 642. Reg. v. Mfr., Plansammlung I, Mappe IX Nr. 85-92.

Altnürnberger Landschaft e.V. / Staatsarchiv Nürnberg (Hg.): Der Pfinzing-Atlas von 1594. Nürnberg 1994.

Böhmisches Salbuch, S. 123.

Literatur


Chlingensperg, Maximilian Benno Peter von: Das Königreich Bayern in seinen alterthümlichen, geschichtlichen, artistischen und malerischen Schönheiten ... München 1849, S. 147, mit Stahlstich von Johann Poppel.

Giersch, Claus: Bauforschung an der Burg Hohenstein. Denkmalpflegerische Voruntersuchung 1998–2002. Unveröff. im BLfD.

Giersch, Robert: Bau- und Nutzungsgeschichte der Burg Hohenstein. Auswertung der Hohensteiner Amtsrechnungen. Dokumentation für die denkmalpflegerischen Voruntersuchungen 1998. Unveröff. im BLfD.

HAB Lauf-Hersbruck, S. 38, 74.

KDM Hersbruck, S. 184-194, mit Lageplan, Grundrissen und Schnitten und Fotografien.

Kunstmann, Hellmut et al.: Burg Hohenstein. Ein Baudenkmal und seine Geschichte. In: MANL 4 (1956), Sonderheft mit umfangreichem Bildanhang.

Mayer, Friedrich: Wanderungen durch das Pegnitzthal mit 24 Stahlstichen von Alexander Marx. Nürnberg 1844, S. 204 f, mit Stahlstich von Marx.

Rühl, Pegnitz, S. 64-68.

Stadtlexikon Nürnberg, S. 456 f, mit Radierung von J. A. Boener von ca. 1700.

Voit, Grundherrschaften, S. 6-13.


Abbildung

Burg Hohenstein als Ausschnitt aus der Karte der Pflegämter Velden und Hauseck von Hieronymus Braun vom Februar 1611 (StAN)

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